Der Jahresrückblick 2016

Reinschauen und lesen lohnt sich! Entschuldigung, sobald wir etwas Zeit gefunden haben, folgen die Ereignisse bis Dezember 2016.

Januar 2016

Dieses Jahr ist bislang das Traurigste in der Geschichte von Schutzengel für Tiere.

Es begann aber zunächst erfreulich mit der Vermittlung des Haflingers Sams, den wir im April 2015 von einer in finanzielle Nöte geratenen Frau übernommen hatten. Normalerweise lassen wir uns das Eigentum an den Pferden, für die wir sorgen, immer unwiderruflich überschreiben. Die Frau bat uns aber inständig, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen, weil sie sehr an ihrem Pferd hänge. Da sie Tierheilpraktikerin ist und in der Schlachtfohlenhilfe aktiv war, vertrauten wir darauf, dass sie wohl nicht zum Schaden ihrer Tiere handeln würde. Und nahmen eine Klausel in den Schutzvertrag auf. Die besagte, dass sie Sams zurückbekommen würde, wenn sie am 01.01.2016 nachweislich wieder in der Lage sei, für ihn zu sorgen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass wir uns von dem Platz überzeugen dürfen und sie die von uns für das Pferd verauslagten Kosten zurückerstattet.

Weiter regelte der Vertrag allerdings auch, dass wir Sams mit Schutzvertrag vermitteln dürfen, falls er am 01.01.16 nicht zu seiner Besitzerin zurück kann. Denn Schutzengel für Tiere muss ja auch kalkulieren können und Sams als junges, gesundes Pferd durfte nicht womöglich über Jahre einen Tierschutzplatz blockieren. Die Geschichte um Sams ist für uns zu einem richtigen Lehrstück geworden, was Schutzverträge und ihre Bedeutung vor Gericht angeht. Deshalb möchte ich sie Ihnen auch nicht vorenthalten, weil alle Tierschützer daraus lernen können. Sams wird uns durch den Jahresrückblick 2016 begleiten. Da Sams Besitzerin uns am 31.12.15 telefonisch mitteilte, dass sie Sams nicht zurücknehmen könne, vermittelten wir ihn im Januar an Jasmin, eine junge Frau aus einem Nachbarort, die schon mehrere Monate konsequent mit Sams gearbeitet hatte. Denn als der im April 2015 nach Monheim gekommen war, rannte er Menschen einfach über den Haufen, wenn die Boxtür aufging.

Jasmin übte mit Sams also zuerst Gehorsam und machte Bodenarbeit mit ihm. Das bedeutet, dass man nicht auf dem Pferd reitet, sondern „vom Boden aus“ mit ihm arbeitet. Sams wirkte erleichtert, dass er nun auch Beschäftigung für den Kopf bekam und ihm jemand sagte, wo es langgeht. Bodenarbeit und Einreiten von jungen Pferden sollte nur oder zumindest unter Anleitung von wirklich darin erfahrenen Menschen erfolgen. Haflinger zum Beispiel sind Spätentwickler, sie sollten erst im Alter von fünf Jahren geritten werden. Pferdegerechte, aber konsequente Erziehung sollte aber natürlich bereits im Fohlenalter beginnen, die schien bei Sams ein wenig zu kurz gekommen zu sein. Aber es ist ja bekanntlich selten zu früh und nie zu spät, das traf auch auf Sams zu. Denn schon bald benahm er sich viel besser und wirkte sehr zufrieden. So begann das Jahr 2016 eigentlich gar nicht schlecht für Sams und seine frischgebackene neue Besitzerin Jasmin, beide waren glücklich und zufrieden bei langen Ausritten im Schnee.

