Der Jahresrückblick 2015

Reinschauen und lesen lohnt sich! Auch im Jahr 2015 hat sich in unserem Verein wieder viel ereignet.

Januar 2015

Wie 2014 mussten wir leider auch gleich zu Anfang des neuen Jahres Tiere in den Himmel verabschieden. Babe – unser größtes und mit 400 kg Gewicht auch das schwerste Schwein- konnte am 8. Januar nicht mehr aufstehen. Auch mit hochdosiertem Schmerzmittel kam sie traurigerweise nicht wieder auf die Beine, nicht einmal eine kleine Besserung war erkennbar. Deshalb ließen wir sie am 9. Januar einschläfern, denn quälen sollte sie sich nicht. Babe wurde nur sechs Jahre alt. Trotzdem ein hohes Alter, wenn man bedenkt, dass sie ansonsten ihr Leben mit sechs Monaten im Schlachthof gelassen hätte. Besonders traurig bei dieser Arbeit für die sogenannten „Nutztiere“ macht es mich immer zu erleben, dass die ehemaligen „Masttiere“ durch die Zucht auf schnelle Gewichtszunahmen irgendwann so schlimme Schäden an ihren Knochen haben, dass sie dann keine Lebensqualität mehr haben. Noch eklatanter als bei Schweinen ist das bei den „Masthähnchen“, von ihnen wird auch im Tierschutz praktisch keines älter als ein Jahr, die Knochen brechen einfach unter der Last des in Turbogeschwindigkeit an Gewicht zulegenden Körpers, der in 28 Tagen „schlachtreif“ ist. Aber zurück zu unserer Babe: Sie hatte immerhin sechs ganz tolle Jahre bei uns! Wir haben aber auch gerettete Wutzen, die weit über zehn Jahre ihr Dasein bei uns genießen konnten. Aladin in der Pflegestelle Rehden z.B. feierte am 1. Mai 2014 seinen seinen 14. Geburtstag und wir sind ganz zuversichtlich, dass er auch den 15. erleben wird.

Noch bevor Babe eingeschläfert werden musste, hatten wir uns schon Sorgen um Morchel gemacht, einen Gefährten von Babe. Morchel fraß nicht mehr. Der Tierarzt wurde gerufen- der behandelte Morchel zweimal, erst mit einem Breitbandantibiotikum und Entzündungshemmer, dann mit appetitanregenden Medikamenten und einem anderen Antibiotikum und eine zusätzliche Wurmkur bekam er auch noch vorsichtshalber. Denn Wurmbefall führt ja oft zu Appetitlosigkeit. Aber er fraß auch Tage später noch nichts. Wir haben, gerade im Winter, schon einige Male grippale Infekte bei Schweinen gehabt, die eben, genau wie Menschen, im Alter anfälliger werden. Die Medikamente vom Tierarzt haben ihnen immer gut und schnell geholfen. In Morchels Fall aber leider nicht. Wir haben dann unsere Heilpraktikerin und für uns ehrenamtlich tätige Tierkommunikatorin eingeschaltet, die von Morchel übermittelt bekam, er sei „sehr traurig, da ein guter Freund gestorben ist“. Er wollte keine weiteren Behandlungen mehr“. Es war uns nicht bewusst, dass Morchel und Babe eng befreundet waren! Morchel war allerdings ein schüchternes, zurückhaltendes Schwein und Babe dagegen als größte Sau die Chefin in Schwefe.

Vielleicht war die Freundschaft einseitig von Morchels Seite, wir wissen es nicht. Manchmal hilft trauernden Tieren LYCOPODIUM, ein homöopathisches Konstitutionsmittel für die Leber, das wir Morchel in einer Hochpotenz gaben. Leider ohne Erfolg. Er stellte das Fressen auch schon am 3. Januar ein, da war BABE noch da und es fehlte ihr auch offensichtlich noch nichts. Allerdings haben die Tiere ja sehr feine Antennen, vielleicht wusste Morchel da schon, dass BABE bald gehen würde. Es tat uns leid, dass wir Morchel sinnlos mit dem Tierarzt gestresst hatten, aber wir würden uns niemals allein auf die Tierkommunikatorin verlassen, denn die Möglichkeiten der Tierkommunikation haben natürlich Grenzen. Aber in Morchels Fall, der fast sein ganzes Leben bei uns verbracht hatte, schien die Tierkommunikatorin völlig richtig zu liegen, denn er fraß immer mal wieder doch noch einen Apfel und ging auch nach draußen, wühlte in der Erde und schubberte sich am Strohballen. Schmerzen schien er also wirklich nicht zu haben, aber er sah einfach traurig aus. Trotzdem hofften wir natürlich weiter, dass er doch noch das Fressen wieder aufnehmen und bei uns bleiben würde, denn das Leben in Schwefe ist wirklich schön, das hatte er auch der Tierkommunikatorin gesagt, wie gerne er bei uns gelebt hat, aber nun wolle er nicht mehr.

Morchels Mutter lebte auf einer Müllkippe, wo sie trächtig und völlig traumatisiert von Tierschützern eingefangen wurde. Sie hatte ständig mit ansehen müssen, wie ihre Gefährten erschossen wurden. Als sie in Sicherheit war, brachte sie dann 10 Ferkel zur Welt, darunter auch unseren Morchel. Wer weiß, vielleicht hatte Morchel von ihr irgendwelche Verlassenheitsängste geerbt und wollte deshalb ohne Babe nicht mehr bleiben. Unsere Heilpraktikerin hatte empfohlen, Morchel Fenchel und warmen Ingwer-Tee anzubieten – leider wollte er nichts davon annehmen. Samstags nachmittags, zwei Tage vor seinem Tod, war er noch mit den anderen Schweinen ganz hinten auf der Wiese, da war der Betreuer ganz optimistisch, denn er hatte Morchel auch in der Erde wühlen sehen. Aber leider hatte Morchel da wohl nur von den anderen Schweinen Abschied nehmen wollen, oft sind Tiere ganz kurz vor ihrem Tod ja noch mal sehr munter.

Denn Sonntags kam Petra noch einmal mit Fenchel, Äpfeln und Zwieback an, aber da lag Morchel im Stall und gab zu verstehen, dass er seine Ruhe haben wollte. Manchmal braucht es keine Tierkommunikatorin…. Dienstags morgens, am 20.01., war er dann für immer eingeschlafen. Morchel wurde nur 10 Jahre alt.

Und wer glaubt, alle alternativen Heilmethoden seien Humbug, der irrt sich. Unsere Heilpraktikerin im niedersächsischen Rehden unterstützt uns ehrenamtlich mit Bodytalk-Behandlungen (bei Interesse hier der Link: https://www.german.bodytalksystem.com) und versuchte, auch Morchel zu behandeln. Die Behandler müssen vor Beginn einer Behandlung immer das Körpersystem des zu Behandelnden um Erlaubnis fragen. Und die wurde ihr, was beim Bodytalk wirklich selten vorkommt, von Morchel verweigert. Auch alle von ihr alternativ abgefragten Behandlungsmethoden, die stattdessen Priorität hätten haben können (z.B. tierärztlich oder homöopathisch), wurden von Morchels Körpersystem abgelehnt. Und die Heilpraktikerin wusste wohlgemerkt nichts davon, dass Morchel zuvor über die Tierkommunikatorin „gesagt“ hatte, dass er müde sei und wir sollten ihn bitte in Ruhe lassen. Diese Ergebnisse der Tierkommunikation waren für uns schwer zu ertragen, denn wie viele untereinander befreundete Tiere werden tagtäglich voneinander getrennt, ohne dass auch nur irgendjemand darüber nachdenkt, wie die Tiere sich dabei fühlen?

Ende Januar passierte dann zum Glück endlich etwas Positives – wir nahmen 16 gerettete Hühner auf. „Rettet das Huhn“, eine Organisation, die sich auf die Rettung "ausgedienter" Legehennen spezialisiert hat, musste, zwei Monate früher als ursprünglich geplant, 1600 Legehennen aus einem Betrieb im Sauerland übernehmen. Die Tierschützer können, wenn nicht für alle Hühner rechtzeitig Plätze gefunden werden, nicht sagen, wir nehmen nur 1000 Hühner, denn dann gehen alle zum Schlachthof, weil das Aussortieren der geretteten Hühner wiederum Kosten verursachen würde, die die ziemlich skrupellosen Betreiber dieser Hühnergefängnisse natürlich einsparen möchten.