Andere Schützlinge dagegen machten uns Kummer – so hatte unser für ein Galopprennpferd mit seinen 25 Jahren schon arg betagter Silver in Korschenbroich Kolik. Glücklicherweise war die Tierärztin schnell vor Ort und unserem Opa ging es bald wieder gut. Wetterkapriolen, die wie durch den beängstigenden Klimawandel leider die Regel geworden sind, schlagen gerade alten Pferden oft auf Kreislauf und Magen. Und das neue Jahr begann wettermäßig, wie das alte geendet hatte. Es regnete und regnete immer weiter, so dass die Paddocks hoffnungslos unter Wasser standen. Die Pferde wurden bereits nach dem Misten wieder in den Stall geholt, auch damit die Regendecken überhaupt eine Chance hatten, bis zum nächsten Morgen wieder zu trocknen. Nur die Matsche auf den Paddocks trocknete natürlich nicht, die Pferde standen wirklich bis zu den Fesselgelenken im Schlamm und auch der Heuverbrauch war dadurch zu hoch, so ging es nicht weiter.

Denn wenn Pferde zu nass stehen, führt das zu Strahlfäule an den Hufen und zu schmerzhafter Mauke in den Fesselbeugen. So beschlossen wir endgültig, im Frühjahr den kleinsten unserer Paddocks mit einer Drainage aus den teuren Ecorastern zu versehen. Der kleinste Paddock (ca. 150 qm) sollte es sein, weil nur dafür die Kosten noch einigermaßen erschwinglich waren – die Sanierung würde mit ca. 8000 EUR zu Buche schlagen. Ein stolzer Preis, aber dafür würden unsere Pferde auf diesem Paddock selbst bei starkem Regen immer einigermaßen trocken stehen. Also warteten wir sehnsüchtig auf den Frühling. Zum Glück ahnten wir da noch nicht, dass auch der Sommer 2016 sehr nass werden sollte.

Februar 2016

Dieser Monat gehörte schon zu den traurigen des Jahres, denn unser erst etwa ein Jahr altes Schwein Felix starb am 6. Februar in der Pflegestelle Schwefe bei Soest. Nachdem wir ihn im Juni 2015 ja schon krank mit ständigem Durchfall bekommen hatten, päppelten wir ihn mit ungeheurem Aufwand und Einsatz von drei ehrenamtlichen Helferinnen mit Leber- und Magendarm-Kräutern, Homöopathie und ganz viel Liebe. Die Zuwendung seiner „Krankenschwestern“ genoss Felix in vollen Zügen, das war ihm deutlich anzumerken. Auch wenn es ihm mal nicht so gut ging – wenn er seinen Namen hörte, kam er im Schweinsgalopp aufgeregt grunzend zum Zaun und verteidigte die Extra-Leckerlies für ihn mit eisernem Willen auch gegen die anderen Schweine.

Ein besonders Verhältnis hatte er zu unserer Cranio-Sacral-Therapeutin Carmen, die auch immer kurzfristig einen Termin frei hatte, wenn es ihm mal wieder schlecht ging. Denn immer wieder gab es Tage, wo er appetitlos war und matt wirkte. Es war unglaublich – eine Stunde, nachdem sie ihn behandelt hatte, konnte man zusehen, wie es ihm fast schlagartig wieder besser ging. Und noch am Jahresende 2015 hatten wir wirklich gehofft, Felix habe sich endgültig berappelt, denn er hatte ein glänzendes Borstenkleid bekommen und seine Äuglein funkelten unternehmungslustig. Aber es war wohl leider nur das letzte Aufbäumen vor seinem Tod, wie man es bei schwerkranken Menschen auch beobachten kann.

Denn Anfang Februar fing er plötzlich wieder an zu schwächeln, er fraß nicht und hatte einen aufgeblähten Bauch. Wir brachten schnell eine Kotprobe zur Untersuchung, weil wir dachten, er hat bestimmt wieder Würmer. Denn er war mit Spulwurmbefall zu uns gekommen. Einfach eine Wurmkur geben, ist bei einer geschädigten Leber wie Felix sie hatte, keine gute Idee. Aber Würmer waren nicht der Grund für seine Mattigkeit und Appetitlosigkeit, die Kotprobe war negativ, keine Würmer drin. Da waren wir schon mal erleichtert, aber trotzdem riefen wir Carmen, seine persönliche Therapeutin an, denn es ging ihm nicht gut.

Zu unserem Schrecken konnte Carmen aber nicht kommen, es war entsetzlich nasskaltes Wetter zu dieser Zeit und Carmen hatte sich eine heftige Erkältung samt Blasenentzündung eingefangen. Mit so etwas sich eine Stunde in den kalten Schweinstall setzen, nein, das ging einfach nicht, sahen wir ein. Carmen hätte sich dabei womöglich eine Nierenbeckenentzündung zugezogen. Inzwischen hatten wir dann den Tierarzt gerufen, der Felix mit Buscopan spritzte. Dieses bekannte Medikament bekommt man ja auch als Mensch bei Bauchschmerzen, es wirkt krampflösend. Und die Freude war groß, als Felix am Freitag dann wieder ein wenig fraß, als Karin und Cornelia nachmittags gekommen waren, um nach unserem Sorgenkind zu schauen. Er grunzte auch wieder ganz fröhlich und wirkte etwas mobiler als die Tage zuvor. Aber einen Tag später lag er morgens vollkommen unerwartet tot im Stall. Wir waren alle völlig entsetzt und vermutlich wurde noch niemals der Tod eines Schweines so sehr beweint wie der von unserem Felix. Wenn noch junge Tiere gehen müssen, ist das immer schlimm. Erst mit etwas Abstand kann man sich damit trösten, dass sie zumindest einige Monate Sonne, Wiese und Fürsorge genießen durften. Acht Monate immerhin waren es bei Felix. Ruhe in Frieden, kleiner Mann, Du warst ein großer Kämpfer und wir sind dankbar, dass wir Dich kennenlernen durften.

Nur vier Tage später, am 10. Februar verabschiedete sich in Simmern unsere hochbetagte Schafdame Maria. Es ist immer traurig, wenn ein Schützling stirbt, aber deutlich leichter zu ertragen, wenn sie ein hohes Alter erreicht haben, viele Jahre ihres Lebens bei uns verbringen durften, und wenn sie dazu noch von alleine sterben und sie bis zuletzt einen zufriedenen Eindruck gemacht haben. Maria lebte seit 2008 bei uns, wurde zusammen mit ihrem Sohn Moses und ihrer Gefährtin Bella vor der Schlachtung gerettet. Sie folgte nun ihrem Sohn Moses auf die ewige Weide. Ihn mussten wir leider bereits 2015 einschläfern lassen, weil er als ehemaliges Mastlamm mit etwa 90 kg Gewicht festlag und nicht mehr aufstehen konnte.

Zum Glück ging der Februar dann aber erst mal recht erfreulich weiter, denn unser dämpfiger Hengst Kanut in Brunsbüttel sprach sehr gut auf die Inhalations-Behandlungen von Therapeutin Jana an. Seine Atemfrequenz wurde ruhiger und ihm war deutlich anzumerken, wieviel Spaß er auch wieder daran hatte, sich auch im Galopp zu bewegen, ohne dabei völlig außer Atem zu geraten. Hinzu kam, dass er in seinem Stall einen Boxennachbarn hatte, mit dem er sich gut verstand. Allerdings war uns klar, dass sein Nachbar mit Beginn des Frühjahrs umziehen würde in den Laufstall, denn der Hof ist ein sogenannter Aktivstall, wo die Pferde quasi in der Herde zusammenleben und sich den ganzen Tag frei bewegen können. In so einem mit mehreren Sternen ausgezeichneten Aktivstall kann man natürlich nicht einfach ein gesundes Pferd in die Box stellen, nur zur Gesellschaft von Kanut, das sahen wir ein. Er als Hengst durfte halt nicht in die Herde, wir hatten im Stillen darauf gehofft, aber die Verantwortung wollte und konnte der Pensionsstall nicht übernehmen, auch dafür mussten wir Verständnis haben.

Knut sollte aber nicht immer wieder seine Kumpel verlieren und deshalb sprachen wir Jana an, ob sie auf ihrem eigenen Hof evtl. einen Platz für Knut frei hätte. Und tatsächlich sah die sehr realistische Jana die Möglichkeit, ihn aufzunehmen, traute sich aber nicht, das Thema selbst anzusprechen, um nicht geldgierig zu wirken. Das machte sie uns noch sympathischer. Ende Februar zog Knut dann um zu ihr nach 25725 Schafstedt ins Pferdetherapie-Zentrum Avalon. Jana holte ihn selbst in Brunsbüttel ab und Knut schien zu ahnen, dass der Umzug für ihn nur Vorteile haben sollte, denn er marschierte fast zielstrebig auf den Anhänger. Und in den nächsten Tagen bekamen wir schöne Fotos von unserem Knut, wie er gleich nach seinem Einzug in dem schönen Paddockboxenstall Freundschaft schloss mit seinem Boxennachbarn, einem Rappen.