Legehennen werden im Alter von nur 15 Monaten "ausgestallt", weil dann ihre Legeleistung bereits nachlässt. Die Legehennenbetriebe lassen die Tiere normalerweise durch Dienstleister in Boxen packen, die im Akkord arbeiten, gebrochene Beine und Flügel sind dabei an der Tagesordnung. Anschließend werden die Hennen in Kunststoffboxen auf große LKW gepackt (4000 Hühner sind in der Regel auf einem LKW) und nach Belgien und in die Niederlande zu großen Schlachthöfen gefahren, wo sie am Fließband umgebracht werden. Nicht jedes Huhn kommt dabei in den "Genuss", bei der Schlachtung auch betäubt zu sein.

"Rettet das Huhn" konnte schon über 25.000 Hennen vor dem Schlachthof bewahren und in ein gutes Zuhause vermitteln☺☺. Ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, dass ein einziger Schlachthof oft mehr als 25000 Hühner pro Tag schlachtet. Aber: Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, dennoch ändert sich die ganze Welt für dieses einzelne Tier. Das ist das Motto der Menschen bei "Rettet das Huhn". Eine ausgediente Legehenne hat für die Betriebe nur noch einen Wert von weniger als einem Cent. Von daher sind einige Betriebe bereit, die Legehennen "Rettet das Huhn" zu überlassen.

Am 31.01. war es wieder soweit, viele Hühnerfreunde kamen zum vereinbarten Treffpunkt, warteten geduldig mit ihren Transportkörben auf ihre neuen gefiederten Schützlinge. Auch Schutzengel für Tiere war zur Stelle und hat 16 Hennen übernommen. Petra holte sie in Limburg ab und brachte sie in die neu eingerichtete Hühnerpflegestelle nach Hatzfeld in Hessen. Unterwegs schaltete sie ihr Radio ab, denn es war viel schöner, den Hühnern zu lauschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben auf Stroh sitzen durften und hörbar zufrieden leise vor uns hin glucksten Die industriellen Hühnerhalter behaupten gerne, sie würden kein Stroh kennen und es deshalb auch nicht vermissen. Das ist eine glatte Lüge! Nun haben es Schnute, Rani, Marie II., Luise II., Helga, Bertha, Brunhilde, Elsbeth, Erna, Frieda, Hedwig, Helga, Lore, Lotti, Lola II. und Marina II aber für den Rest ihres Lebens gut.

Februar 2015

Auch der Februar hatte leider einen traurigen Anfang, gleich am 2. Februar lag unser Halbwildschweinmädchen Susi morgens aus heiterem Himmel tot im Stall. Nur vier Monate nach dem Tod ihrer Mutter Hannah im hohen Alter von 14 Jahren folgte ihr Susi im Alter von „nur“ 10 Jahren in den Schweinehimmel. Eigentlich hatten wir vermutet, dass Halbwildschweine aufgrund des sportlicheren Körperbaus der Wildschweine eine höhere Lebenserwartung haben, aber Susi war keine ganz so schlanke Erscheinung, sie musste eher als Pummelchen bezeichnet werden.

Und sie kam im Frühjahr 2006 auch schon mit nur einer Ohrmuschel zur Welt. Susi und ihre Brüder Stromer und Strolch ging ja aus dem Techtelmechtel ihrer Mutter Hannah mit einem Wildschweinkeiler hervor. Nachdem der Keiler in das Schweinegehege eingedrungen war, hatten wir vorsorglich alle Sauen mit Wehenförder spritzen lassen. Nicht schön, aber die Vorstellung, dass der Keiler womöglich alle neun Sauen beglückt haben konnte, ließ uns in eine gewisse Panik verfallen und damals zu diesem Mittel greifen. Denn sonst wären womöglich 90 Ferkel zur Welt gekommen. Außerdem leiteten wir den Umzug unserer Schweinerotte in die Wege, um einen erneuten Wildschweinbesuch für die Zukunft auszuschließen.

Ostern 2006 erblickten dann „nur“ drei allerliebst aussehende Frischlinge das Licht der Welt. Auch das waren noch drei zuviel, denn eigentlich sollen sich die Patentiere auf keinen Fall vermehren. Aber so hielt sich das Unglück noch in Grenzen. Wir vermuten, dass der Wehenförderer bei Susi für die fehlende Ohrmuschel verantwortlich war. Und wer weiß, evtl. hatte sie auch noch andere nicht sichtbare körperliche Defizite, die dann zu ihrem vergleichsweise frühen Tod geführt haben. Denn ihre Brüder Strolch und Stromer erfreuen sich noch bester Gesundheit. Aber zehn Jahre sind ja auch ein schönes Alter, das erleben Wildschweine in der freien Natur auch nicht alle, da sie zwar nicht den Metzger, aber ja die Jäger fürchten müssen. Auch wenn sie bis dahin im Gegensatz zum Mastschwein natürlich ein glückliches Leben führen dürften.

Einige Tage später wurde Petra vom Milchbauer Markus angesprochen, der seinen Hof in der Nachbarschaft vom Schutzengel-Büro hat. Bei ihm hatte eine schwarzbunte Kuh Zwillinge bekommen und bei Zwillingsgeburten sind die weiblichen Tiere fast immer unfruchtbar. Also für den Landwirt vollkommen nutzlos. Denn die schwarzbunten Rinder (so heißen sie, tatsächlich sind sie schwarz-weiß) sind eine reine Milchrasse, das Mästen lohnt sich nur bei den männlichen Tieren. Die weiblichen sind so zierlich, dass sie gewinnbringend nur in der Milchproduktion eingesetzt werden können. Und Milch geben kann eine Kuh ja erst, wenn sie ein Kalb geboren hat. Also ist mit einem unfruchtbaren weiblichen Kalb nichts anzufangen.

In der Zeit von 1996 bis 2000 wurde in einigen EU-Ländern sogar abartigerweise eine Prämie (Sondervergütung) für frühzeitiges Schlachten von bis zu 20 Tage alten Kälbern gezahlt. Die von Tierschützern sehr treffend als „Herodes-Prämie“ bezeichnet, wurde eingeführt, um die am Überangebot leidenden Fleischpreise in Europa zu stabilisieren. Da die Kälberkörper der EU-Verordnung nach nicht auf den gewöhnlichen Fleischmarkt gelangen dürfen, wurden die Tiere zumeist vernichtet, zu Tiermehl oder Fischfutter verarbeitet. „Nur“ in Großbritannien, Irland, Frankreich und Portugal wurde die Prämie gezahlt, bis Februar 1999 wurden deshalb 3 Millionen Kälber in den ersten 20 Tagen ihres Lebens umgebracht. In Deutschland war die Prämie nicht zulässig, da nach dem deutschen Tierschutzgesetz für die Tötung von Tieren ein vernünftiger Grund erforderlich ist und es zum Glück umstritten ist, ob die Marktregulierung einen solchen Grund darstellt. Die deutsche Bundesregierung gab zusammen mit den Kommissaren aus Dänemark, Österreich und Schweden ethische Bedenken gegen diese Praxis zu Protokoll. Auch ein Export von deutschen Kälbern wurde dadurch verhindert, dass in der Tierschutztransportverordnung der Transport von Kälbern im Alter von unter 14 Tagen untersagt wurde. Allerdings blieben damals dann theoretisch immer noch sechs Tage Zeit, die Tiere in die Länder zu verkaufen, wo die Prämie gezahlt wurde.

Aber zurück zu dem in Dirkingen geborenen kleine Rindermädchen, dessen Bruder bei der Geburt gestorben war. Bauer Markus, der im Dezember 2014 auf Initiative der Schutzengel für Tiere seine Hofkatzen hatte kastrieren lassen, fragte zum Glück bei Petra an, ob nicht die Schutzengel das Kalb geschenkt haben möchten. Denn der „Viehhändler“ bot ihm ganze 6 Euro, wenn das Kalb vierzehn Tage alt sei. Der Tierschutz kann natürlich nicht alle Zwillingskälber aufnehmen, aber Stella, wie die zierliche kleine Maus genannt wurde, hatte Glück. Da in der Schutzengel-Herde sehr viele hochbetagte Rinder sind, wurde beschlossen, Stella aufzunehmen. Nach Niedersachsen in die Pflegestelle Rehden sollte Stella aber erst im April umziehen, wenn sie keine Milch mehr braucht, denn die gibt es in der Herde bei Schutzengel für Tiere ja nicht.