Und ab sofort täglich in Janas Pferdesauna ionisierten Sauerstoff (mit Musik) inhalieren durfte. Die Pensionskosten im Pferdetherapiezentrum waren natürlich hoch, obwohl Jana uns mit dem Preis entgegenkam. Auch die vielen Inhalationsbehandlungen konnte sie nicht kostenlos stellen. Aber es war sooo schön, zu sehen, wie wohl sich Knut fühlte. Und wir gaben die Hoffnung nicht auf, dass sich sein Gesundheitszustand weiter stabilisieren würde. Jana nannte ihn übrigens nie Knut, sondern immer Kanut. Und mit jedem Tag, den Kanut bei Jana sein durfte, schien der stolze Hengst, der er vor seiner Krankheit gewesen war, wieder in ihm zu erwachen.

März 2016

Schon seit drei Jahren hing ein „Damoklesschwert“ bedrohlich über unserer Pflegestelle Wachtendonk, der Pferdehilfe am Niederrhein. Dieser Verein war das Zuhause von 40 betagten Pferden und Ponys, außerdem von mehreren Schafen, zwei Ziegen und etlichen Katzen. Sie war auch die Heimat von unserer Kuh Annemarie und von Kamerunschaf Aki. Lange Zeit wurden auch unsere Esel dort betreut. Traurigerweise wurde der auf 30 Jahre gepachtete Hof 2013 verkauft und die Pferdehilfe drohte heimatlos zu werden. Es war eine Geschichte so ähnlich wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film, denn niemand hatte jemals damit gerechnet, dass es einmal so dumm kommen könnte…. Wir waren ebenfalls tief betroffen, denn der „Eypaschhof“ ist wunderschön und niemand konnte und (wollte) ihn sich ohne die Pferdesenioren vorstellen. Schutzengel für Tiere hatte seine Tiere aber bei der Pferdehilfe am Niederrhein nur in Pension gegeben und deshalb auf das Schicksal des Hofes selbst keinen Einfluss, wir konnten nur die Daumen drücken und helfen, für die Tiere neue Plätze zu suchen.

Zunächst lief es aber auch wie bei Rosamunde Pilcher, die Pferdehilfe hatte nämlich Glück im Unglück, denn der neue Eigentümer respektierte den Pachtvertrag, obwohl die letzte Verlängerung wegen einer fehlenden Unterschrift auf dem Original fatalerweise eigentlich ungültig war. Aber die Pferdehilfe zahlte pünktlich die Pacht, das gefiel dem neuen Hofherrn, der auch Geld für die Renovierungsarbeiten brauchte. Und so begnügte der sich glücklicherweise erst mal damit, auf der anderen Hofseite mit den Renovierungen zu beginnen.

Einen neuen Hof für 30 Pferde zu finden, die Hoffnung hatte die Pferdehilfe früh aufgegeben, dafür fehlte schlicht das Geld. Und wir machten uns Sorgen um unser Rind Annemarie, die seit 1995 auf dem Hof zu Hause war und keine anderen Kühe kannte. Ihre Herde waren die Pferde. Annemarie war allerdings 2016 dann auch hochbetagt, einen Umzug hätte man ihr sowieso nicht mehr zumuten dürfen. Aber der Gedanke, sie kurz vor dem 31.07. 2016 (an diesem Tag musste der Hof geräumt sein) einzuschläfern, war natürlich furchtbar.

Annemarie schien aber mitbekommen zu haben, was sich anbahnte – am Morgen des 02.03.2016 blieb sie nämlich in ihrer Box liegen und stand nicht auf, als es Fressen gab. Der herbeigerufene Tierarzt stellte ein schwaches Herz fest. Annemarie war ein „Fleischrind“ und auch im stolzen Alter von 21 Jahren noch gut bemuskelt, sie dürfte ungefähr 600 kg gewogen haben. Aber nun schien sie mit ihren Kräften auch am Ende zu sein nach einem wirklich schönen Leben auf großen grünen Wiesen in Wachtendonk. So durfte sie mit Hilfe des Tierarztes in ihrer vertrauten Umgebung einschlafen.

Wenige Tage später erreichte uns ein Hilferuf aus Dortmund-Kirchderne von einer Frau, die mit ihrer Tierhaltung in ihrem Stadtviertel mächtig aneckte. Auf ihrem großen Grundstück muss es arg wüst ausgesehen haben, es soll stark vermüllt gewesen sein. Die Frau hielt mindestens Hunde, Pferde, Schweine und Gänse zusammen, nicht so ideal, da es zum Beispiel fatal sein kann, wenn ein Schwein Hundefutter frisst. Das Veterinäramt schaltete sich ein und machte die Auflage, Schweine und Gänse anderweitig unterzubringen.. Leider hatte die Tierhalterin aber schon einen sehr eigenen Kopf und stellte die Geduld des eigentlich gar nicht so verkehrten Amtsveterinärs ganz arg auf die Probe. Ihr war offenbar nicht klar, dass es nicht so klug ist, sich mit den Behörden anzulegen. Schließlich wurden ihr Fristen gesetzt, die sie verstreichen ließ.

Als nächstes sprach man dann ein Tierhalteverbot für landwirtschaftliche „Nutztiere“ aus. Das umfasste das Pony, die Gänse und die beiden Schweine. Sehr schade, denn wie man hier sieht, mochte das Pony die Schweine offenbar und die Tiere waren eigentlich alle in einem guten Ernährungszustand, nur seuchenrechtlich war die Haltung etwas problematisch… Quasi in allerletzter Minute nahm die Tierhalterin Kontakt zu Schutzengel für Tiere auf und es gab in der Pflegestelle Schwefe bei Soest glücklicherweise die Möglichkeit, die beiden Schweine Rosa und Schweini erst einmal im Stall unterzubringen. Denn Schweini ist gehbehindert, auf der nach wochenlangem Regen sehr matschigen Wiese hätte er arge Probleme gehabt. Die Tierhalterin war unsagbar erleichert, bestand aber darauf, die Schweine ganz allein verladen zu wollen, um den Tieren Stress zu ersparen. Ein guter Vorsatz, aber Schweine sind schon sehr speziell. Petra Wintersohl bekam am absoluten letzten Tag der Frist, die der Amtsveterinär mit viel gutem Willen aber vermutlich auch entnervt noch eingeräumt hatte, ein Foto von Schweini, der gar nicht daran dachte, sein Paradies zu verlassen. Vielmehr hatte er es sich mit seinen 350kg Körpergewicht auf der Ladeklappe des Anhängers gemütlich gemacht, die einladend mit Stroh bedeckt war. Dummerweise rief dann der Amtsveterinär beim Betreuer in Schwefe in der Pflegestelle an, um zu hören, ob die Schweine denn schon bei ihm angekommen waren. Als das verneint werden musste, weil die Schutzengel für Tiere als gemeinnütziger Verein natürlich nicht die Behörden beschwindeln, fuhr der Amtsveterinär mit einem Streifenwagen im Schlepptau nach Dortmund-Kirchderne, um der Besitzerin bzw. den Schweinen Beine zu machen. Schweine sind ja intelligente Tiere, deshalb merkte Schweini wohl schnell, dass es unter Umständen besser sein könnte, auf den Anhänger zu gehen und fügte sich.