In Niedersachsen durften sich dann noch zwei weitere unfruchtbare Zwillingskälber darauf freuen, ihr Leben bei Schutzengel für Tiere verbringen zu dürfen, denn Stella sollte natürlich nicht allein aufwachsen. Auch mal ein gesundes Jungtier retten zu können, tut unglaublich gut, denn der Alltag bei Schutzengel für Tiere wird leider meistens von Krankheiten der älteren Schützlinge und von Geldsorgen bestimmt.

Gleich nach Stellas Rettung war es dann auch wieder so – der lungenkranke Hengst Kanut in Werne machte uns große Sorgen, denn seit Januar erlitte der arme Kerl etwa alle vierzehn Tage einen Asthmaanfall. Und fast immer am Wochenende, wo die Tierarztbesuche besonders teuer sind. Die Cortisoninjektionen, die zum Glück aber immer sehr schnell halfen, schlugen jedes Mal mit 150 € zu Buche. Einen Tag später merkte man Kanut dann nichts mehr an, zwischen den Anfällen ging es ihm immer sehr gut und er genoss sichtlich sein Leben. Also suchten wir nach weiteren Therapiemöglichkeiten für seine kranke Lunge und ließen unsere Cranio-Sacral-Therapeutin Carmen Lehnhof aus Dortmund –Unna zu ihm kommen. Denn auf Dauer hat das Kortison ja auch schädliche Nebenwirkungen. Frau Lehnhof hatte zuvor schon unsere Schweine in Schwefe bei Blockaden im Rücken erfolgreich behandelt. Kanut war bei ihm unbekannten Situationen immer erst sehr aufgeregt, aber bereits nach wenigen Minuten entspannte er sich unter den Händen von Carmen sichtlich und plötzlich drückte er seine Nase kurz an Petras Wange. Diese kleinen Glücksmomente, wenn die Tiere uns Zeichen ihrer Dankbarkeit schenken, sind es , für die sich all die viele Arbeit und die Sorgen lohnen, die die Tierschutzarbeit mit sich bringt.

Stunden nach der cranio-sacralen Therapie floss bei Kanut der Schleim in dicken Fäden aus den Nüstern und die Asthmaanfälle wurden zu unserer großen Freude seltener. Kanut regte sich auch nicht mehr so schnell auf und schien begriffen zu haben, dass nun endgültig ein besseres Leben für ihn angefangen hatte. Carmen kam nun einmal pro Woche und behandelte ihn zu einem wirklichen Tierschutzpreis. Kanut hielt bei den cranio-sacralen Behandlungen immer ganz still. Wir beobachten das immer wieder – die Tiere merken sehr genau, was ihnen gut tut. Nähere Informationen zur alternativen Behandlungsform der cranio-sacralen Therapie finden Sie bei Interesse hier.

Dann mussten wir leider wieder ein Rind in den Himmel verabschieden – der 14 Jahre alte Ochse Oskar konnte am 17.2. nicht mehr aufstehen und das änderte sich auch nach zweitägiger Behandlung mit Entzündungshemmern und Schmerzmitteln leider nicht. Da es keine Hoffnung auf Besserung gab, ließen wir ihn einschläfern. Man kann bei Rindern durch eine Blutabnahme die Entzündungswerte bestimmen und dadurch feststellen, ob das Festliegen durch einen heilbaren Muskelfaserriß verursacht sein kann. Der lag bei Oskar aber leider nicht vor. Rinder sind leider, gerade wenn sie älter werden, nicht die bewegungsfreudigsten Tiere und deshalb ist ihre Muskulatur auch nicht mehr so stabil.

Hinzu kommt, dass sie „dank“ ihrer Züchtung, die eben leider nicht auf ein glückliches langes Leben abzielt sondern auf Fleischansatz, im Alter von zehn Jahren bereits oft eine Tonne wiegen und deshalb kann es traurigerweise oft zu sehr schmerzhaften Bänderverletzungen oder sogar kleinen Frakturen kommen, wenn sie sich sehr ungeschickt bewegen. Heilungsaussichten sind dann gleich Null und deshalb ist es auch nur fair, wenn auch natürlich sehr traurig, sie dann einschläfern zu lassen, bevor sie sich quälen. Aber bis dahin haben sie bei uns ein tolles unbeschwertes Leben und das ist es schließlich, was zählt! Oskar hatte auch das Glück, bereits als Kalb im Alter von ein paar Wochen vor der Mast gerettet zu werden.

März 2015

Wir haben viele alte Patentiere und müssen leider immer wieder beobachten, dass einige von ihnen sich kurz vor dem Frühling in den Himmel verabschieden. Obwohl doch die warme Jahreszeit scheinbar greifbar nahe ist. Das ist dann immer sehr traurig, aber in diesem Jahr waren Frühjahr und Sommer ja eher herbstlich und nasskalt, das haben die alten Herrschaften vielleicht gespürt und wollten nicht mehr.

So verabschiedete sich unsere Schafdame Isabella in Simmern im Alter von 12 Jahren über Nacht in den Himmel. Sie hatte abends noch normal ihr Heu gefressen. Betreuer Christian fand sie morgens dann direkt am Heugatter, noch mit einem Büschel Heu im Maul. Am 11.03. starb Schwein Gloria in der Pflegestelle Monheim. Die schwergewichtige Schweinedame kam bereits als Ferkel Ende 2014 zusammen mit ihren Brüdern Gustav und Rudolfo und ihrer Mutter Paula zu uns. Nach einem langen und glücklichen Schweineleben mit viel Auslauf an der Sonne und liebevoller Zuwendung schlief sie dann friedlich für immer ein.

Am 15.03. fand die alljährliche ordentliche Mitgliederversammlung in Drolshagen statt. Einen Tag später ging unser Milchschaf Minkie in den Himmel. Minkie wurde 2003 im Alter von sechs Monaten zusammen mit ihrer Gefährtin Minnie vor der Schlachtung bewahrt und zusammen mit der Burenziege Mathilde von ihren Retterinnen zu uns nach Simmern gebracht. Minkie schlief über Nacht für immer ein.

Dann erreichte uns ein verzweifelter Hilferuf aus der Pfalz vom Verein „Helft handeln“. Eine sehr gute Freundin der Schutzengel für Tiere ist dort mit ihrem Mann, einem Tierarzt, engagiert und versuchte einem alten Mann zu helfen, der zusammen mit seiner Frau einen Resthof mit 18 Kamerunschafen und 3 Pferden unterhielt. Tragischerweise war die Frau schwer erkrankt und im März gestorben. Die Pferde und ihre Kamerunschafe waren ihr Ein und Alles und der Mann hatte ihr auf dem Sterbebett versprochen, dass er sich um die Tiere kümmern werde. Aber aufgrund seiner eigenen Erkrankung war es mit dem Hof schon vorher bergab gegangen und die Zwangsversteigerung war für den 30.06. angedroht. Die 18 Kamerunschafe waren schon ihr Leben lang zusammen und allen drehte sich bei dem Gedanken, die Herde trennen zu müssen, der Magen um.

Da fiel Petra das Ziegengehege in der Pflegestelle Monheim ein. Es waren dort von einem anderen Tierschutzverein für eine Zeitlang Ziegen untergebracht gewesen und das Gehege stand nun leer, die Hütten waren aber noch da! Das Gehege bot auch mehr als genug Platz für die 18 Kamerunschafe und der Umzug der Tiere wurde für Ende März geplant. Selbst das Fernsehen schaltete sich in die anrührende Geschichte ein – Hund Katze Maus von Vox berichtete und organisierte lobenswerterweise den Transport der Schafe nach Monheim. Fernsehberichte sind eigentlich immer recht stressig für alle Beteiligten und kosten meist mehr Zeit und Nerven, als dass sie Spenden einbringen. Aber diesmal wurden wir sehr angenehm vom Fernsehen überrascht. Der Transport wurde nicht nur sogar von Vox finanziert, sondern wir bekamen für die Schafe auch noch eine Spende von 300 EUR.

Seit 27.03.2015 sind nun die 18 Schafe Ayo, Bobesch, Boumba, Fayola, Jalia, Kira, Leandra, Lisha, Mali, Malou, Nahla, Oki, Ola, Paschik, Samba, Shari und Tijana in Monheim zu Hause. Allerdings mussten wir feststellen, dass Schafe Gewohnheitstiere sind. In ihrem alten Zuhause in der Pfalz kamen sie nicht auf die Wiese, weil die Umzäunung auf die Pferde ausgerichtet war. Es gab nur zwei Zaunlitzen, wo die Schafe hätten drunter durch schlüpfen können. Deshalb kannten die Kamerunschafe kein Gras, frassen nur Heu. Im Sommer stand das Gras auf ihrer Wiese in Monheim dann einen halben Meter hoch, was natürlich nicht im Sinne der Erfinders ist. Denn im Sommer sollen sie sich hauptsächlich von Gras ernähren, Heu wird zwar zugefüttert, weil das für die Verdauung besser ist, aber eigentlich ist der Hauptanteil vom Heu, dessen Produktion natürlich auch Geld kostet, für die Winterfütterung gedacht, wenn kein Gras da ist!