Aber seine Gefährtin Rosa sabotierte die Verladung nach Kräften weiter und entwischte auf das große Gelände. Petra Wintersohl bei Schutzengel für Tiere brach beim Zuhören am Telefon der Schweiß aus, aber sie konnte nichts machen, außer auf unsere Besitzerin beruhigend einzureden und zu hoffen, dass niemand die Nerven verlor und wir beiden keinen Herzschlag vor Aufregung bekamen. Das kann bei hochgezüchteten Schweinen leider schnell passieren. Zum Glück leistete sie den Anweisungen des Amtsveterinärs dann Folge und brachten den Schweini schon allein nach Schwefe. Denn von Dortmund aus ist es dahin nicht weit zu fahren, nicht mal 50 km. Und auch Rosa sah später zum Glück ein, dass es wohl besser war, freiwillig auf den Anhänger zu gehen. Denn sie hatte scheinbar mitbekommen, dass anderenfalls morgens um 10 Uhr wieder Veterinärbeamte und die Polizei angerückt wären. Das wäre kein Zuckerschlecken geworden. Morgens um 5 Uhr lag sie friedlich schlafend im Anhänger, was die Schweinebesitzerin zwar erst eine Stunde später, aber immer noch zu fast nachtschlafender Zeit dem Amtsveterinär per Anruf auf dessen Handy und vorsichtshalber auch noch seinem Abteilungsleiter triumphierend mitteilte. Denen ist bestimmt erst mal die Kaffeetasse aus der Hand gefallen… Nachdem beide Schweine dann glücklich in Schwefe wieder vereint waren, schalteten wir unsere Cranio-Sacral-Therapeutin Carmen wieder ein, die Schweini behandelte, was diesem sichtlich gut gefiel.

Einige Tage später brachte die Tierhalterin ihre drei Gänse in unsere niedersächsische Pflegestelle Rehden. Auch an diesem Tag brachte sie Petra im Vereinsbüro zum Schwitzen, denn sie fuhr mit den Gänsen erst um 18 Uhr los (als kein zähfließender Verkehr mehr gemeldet wurde). Demnach musste der Betreuer in Rehden bis 21 Uhr auf sie warten…. Aber auch die Gänse kamen wohlbehalten an und der Amtsveterinär in Dortmund war zufrieden. Am 10.03. mussten wir leider unseren sicher fast 20 Jahre alten Heidschnuckenbock MEPHISTO in Simmern auf die ewige Weide verabschieden. Das war ein sehr trauriger Tag, denn alte ergraute Schafböcke strahlen eine so große Würde aus. Und es gibt leider nicht viele – sie werden fast alle als Lämmer bereits umgebracht. Nur fünf Tage später folgte ihm Heidschnuckendame Maja, im ebenfalls gesegneten Alter von 16 Jahren. Aber beide konnten von allein gehen. Heidschnucken bleiben immer ein Stück weit scheu und es ist für sie schöner, wenn sie ihr Leben selbstbestimmt beschließen dürfen.

April 2016

Leider segneten auch im April Schafe das Zeitliche. Das Bentheimer Landschaf Herkules, 2007 aus einem Streichelzoo in Herne zusammen mit seinen Frauen Brunhilde und Isolde vor der Schlachtung gerettet, schlief am 3. April für immer ein. Herkules erreichte das für ein so großes Schaf stolze Alter von 14 Jahren. Nur zwei Tage später folgte ihm die mit ungefähr 17 Jahren ebenfalls hochbetagte Heidschnuckendame Vreni. Sie war mit ihrer Herde in Hessen vor der Schlachtung bewahrt worden und bereits seit 2001 in unserer Obhut.

Am 10. April 2016 fand in Drolshagen unsere alljährliche Mitgliederversammlung statt.

Großen Kummer machte uns die an Hufrehe erkrankte Ponystute Summer im norddeutschen Beidenfleth. Normalerweise erkranken daran zu gut gefütterte Ponys, die vor allem auf fetten Wiesen stehen. Nichts davon traf aber auf Summer zu. Wir taten alles, um ihr zu helfen. Kühlende Schlammbäder für die Hufe, regelmäßige Hufbearbeitung, strenge Diät und entzündungshemmende Schmerzmittel vom Tierarzt. Außerdem Magnetfeldtherapie und Blutuntersuchungen, um der auslösenden Ursache auf die Spur zu kommen. Summer hatte wohl als Fohlen unter einer gravierenden Unterversorgung mit Mineralien gelitten. Zwar litt Summer am Cushing-Syndrom, aber ihr ACTH-Wert war ncht so hoch, dass sich daraus die heftigen Reheschübe erklären lassen würde. Und sie war auch mit Prascend-Tabletten eingestellt. Dann kam ein Hilferuf für ein Pferd aus unserer Pflegestelle Gut Pottdeckel. Diese vorbildliche Offenstallhaltung mit paradiesischen Wiesen für den Sommer ist Heimat für oft bis zu 70 Pferde, von uns lebten drei Pferde dort. Cornel, Skin Man und Wolkentanz. Wolkentanz tat sich anfangs sehr schwer beim Einfügen in die Herde. Nicht nur Menschen fällt es zunächst schwer, sich an ein Dasein als Rentner zu gewöhnen. Unsere Freude war groß, als Wolkentanz sich fast ein Jahr, nachdem er uns von seiner Reiterin wegen Ataxie und damit verbundener Nicht-Reitbarkeit geschenkt wurde, endlich mit einem anderen Pferd in der Herde anfreundete. Der auserwählte war O` Lord, ein Springpferd im Ruhestand. Die beiden waren ein Herz und eine Seele, richtige Kumpels. Zu unserem Entsetzen bat der Besitzer von O`Lord die Betreuer auf Gut Pottdeckel, Lord zum Schlachter zu bringen, weil er die Pensionskosten für das Pferd nicht mehr tragen konnte. Das ging natürlich gar nicht – Schutzengel für Tiere kann nnicht alle Pferde vor dem Schlachter retten, aber Wolkentanz durfte auf keinen Fall seinen Freund verlieren. So durfte Lord zu einem weiteren Schutzengel-Pferd werden.

Aber die Freude darüber währte nicht lange, denn einige später flatterte uns ein Anwaltsschreiben ins Büro wegen dem Haflinger Sams, Sie erinnern sich, den wir übernommen und nach Ablauf der Frist für eine mögliche Rücknahme durch die frühere Besitzerin, weitervermittelt hatten. Wir schnappten entsetzt nach Luft, denn auf keinen Fall sollte Sams wieder zu dieser Frau zurück, die ihn, wie wir inzwischen erfahren hatten, über einen langen Zeitraum in der Box eingesperrt hatte. Wir schalteten unsere Anwältin ein, die sich sogleich der Sache annahm und in den Schriftwechsel mit dem gegnerischen Anwalt einstieg.

Noch im Herbst 2015 hatten wir das Pony der guten Frau mit zahnbehandeln lassen, weil es uns leid tat und die Kosten dafür vorgestreckt. Und ihren Haflinger, der vorher fast gemeingefährlich war, hatte Jasmin, der wir Sams ja auch schon vermittelt hatten, zum Reitpferd erzogen. Und nun, da er reitbar geworden war, wollte sie ihn offenbar zurück. …..Wir waren zunächst zuversichtlich, dass die Dame keine Chance haben würde, da im Vertrag klar geregelt war, dass wir Sams nach dem 01.01.2016 nicht mehr an sie zurückgeben müssen. Alle Fakten wurden der Anwältin an die Hand gegeben, was natürlich sehr zeitaufwändig war. Die arme Jasmin, die Sams übernommen hatte und schon sehr an ihm hing, konnte schon nicht mehr ruhig schlafen. Rechtsfälle sind immer extrem nervenaufreibend, weil die Verfahren leider eher selten zugunsten der Tiere enden – juristisch sind Tiere leider immer noch Sachen, auch wenn der Tierschutz nach jahrelangen Bemühungen der Tierschützer 2002 im Grundgesetz verankert wurde. Die unerfreuliche Geschichte um Sams ging im August dann vor Gericht.

Der unverwechselbare Ziegenbock Justus in Simmern hatte uns seit 2010 begleitet, wurde damals von einem älteren Ehepaar in unsere Obhut gegeben, weil es sich aus Altersgründen nicht mehr um ihn kümmern konnte. Am 30.April verabschiedete sich Justus sehr zum Kummer seines Freundes Mikesch auf die ewige Weide.