Zum Glück gab es auf dem Hof in Monheim aber auch noch vier Wollschafe, die dort ebenfalls das „Gnadenbrot“ bekommen. Die vier zogen dann um zu den Kamerunschafen, um ihnen zu zeigen, dass man auch das Gras fressen kann. Und zu unserer Erleichterung zeigten sich unsere Schafe lernfähig.

April 2015

Ostern fiel in diesem Jahr auf Anfang April und es waren, zumindest für unsere Schafpflegestelle Simmern, die traurigsten Ostertage, die man dort je erlebt hatte. Denn Ostersonntag musste unser Moses eingeschläfert werden, nachdem er nicht mehr aufstehen konnte, trotz aller Bemühungen der Tierärztin. Vermutlich hatte sich Moses an der Wirbelsäule eine Art Ermüdungsbruch zugezogen.

Moses war aus dem Münsterland als gerettetes Mastlamm 2008 zusammen mit seiner Mutter Maria und ihrer Gefährtin Bella zu uns in die Pflegestelle gekommen. Die Frau eines Schafbesitzers wollte die drei retten und verkaufte sie einfach an den Tierschutz, als ihr Mann nicht zu Hause war. Maria und ihr Moses strahlten eine ganz besondere Dankbarkeit aus und Moses entwickelte sich zur größten Schmusebacke, die wir je hatten. Manchmal stand er zwar als Arbeitshindernis arg im Weg, weil er auch das mit Abstand größte Schaf in der Herde war. Aber niemand konnte ihm böse sein, denn Moses übernahm eine wichtige Funktion in der Herde. Wo immer zwei Schafe in Streit gerieten, ging er dazwischen. Er war ein große Persönlichkeit, die alle anderen Schafe respektierten und das nicht nur wegen seiner Größe. Kurz vor Ostern lag er dann plötzlich auf der Weide und kam nicht mehr hoch, versuchte es aber immer wieder verzweifelt. Moses ist eines der ganz traurigen Beispiele dafür, was die Zucht für die „Fleischproduktion“ den Tieren für ein Leid zufügt. Im Vergleich zu anderen Tieren in schon jungen Jahren hat ihr Körper durch die auf schnelle Gewichtszunahme ausgerichtete Zucht so viel Fleisch angesetzt, dass das Skelett unheilbar schweren Schaden nimmt.

Moses wurde nur sechs Jahre alt. Im Vergleich zu anderen Mastlämmern, die ihr Leben bereits mit sechs Monaten oder sogar noch früher als „Milchlamm“ im Schlachthof lassen müssen, hatte Moses zwar ein ganz tolles und langes Leben, aber es fällt unsagbar schwer, ein Tier einschläfern zu lassen, das immer wieder probiert, auf die Füße zu kommen. Aber wir durften ihn nicht leiden lassen. Bei seinen Aufstehversuchen hätte sich Moses am Ende noch mehr verletzt, und das hatte er nicht verdient. Das schwere weißköpfige Fleischschafbock wog zwischen 80 und 100kg, das ist für ein Schaf sehr viel und die Tierärztin war sicher, dass er nie wieder hätte laufen können. Und nur einen Tag später, am Ostermontag, folgte unser Heidschnuckenbock Ramses im Alter von 16 Jahren unserem Moses auf die ewige Weide. Er schlief zum Glück einfach friedlich von alleine für immer ein.

Danach ging es erst mal etwas erfreulicher weiter – wir konnten dem Haflinger Sams in Bayern helfen. Dort war eine junge Frau mit vier Pferden in großer finanzieller Not und musste dringend zumindest vorübergehend mindestens ein Pferd abgeben. Wir nahmen Sams in unserer Pflegestelle Monheim in Bayern auf und vereinbarten mit der Frau, dass wir für sechs Monate die Kosten tragen und den Haflinger anschließend weitervermitteln dürfen, wenn die Frau ihn dann nicht wieder selbst übernehmen kann. In diesem Fall müsste sie aber alle Kosten, die wir für Sams in dieser Zeit aufwenden, ersetzen. Denn normalerweise lassen wir uns immer gleich das Eigentum an den Pferden überschreiben, für die Schutzengel für Tiere sorgt, damit die Tiere nicht Gefahr laufen, noch einmal in falsche Hände zu geraten. Die junge Frau arbeitete aber auch im Tierschutz, war nur einfach überfordert und hatte großes Pech. Der neunjährige Sams entpuppte sich in der Pflegestelle allerdings erst einmal als richtiger Wildfang, er war arg unerzogen und die Betreuer hatten alle Hände voll zu tun, ihm allmählich Manieren beizubringen. Seine Noch-Eigentümerin hatte ihn und noch drei andere Pferde in bester Absicht vor der Schlachtung gerettet, aber leider reicht das nicht, man muss auch die Möglichkeit haben, gerade mit jungen Pferden dann zu arbeiten, damit sie die Chance haben, einen neuen Besitzer zu finden. Denn niemand möchte ein unerzogenes Pferd haben. Und irgendwann ist „der Zug auch leider abgefahren“ – was Hänschen nicht lernt, lernt ein über zehn Jahre altes Pferd dann auch nicht mehr, oder nur noch mit sehr viel Aufwand. Sams war aber zum Glück nicht bösartig, nur arg verunsichert.

Im Vergleich zu Sams war der Umgang mit dem geretteten Zwillingskalb Stella, die am 8. April vom Hof gegenüber unseres Vereinsbüros in die Pflegestelle Rehden in Niedersachsen umziehen sollte, recht einfach. Junge Kälber sind zwar oft sehr verunsichert, was ohne Mama ja auch kein Wunder ist, aber man kann sie relativ einfach auf den Anhänger schieben.

Auf dem Weg nach Rehden holte Petra zusammen mit dem Betreuer dann noch ein zweites Zwillingskalb ab, die kleine Luna, der ansonsten ein früher Tod gedroht hätte. Und Stella sollte natürlich nicht allein aufwachsen müssen. Streit gibt es zum Glück bei gleichaltrigen Kälbern so gut wie nie und schon gar keine Rangkämpfe. Stella und Luna verstanden sich auf Anhieb und teilten sich für die nächsten Wochen erst mal eine schöne Laufbox im Stall, denn Kälber sind sehr zugluftempfindlich und reagieren auf Ortsumstellungen gerne mit Durchfall, der immer ernst genommen werden muss. Und deshalb sollte man Kälber nach und nach an Veränderungen gewöhnen, ihnen nicht alles auf einmal zumuten.

Am 12. April, es war der weiße Sonntag, kam dann leider eine traurige Nachricht aus Rehden – unsere hochbetagte Schweinedame Lena hatte sich über Nacht in den Himmel verabschiedet. Am 01.Mai wäre Lena 16 Jahre alt geworden. Sie gehörte zu den 11 Ferkeln, die wir im Mai 2000 zusammen mit ihren Eltern Minja und Botan retten konnten. Von den elf Geschwistern lebten jetzt nach Lenas Tod nur noch zwei: Charlotte und Aladin. Wir hofften so sehr, dass wenigstens diese beiden ihren 16.Geburtstag nun auch wirklich noch erleben durften.

An diesem Tag konnten wir auch das Leben von fünf Schafen retten - Petra holte am Niederrhein die Schafe Cindy, Mira, Klara, Leo und Lukas ab. Cindy und Klara bekamen die Schutzengel geschenkt, die drei Lämmer mussten für 50 EUR pro Tier freigekauft werden. Dieser Preis war aber in Ordnung, mindestens dieselbe Summe hätte der Besitzer auch vom Metzger bekommen. Mira ist die Tochter von Cindy und Klara die Mama von Leo und Lukas. Zuerst wollte der Hobby-Schafhalter vom Niederrhein Leo nicht herausrücken, er meinte, ein paar Lämmer müsse er auch dem Metzger lassen. Da lief es Petra und Ina, einer Sprachlehrerin, die den Kontakt mit Schutzengel für Tiere hergestellt hatte, ganz kalt den Rücken herunter und die beiden griffen zu einer weiblichen List. Denn die beiden Schafmütter Klara und Cindy sollte wenigstens die Trennung von ihren letzten Lämmern erspart bleiben. Sie taten so, als ob sie die Entscheidung des Schafhalters akzeptierten und erst als alle vier Schafe im Anhänger waren, probierten sie es noch einmal mit weiblichem Charme und zahlreichen Komplimenten über die Schafhaltung des hinterher ganz irritierten Schafbesitzers. Schließlich ging der zum Stall und holte auch noch den kleinen Leo, der sich sichtlich zufrieden dann im Anhänger zu seiner Mutter und seinem Bruder Lukas gesellte. Sehr glücklich machte sich Petra anschließend mit den fünf geretteten Schafen auf den Weg in den Hunsrück, denn schließlich ist es jedes einzelne Leben, das zählt!