Mai 2016

Im Mai war es endlich trocken genug, um mit den Arbeiten am Paddock auf unserem gepachteten Pferdeschutzhof in Korschenbroich anzufangen. Nachdem die Erlaubnis der unteren Wasserbehörde eingeholt wurde, konnte die Firma loslegen. Der Paddock wurde zunächst von der Matsche befreit und etwa 40 cm tief ausgeschachtet. Dann mit Lava befüllt, damit Regenwasser schnell in die tieferen Bodenschichten abgeleitet wird. Anschließend wurden die Ecoraster aus Kunststoff eingesetzt und zu guter Letzt alles mit Sand aufgeschüttet. Beim Verlegen des Ecorasters half noch unser Verpächter mit, weil es schon wieder zu regnen drohte. Vielen Dank dafür!

Die Pferde trabten am nächsten Tag auch problemlos über den Sand auf ihre Wiese. Es sah fast aus wie am Strand und wir planten schon, beim Patentreffen Liegestühle aufzustellen, nicht ahnend, dass der Sommer total verregnet sein würde. Später waren wir heilfroh, dass wir so früh im Jahr die Arbeiten am Paddock in Angriff genommen hatten. Denn die Pferde verbrachten im Sommer 2016 so einige Tage auf dem Paddock, weil die Wiesen hoffnungslos unter Wasser standen. Die Kosten für die Paddocksanierung schlugen mit fast 9000 EUR zu Buche.

Dann gab es sehr bange Tage auf dem Pferdeschutzhof Korschenbroich, denn am Freitag vor Pfingsten bekam unser Pony Douby, mit 28 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, eine heftige Kolik. Nachmittags brachten wir ihn die Pferdeklinik nach Kerken und dort bereitete man uns abends darauf vor, dass er vielleicht die Nacht nicht überstehen würde. Eine Katastrophe für seinen Freund Silver, der Zuhause vor Kummer das Fressen eingestellt hatte. Aber das Schicksal meinte es gut mit den beiden Freunden, denn Douby kämpfte sich noch einmal ins Leben zurück, am Samstag morgen ging es ihm zum Glück deutlich besser. Scheinbar wusste er, dass er zu Hause noch gebraucht wurde. Pfingstmontag kam er wieder nach Hause. Ein herzliches Dankeschön an Bettina und Sara, die Douby in die Klinik gebracht und auch wieder nach Hause holten. Die Freude beim Wiedersehen von Silver und Douby war bei Zwei- und Vierbeinern unbeschreiblich.

Unsere Heidschnucken in der Pflegestelle Simmern waren alle schon hochbetagt und am 16.Mai verabschiedete sich traurigerweise schon wieder eine in den Himmel, diesmal der Bock Jonathan im Alter von „nur“ 13 Jahren. Wie auch bei Menschen geht es nicht immer der Reihe nach. Und nur drei Tage später folgte ihm seine Gefährtin Anja im Alter von 17 Jahren. Alle lagen sie immer friedlich aussehend an ungefähr derselben Stelle auf der landschaftlich besonders schönen Wiese im Hunsrück. Betreuer Christian gab dem Platz den Namen „Himmelsleiter“. So traurig es ist, wenn Tiere gehen, so würdevoll und friedlich dürfen sie sich bei uns aber verabschieden nach einem sehr glücklichen Leben!

Am 21.05. zog Tyson in der Pflegestelle Rehden ein. Der Deckeber aus Vechta sollte nach dem Willen der leitenden Mitarbeiterin eines „Ferkelerzeugerbetriebes“ einen schönen Lebensabend haben und nicht im Schlachthof sterben. Dieses Vorhaben wollten wir gerne unterstützen, nachdem Tyson die Kastration zum Glück gut überstanden hatte. Denn eine Narkose ist bei Schweinen immer ein großes Risiko. Aber Tyson hatte ja nichts zu verlieren, sonst wäre er zum Schlachthof gekommen. Auf der Fahrt nach Rehden randalierte er dann allerdings ziemlich auf dem Transporter, er konnte ja nicht wissen, dass er ins Schweineparadies gebracht wurde. Dementsprechend lag er nach dem Ausladen sehr müde auf seinem Strohbett.

In Kürze geht es mit unserem Jahresrückblick weiter.