Dann gab es Mitte April ein schönes Ereignis zu feiern – unser Pferdeschutzhof in Korschenbroich am Niederrhein wurde zehn Jahre alt! Seit dem 15. April 2005 haben wir ihn gepachtet und sieben Pferde dürfen dort ihr Leben genießen.

Am selben Tag retteten Tierschützer aus Rheinland-Pfalz das schwäbisch-hällische Mastschwein Amelia vor der Schlachtung und brachten die Dame in die Pflegestelle Rehden nach Niedersachsen. Es war sozusagen eine länderübergreifende Rettungsaktion, denn die Patenschaft für Amelia hat ein Österreicher übernommen. Wie immer im Leben liegen Freud und Leid dicht beieinander – ein Tier kommt, dafür geht ein anderes. Es hätte aber wirklich nicht am selben Tag sein müssen, dass sich unsere Charlotte in den Himmel verabschiedete. Die kleine 15 Jahre alte Schweinedame schlief in der Nacht nach Amelias Ankunft, am 19. April, für immer ein. Nun war von den 11 Schweine-Geschwistern leider nur noch Aladin übrig, er würde nun am 1. Mai alleine seinen 16. Geburtstag feiern müssen. Und das tat er auch, in einer wirklich noch guten körperlichen Verfassung. Wenn „Mastschweine“ bereits als Ferkel in eine gute Haltung kommen, wo sie sich viel bewegen können, erreichen sie ein beachtliches Alter!

Mai 2015

Der Mai begann leider auch wieder traurig, denn in der Pflegestelle Rehden verabschiedete sich unser Highlandochse Julius im Alter von 19 Jahren in den Himmel. Am Morgen des 8. Mai lag er tot auf der Weide. Krank war Julius nicht, aber sein nun doch hohes Alter konnte man ihm in den Monaten vor seinem Tod schon anmerken, denn er war ruhiger geworden und auch nicht mehr das Leittier in der Herde. Aber niemand hatte mit seinem Tod zu diesem Zeitpunkt gerechnet, denn Julius fraß mit Appetit und strahlte immer noch Lebensfreude aus. Gerade wegen seiner eindrucksvollen Erscheinung hinterließ Julius eine besonders große Lücke in der Herde und wird bis heute schmerzlich vermisst.

Schnell gab es aber Ablenkung, denn wir bekamen wir einen merkwürdigen Hilferuf aus Gütersloh: Ein Mann aus einem Schrebergarten habe ein kleines Schwein gerettet, aber in seinem Schrebergarten dürfe es nicht bleiben, die anderen Gartenbesitzer würden ihm die Hölle heiß machen, dass er das Schwein entfernen müsse. Auch der Amtsveterinär sei schon bei ihm gewesen und habe ebenfalls Druck gemacht.

In der Pflegestelle Schwefe war zum Glück vor kurzem eine dritte Schweinewiese eingerichtet worden und so durfte der Mann seinen Schützling nach Schwefe bringen. Er meinte, das Schwein würde ungefähr 60 Kilo wiegen, aber das kam nicht hin. Felix, so nannten wir den kleinen Schweinemann, mochte kaum mehr als 25 Kilo auf die Waage bringen – und er war krank. Er litt unter argem Durchfall und der Mann behauptete, das sei ihm gar nicht aufgefallen. Na ja, letztlich waren wir natürlich heilfroh, dass sich der Mann an uns gewandt hatte und wir ließen Felix vom Tierarzt behandeln, zunächst bekam er Stullmisan gegen seinen Durchfall und eine Wurmkur, nachdem wir eine Kotprobe hatten untersuchen lassen. Die ergab leider massiven Befall mit dem Schweinespulwurm. Diese zu den größten Darmparasiten gehörenden Würmer leben im Dünndarm der Schweine und greifen leider auch die Leber an. Gerade Jungtiere mit ihrem noch nicht ausgereiften Immunsystem haben den Darmparasiten leider nicht viel entgegenzusetzen und können lebensgefährlich erkranken, wenn sie nicht regelmäßig entwurmt werden. Der Tierarzt befürchtete, dass die Leber bei Felix schon geschädigt war. Normalerweise hätten wir jetzt eine Blutprobe untersuchen lassen, aber Blutabnahmen bei Schweinen sind mit extrem großem Stress verbunden und der kleine Felix hatte sowieso sicher schon viel mitgemacht. Allein die Ortsumstellung machte ihm schon zu schaffen. So bekam er von uns homöopathische Medikamente (Lycopodium und Carduus Marianus) und Kräuter zur Unterstützung bzw. Regeneration der Leber. Und unsere Cranio-Sacral-Therapeutin kam, um ihn zu behandeln.

Kaum war der kleine Felix versorgt, erhielten wir den nächsten Notruf, diesmal aus Paderborn. Dort stand ein fünf Jahre altes Deutsches Reitpferd mit dem klangvollen Namen Swiss Chocolate, den er seiner Fellfarbe verdankte, die tatsächlich ein wenig an Toffifee erinnert. Schoko, wie er liebevoll genannt wird, hatte als Fohlen Pech. Bei einer Spritze für eine Verletzung an seiner Hinterhand, kam es zu einem bösen Spritzenabszess, der leider eine Muskelverkümmerung nach sich zog. Für ein Pferd von seiner Größe (Stockmaß = Rückenhöhe fast 1,80 m) ist eine Muskelverkümmerung fatal, Schoko war dadurch „hahnentrittig“ geworden, d.h. er beugt das von dem Muskelschaden betroffene Bein bei jedem Schritt in Richtung Bauch und tritt es genauso wieder ab und zwar schlagartig. Das sieht ein bisschen aus wie der Stechschritt beim Soldaten, aber in Schokos Fall zum Glück nur mit einem Bein. Schoko gehörte einer Reiterin, die ihn zunächst trotz seiner Gehbehinderung behalten wollte, denn damit war Schoko durchaus reitbar. Aber bei einem Einsatz als Turnierpferd wäre ein früher Verschleiß der Gelenke und damit Unreitbarkeit wegen Arthrose vorprogrammiert gewesen. Das war Schokos Besitzerin auch klar und sie hatte zum Glück vor, ihn mit Rücksicht auf seine Gehbehinderung nur freizeitmäßig zu reiten.

Aber dann kam alles anders, denn Schokos Reiterin erlitt einen Schlaganfall mit Spätfolgen und konnte sich nicht mehr um Schoko kümmern. Ihr Lebensgefährte war in Zugzwang und wollte Schoko schnellstmöglich an einen Pferdehändler verkaufen, um von den hohen Kosten der monatlichen Stallmiete wegzukommen, die meist mit 300 EUR zu Buche schlagen. Schoko hatte aber Glück, denn in der Nachbarbox stand das Pferd von der Franzi, die den Gedanken nicht ertragen konnte, dass Schoko beim Metzger landen oder eben bei einem nicht so verantwortungsbewussten Reiter, der Schoko verheizen und somit „kaputtreiten“ würde. Sie konnte Schokos Besitzerin davon überzeugen, das Pferd ihr zu überlassen und versuchte dann, einen Lebensplatz für Schoko zu finden, denn die Kosten für zwei Pferde konnte Franzi auch nicht aufbringen. Der Zufall wollte es, dass eine Freundin von Franzi auch den Mann kannte, der das Schweinchen Felix zu uns gebracht hatte und sie stellte dann auch den Kontakt zu Schutzengel für Tiere her.

Auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich war eine Box frei und so fuhr Petra nach Paderborn, um Schoko kennenzulernen. Schoko ist ein pfiffiges Pferd, er schien gleich kapiert zu haben, dass der Besuch dieser fremden Frau wohl etwas zu bedeuten hatte, denn er folgte Petra gleich auf Schritt und Tritt, als sie sein Paddock betreten hatte. Er wickelte Petra sozusagen um den Huf☺. Im Roundpen trabte er mit so schönen Gängen, dass Petra genau wie Franzi die Befürchtung hegte, dass Schoko in die falschen Hände geraten könnte. Die Hahnentrittigkeit sieht man nämlich nur in der Gangart Schritt. Leider enden in Deutschland die allermeisten Reitpferde nicht selten bereits im Alter von nur acht Jahren beim Metzger, weil sie „kaputtgeritten“ wurden. Das sollte Schoko nicht passieren – und Tierschutz kann in unseren Augen durchaus auch bedeuten, dafür zu sorgen, dass ein Pferd, dem es bislang immer gut ging, gar nicht erst beim Händler landet. Damit ist nämlich dem Pferd geholfen, aber gleichzeitig auch ein Geschäft für Händler bzw. Pferdemetzger vermasselt. Franzi war nämlich bereit, Schoko den Schutzengeln zu schenken. Eine Frage bereitete Petra allerdings Kopfzerbrechen – würde Schoko wirklich in die Herde auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich passen? Denn schließlich war er erst fünf Jahre alt, während die meisten Pferde auf dem Hof zwischen 25 und 30 Jahre alt sind. Im Winter zum Beispiel stehen die Oldies deshalb gerne auch in der Box, dann reichen ihnen zwei Stunden Bewegung draußen voll und ganz. So ein „junger Hüpfer“ wie Schoko wäre da sicher nicht ausgelastet.

Im Frühjahr 2015 gab die Spendenlage die Aufnahme von zwei Pferden her und Petra nahm mit der Pflegestelle in Sonsbeck Kontakt auf, wo es eine Offenstallanlage gibt, die Pferde sich also immer frei bewegen können. Und Iris, die Betreuerin, sagte zu, Schoko aufzunehmen. Die Pflegestellen befinden sind nicht, wie oft vermutet wird, im Eigentum von Schutzengel für Tiere. Lediglich der Pferdeschutzhof in Korschenbroich am Niederrhein ist gepachtet. Die Pflegestellen sind eigenständige Höfe, bei denen die Schutzengel einzelne Pferde in Pension geben und dafür wie jeder andere Pferdebesitzer auch, Pensionsgeld bezahlen müssen. In Sonsbeck zum Beispiel 200 € pro Pferd und Monat. Hinzu kommen Hufschmied- und Tierarztkosten. Da wir für den Pferdeschutzhof im Monat 600 € Pacht bezahlen müssen, egal wie viele Pferde auf dem Hof untergebracht sind, sehen wir natürlich auch dort zu, dass nach Möglichkeit alle sieben Boxen belegt sind. Keine drei Tage, nachdem die Aufnahme von Schoko beschlossene Sache war, erreichte uns ein weiterer Hilferuf für ein Pferd, diesmal aus Dinslaken. Ein 22 Jahre alter Westfalenwallach sollte zum Schlachter, weil er nicht mehr reitbar war und die Familie noch drei weitere Pferde hat. Waletto sei ihnen als reitbar verkauft worden und sie sähen sich nicht in der Lage, die Kosten für ihn weiter zu tragen, wenn man ihn nicht reiten kann. Die Mutter der Familie hatte deshalb entschieden, Waletto zum Metzger zu bringen. Bei Schutzengel für Tiere angerufen hatte auch niemand von der Familie, sondern eine Freundin, die den Gedanken, dass der brave Waletto zum Metzger sollte, nicht ertragen konnte.

Von Drolshagen nach Dinslaken ist es nicht sooo weit, deshalb machte Petra sich am Pfingstsonntag dorthin auf den Weg und überzeugte sich davon, dass Waletto noch sehr lebensfroh war und durchaus nicht so schlecht auf den Beinen, dass er sein Leben nicht noch ein paar Jahre genießen konnte. Petra eröffnete der Familie dann, dass Waletto auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich ein neues Zuhause bekommen könne. Daraufhin begann ihr die Noch-Besitzerin Löcher in den Bauch zu fragen, ob es den Pferden auf dem Hof denn auch wirklich gut gehe. Es ist immer richtig, ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen und auch genau nachzufragen, gerade wenn es darum geht, ein Tier abzugeben, aber irgendwann riss dann selbst bei Petra der Geduldsfaden und sie bat die Frau, am Nachmittag den Pferdeschutzhof zu besuchen, und sich davon zu überzeugen, dass es viel besser wäre, Waletto dorthin zu bringen anstatt zum Metzger. Nachmittags kam die Familie dann auch geschlossen zu Besuch und der Familienvater wischte sich verlegen eine Freudenträne aus dem Gesicht, als man sich verabschiedete und für den nächsten Tag eine Uhrzeit verabredete, zu der Waletto nach Korschenbroich gebracht werden sollte. Waletto hatte, bevor er zu der Familie kam, als Reitpferd auf einem Ferienreiterhof für Jugendliche seinen Dienst getan, aber wir mussten bereits drei Tage nach seinem Einzug feststellen, dass er panische Angst vor Tierärzten hatte und auch nicht angebunden werden konnte. Dann geriet er in Panik. Waletto schien sich aus dem Stall in Dinslaken eine Kehlkopfentzündung mitgebracht zu haben, nach wenigen Tagen erlitt er beim Fressen durch die Schluckbeschwerden eine Schlundverstopfung und der Tierarzt musste ihn sedieren, also betäuben, um ihn überhaupt untersuchen zu können. An dieser Stelle vielen Dank an unseren Verpächter, Alfred, der -mit Bärenkraft und Engelsgeduld- Waletto ruhig halten konnte, bis die Sedierung wirkte.

Nachdem die Zähne geraspelt waren und der Infekt behandelt, ging es Waletto zum Glück schnell besser und er lebte sich gut in Korschenbroich ein. Genoss die Zuwendung der Mitarbeiterinnen und Patinnen sichtlich. Und auch Pasadena, das Pferd von unseren Verpächtern, freute sich. Die Schimmelstute bekam nun einen Weidegefährten. Nach dem Tod von Tabaluga im August 2014 hatten die Schutzengel die Box zunächst an eine Einstallerin vermietet, die sich aber leider nach dem verregneten Winter dann doch entschieden hatte, ihre Stute wieder in den alten Stall zu bringen. Der Abschied von dieser Fuchsstute war für Pasadena und unsere ganze kleine Herde sehr schmerzlich – die Pferde in Korschenbroich kennen es nämlich nicht, dass ein Gefährte den Hof wieder verlassen muss. Pferde schließen enge Freundschaften und es ist sehr traurig, wenn diese im Laufe eines Pferdelebens regelmäßig auseinandergerissen werden, weil Reiter den Stall wechseln… Aber auch wir mussten uns eingestehen, da etwas unbedacht gehandelt zu haben – es kommen nun nur noch Pferde auf den Hof in Korschenbroich, wenn die Besitzer das Eigentum an den Pferden unwiderruflich auf Schutzengel für Tiere übertragen. Das hatte Walettos Familie nun auch getan und da auch Waletto ein Fuchs ist, war Pasadenas Welt und die unserer Herde nun erst mal wieder in Ordnung.

Juni 2015

Am 4. Juni war es soweit, der erst fünf Jahre junge, aber leider gehbehinderte Wallach Swiss Chocolate, liebevoll Schoko genannt, zog in unserer Pflegestelle Sonsbeck am Niederrhein ein.

Er wurde uns mit Schutzvertrag kostenlos überlassen und auch von der bisherigen Besitzerin Franzi selbst nach Sonsbeck gebracht. Schoko gefiel es auf Anhieb in der großen Offenstallanlage, nur mit seinem neuen Gefährten, dem Wallach Monsun, musste er sich zusammenraufen. Pferde klären in den ersten Stunden ihres Zusammentreffens meistens bereits die Rangordnung. Monsun ist kein Schutzengel-Pferd, sondern ein normales Pensionspferd, der aber nicht mehr in der Herde des Hofes mitlaufen kann, denn leider hat er nur noch ein Auge. Zum Glück haben ihn seine Besitzer nach dem Verlust des Auges aber nicht abgegeben, obwohl er nun nur noch bedingt reitbar ist, weil sehr schreckhaft. Das ist auch der Grund, warum er künftig mit einem Pferd allein stehen sollte.

Da kam unsere Anfrage wegen der Aufnahme von Schoko für die Pflegestelle bzw. für den armen Monsun genau im richtigen Moment. Am 8. Juni verabschiedete sich dann leider die Limousin-Kuh Miss Sixty in der Pflegestelle Rehden im Alter von 18 Jahren in den Himmel. Sie musste eingeschläfert werden, weil sie trotz zweimaliger tierärztlicher Behandlung nicht mehr aufstand und auch nicht mehr fressen wollte. Miss Sixty verdankte ihren Namen ihrer Ohrmarken-Nr. 60, die wir, weil es netter klang, dann in Miss Sixty abgeändert haben. Die schon damals betagte Kuhdame war im Oktober 2012 zusammen mit ihrer Tochter Berta zu uns nach Rehden gekommen. Ein Polizist und seine Lebensgefährtin hatten die beiden bereits vor vielen Jahren als junge Tiere aus schlechter Haltung befreit, an dem bisherigen Lebensplatz waren sie aber nicht mehr gut versorgt, deshalb mussten sie noch mal umziehen. Es ist immer traurig, wenn eine Kuh geht und ihre Gefährtin zurückbleibt, wie in dem Fall Berta, aber zum Glück sind Rinder ja Herdentiere und schließen sich dann schnell anderen Tieren in der Herde an.

Am 13. Juni beteiligten wir uns mit einem Info- und Essensstand am Umwelttag Hagen. Leider bis mittags bei ziemlich scheusslichem Regenwetter. Danach mit ebenfalls nur mäßiger Resonanz. Wir mussten wieder einmal feststellen, dass Essensstände auf Straßenfesten sich nicht mehr wirklich lohnen, seit der Klimawandel Einzug gehalten und das Wetter im Sommer eher herbstlich ist oder alternativ so heiß, dass es in der Sonne nicht auszuhalten ist. Und das Interesse an veganen Essensständen ist auch zurückgegangen, seit man viele vegane Lebensmittel nun – erfreulicherweise - im Supermarkt kaufen kann. Trotzdem vielen herzlichen Dank an Nader und seinen Sohn Danesh, die tatkräftig geholfen und leckere Sojasteaks für uns gebraten haben.

Dann konnten wir endlich nach nun wirklich vielen Abschieden von alten Tieren einmal wieder zwei Leben retten – am 15. Juni zogen die beiden ein Jahr alten Schafe Benny und Lotta aus dem Sauerland in Simmern ein. Beate Rudolph, eine Lehrerin, hatte die beiden als Lämmer bei sich aufgenommen und so vor der Schlachtung bewahrt.

Inzwischen waren die beiden allerdings so groß geworden, dass sie die Kräfte der schon älteren Frau Rudolph immer wieder auf die Probe stellten und sie sah sich deshalb gezwungen, die Schafe abzugeben. Außerdem sind zwei Tiere noch keine Herde und Schafe fühlen sich eigentlich nur in einer richtigen Herde so richtig wohl und auch sicher. Im Anhänger von Schutzengel für Tiere reisten Benny und Lotta zusammen mit ihrer Besitzerin nach Simmern, nachdem das Verladen im sauerländischen Meinerzhagen sehr aufregend war. Denn Benny hatte mit seinen schon 60 kg Gewicht Bärenkräfte, aber gleichzeitig auch große Angst. So war es alles andere als einfach, ihn und Lotta zum Anhänger zu führen. Aber die Anstrengung hatte sich gelohnt, denn als die beiden dann, in Simmern angekommen, mitten in der Herde standen, konnte man zusehen, wie Benny sich entspannte.

Am 21.Juni fand dann das alljährliche Patentreffen auf unserem Pferdeschutzhof in Korschenbroich statt. Es war gut besucht, vor allem von jungen Frauen, die unseren Neuzugang Waletto noch vom Ferienreiterhof kannten und heilfroh waren, dass er vor dem Schlachter bewahrt werden konnte. Herzlichen Dank für die tolle fotografische Begleitung des Patentreffens durch unsere Facebook-Damen Elke und Kerstin!

Ende Juni gab es dann in der Pflegestelle Simmern bei den Schafen eine große Überraschung – Schafdame Geli stand morgens am 23. Juni sichtlich stolz neben einem entzückenden braun-weißen Lamm vorm Stall – die Betreuer Christine und Christian rieben sich erst mal erstaunt die Augen.

Natürlich soll die Fortpflanzung der Patentiere untereinander ausgeschlossen sein, deshalb werden alle Böcke gleich nach ihrer Rettung vor der Schlachtung in die Uniklinik Gießen zur Kastration gebracht. Die Tierärzte weisen immer darauf hin, dass nach einer unblutigen Kastration, also wenn „nur“ die Samenstränge mit der Burdizzozange unter Narkose gequetscht werden, die Böcke theoretisch noch sechs Wochen lang zeugungsfähig sind. Joseph, der letzte hinzugekommene Bock, der nur als Vater in Frage kam, wurde aus versorgungstechnischen Gründen aber schon nach fünf Wochen zur Herde gelassen.

Unsere Hoftierärztin in Simmern hatte das auch für gefahrlos möglich gehalten, da Joseph an seiner Schwester Timmi, die ihm Gesellschaft leistete während der „Separee-Zeit“ in der „Prinzensuite“ (so heißt unser Krankenstall in Simmern), null Interesse zeigte. Aber dann wurde Joseph in der Herde bei Geli wohl doch schwach…quot; Na ja, es blieb zum Glück bei dem einen Lamm, insofern war das Malheur nicht allzu groß.Aber nach einem Tag schwächelte der Kleine plötzlich und die Tierärztin stellte fest, dass Kaami, wie er inzwischen getauft worden war, nicht genug Milch von seiner Mutter bekam. Das Euter war zwar prall, aber Kaami war nicht kräftig genug, um die Milch heraus zu saugen. Sofort wurde Milchpulver besorgt und Kaami bekam zusätzlich die Flasche, was ihm sehr gut gefiel. Zu unserer Erleichterung besserte sich sein Zustand schnell wieder. Weil die Milch der Mutter immer am besten für ein Lamm ist und auch, weil Geli sonst leicht eine Euterentzündung hätte bekommen können, reiste nun täglich Kurt, ein Landwirt und Freund der Pflegestelle in Simmern an, um Geli zu melken. Auch diese Milch wanderte dann in das Fläschchen von Kaami.

Ohne Kurt wären Kaami und Mama Geli in großer Not gewesen. Als Zeichen der Dankbarkeit ist Kaami heute eines der sicher ganz wenigen Schafe mit einem Doppelnamen – Kaami-Kurti.

Juli 2015

Am 4. Juli beteiligten wir uns zum zweiten Mal beim veganen Straßenfest „Soest goes Veggie“, ganz in der Nähe von unserer Schweinepflegestelle Schwefe. Wir konnten uns noch gut an die erste Veranstaltung in 2014 erinnern, da regnete es zwischendurch ganz furchtbar und es gab üble Windböen. Deshalb hatte der Veranstalter, das Tierheim Soest, den Wettergott diesmal wohl etwas zu sehr um Sonne gebeten, denn bei der Neuauflage der Veranstaltung kletterte das Thermometer auf über 40 °C.

Wir hatten Sojasteaks vorbereitet, die bei dieser Hitze leider nicht gerade reißenden Absatz fanden. Aber die Teilnahme hatte sich trotz der extremen Wetterbedingungen gelohnt, denn durch unseren Infostand auf dieser Veranstaltung fand Karin aus Soest den Weg zu uns. Schon wenige Tag nach der Veranstaltung kam sie nach Schwefe, um unsere Schweine kennenzulernen. Und seitdem hilft sie uns ganz tatkräftig – besucht unsere Wutzen jedes Wochenende, verteilt Homöopathie und Schüsslersalze.

Am 8. Juli zogen zwei neue Schweine in der Pflegestelle Schwefe ein – Pipilotta und Hermine. Die beiden waren auf einem Bio-Hof in Dortmund geboren und wären – wie alle Schweine – im Alter von sechs Monaten auf dem Schlachthof gelandet.

Es handelte sich also zwar um eine Art Vorzeigebetrieb, wo die Schweine kleine Ausläufe auch im Freien hatten und nicht auf Spaltenboden standen, aber ihnen stand genauso der Transport zum Schlachthof bevor, wie ihren „konventionell gehaltenen“ Artgenossen. Wie schon oft von uns geschrieben – es gibt keine „Bio-Schlachtung“! Deshalb dürfen durchaus auch Schweine auf Biobetrieben gerettet werden. Nadja, eine junge Frau aus der Nachbarschaft, trieb es immer wieder auf diesen Bauernhof und sie freundete sich mit einem besonders vorwitzigen Ferkel an. Sie nannte es Pipilotta und versprach dem kleinen Schweinemädchen, es vor der Schlachtung zu bewahren.

Gesagt, getan. Nadja gründete die Facebook-Gruppe „Pipilotta möchte leben“ und sammelte Geld für ihren Freikauf. Zum Glück war in Schwefe einige Zeit vorher noch eine dritte Wiese mit großem Offenstall für unsere Tierschutzschweine eingerichtet worden und deshalb war genug Platz. Denn Pipilotta sollte noch eine Gefährtin mitbringen. Nadja hatte dem Hof mitgeteilt, dass sie das Geld für Pipilotta zusammen hatte und wollte einen Abholtermin ausmachen, an dem Petra dann mit dem Schutzengel-Anhänger nach Dortmund kommen würde, um Pipilotta ins Schweineparadies nach Schwefe zu bringen. Auf dem Hof hatte man Pipilotta schon separiert für die Abholung, aber zusammen mit einem anderen Schwein, das genauso fröhlich wie Pipilotta gleich mit Nadja spielen und schmusen wollte. Bei dem Gedanken, dass Pipilottas Gefährtin dann zum Schlachthof gehen würde, überkam Nadja Übelkeit und sie fragte bei den Schutzengeln an, ob es auch noch Platz für ein weiteres Schwein gab. Nadja taufte Pipilottas Freundin auf den Namen Hermine. Auch Petra bei Schutzengel für Tiere hätte es nicht übers Herz gebracht, Hermine in den Tod zu schicken, wo sie es doch schon mit Pipilotta zusammen in die „Rettungsschleuse“ geschafft hatte. Durch Nadjas Facebook-Aufruf hatten sich zum Glück so viele Spender gefunden, dass das Geld auch für den Freikauf von Hermine noch reichte. Und Hermine schien sogar verstanden zu haben, was sie für ein Riesenglück hatte, denn sie empfing Nadja mit einem breiten Grinsen, sehen Sie selbst!

Als sie dann mit ihrer Freundin Pipilotta in Schwefe aus dem Anhänger gestiegen war und auf die Wiese kam, düste Hermine im Schweinsgalopp umher. Wie das aussah, können Sie auf unserem Youtube-Video „Lebensfreude“ sehen, hier ist der Link.

Vier Tage später beteiligten wir uns mit einem Info- und Waffelbäckerstand auf dem Vegan Street Day in Dortmund. Auch an diesem Tag war es unangenehm schwül, weshalb sich die Besucherzahlen leider in Grenzen hielten und heiße Waffeln waren nicht gerade der Renner.

Direkt neben unserem Stand war aber eine Hüpfburg aufgebaut, die trotz der Hitze bei den jungen Besuchern sehr beliebt war. Wir hatten gehofft, dadurch würden sich unsere Waffeln besonders gut verkaufen. Kinder mögen ja eigentlich gerne Waffeln, aber nach dem Hüpfen in der Wärme auch nicht mehr, mussten wir leider feststellen. Vielleicht mochten sie auch unseren Stand nicht, weil wir die Kinder stündlich von der Hüpfburg scheuchen mussten. Denn durch die Hopserei bewegte sich die Hüpfburg immer näher auf unseren Stand zu und musste regelmäßig mit vereinten Kräften wieder weggezogen werden. Am Ende dieses Tages waren wir deshalb ein wenig entnervt, auch weil wir die Hälfte unseres Waffelteiges wieder mit nach Hause nehmen mussten.

Vielleicht lagen die gesunkenen Besucherzahlen auf den Veggie-Days -neben dem extremen Wetter- auch an der nicht so glücklichen Terminplanung. Denn Soest goes Veggie, der Vegan-Street-Day in Dortmund und die Veganmania in Iserlohn am 18. Juli fanden an drei aufeinanderfolgenden Samstagen statt. Na ja, Schwamm drüber, in Iserlohn hatten wir dann aber Glück, das Wetter war angenehm und es gab viele Besucher, die sich unsere Waffeln schmecken ließen.

Und auch die Presse reagierte hochinteressiert. Als Petra gerade eine wohlverdiente Pause machen und in Ruhe einen leckeren veganen Burger essen wollte, wurde da nichts draus. Essen durfte sie ihn schließlich schon, aber erst, nachdem sie für einen Fotografen gefühlte 20 Mal in Zeitlupe von verschiedenen Seiten in den Burger gebissen und sich in dieser Pose montags in der Zeitung wiedergefunden hatte. Aber wenn dadurch noch mehr Menschen auf den Geschmack der veganen Ernährung kommen, immer wieder gerne!

Traurigerweise mussten wir dann wenige Tage später überraschend Abschied von unserer – stolze 36 Jahre alten – Ponystute Banja in Geldern nehmen.

Aber einen solchen Tod würde man jedem Pferd wünschen – Banja kam von der Wiese herein und wirkte in der Box wackelig auf den Beinen. Schnell brachte Claudia, die auch ihre Pflegerin war, Banja in die Halle und alarmierte die Tierärztin. Noch bevor diese auf dem Hof ankam, hatte Banja sich in der Halle hingelegt und schlief friedlich für immer ein, den Kopf in Claudias Schoß. Dass ein Pferd sich auf diese Weise ganz bewusst verabschiedet von „seinen Menschen“, ist selten. Die allermeisten Pferde dürfen ihre Entscheidung, wann sie gehen möchten, nicht selbst treffen, fast immer werden sie geschlachtet oder, wenn sie großes Glück haben, auf dem Hof eingeschläfert. Banja wusste, dass sie sich selbst entscheiden durfte. Wir werden diese kleine Ponydame nie vergessen - Du warst eine große Persönlichkeit, Banja!

Da ahnten wir noch nicht, dass sich auch die über 30 Jahre alte Ginny, die mit Banja zusammen von uns 2009 vor der Schlachtung bewahrt werden konnte, bald auf den Weg über die Regenbogenbrücke machen würde. Ginny und Banja hingen eigentlich gar nicht aneinander, deshalb war Ginny auch 2011 von Geldern auf den Pferdeschutzhof in Korschenbroich umgezogen, um dem Wallach Leonardo Gesellschaft zu leisten, der damals allein war. Aber es war schon ein bisschen gruselig, als Ginny in Korschenbroich ein paar Stunden nach Banjas Ableben plötzlich Fieber bekam, dass innerhalb von Stunden auf 40 °C anstieg und auch über mehrere Tage nicht herunterzubringen war. Zum Glück trank Ginny instinktiv genug und wirkte vom Allgemeinzustand her noch recht stabil, auch wenn sie ihren Heuersatz nicht richtig fressen wollte. Aber ein fiebriger Infekt macht ja auch appetitlos. Der Tierarzt verordnete schließlich starke fiebersenkende Zäpfchen und zu unserer großen Erleichterung sank das Fieber nach fast einer Woche schließlich doch. Ginny schien über den Berg zu sein.

Am 31. Juli zog der Schweinemann Borsti in Schwefe ein. Borsti lebte zuvor in der Pflegestelle Monheim in Bayern, aber dort hatten sich alle Schweine in den Himmel verabschiedet und schon länger hätten an Dach und Elektrik des Stalles Renovierungsarbeiten ausgeführt werden müssen, die sich weder die Familie noch Schutzengel für Tiere hätten leisten können. So wurde beschlossen, Borsti lieber in die auch schönere Pflegestelle Schwefe zu bringen, auch wenn der Transport dorthin natürlich ganz schön weit war. Borsti kam aber wohlbehalten an und gewöhnte sich auch ganz schnell ein.

August 2015

Im August war die Stute Ginny auf dem Pferdehof in Korschenbroich unser großes Sorgenkind. Ihr Infekt entpuppte sich als sehr hartnäckig, tagelang hatte sie fast 40 Grad Fieber. Sie wirkte allerdings anfangs gar nicht mal sonderlich matt, obwohl sie kaum frass, dafür aber umso mehr Wasser trank. Auf der Wiese mümmelte sie zwar Gras, aber das konnte sie ja schon seit über einem Jahr gar nicht mehr kauen, Ginny hatte nur noch ein paar Zähne im Maul. Wir gaben Ginny zusätzlich die Crataegus-Tropfen für den Kreislauf und der war auch stabil. Außer ein bisschen Stroh, das sie auch nur durchkauen und ausspucken konnte, frass sie nichts, was uns natürlich große Sorge bereitete.

Aber der Tierarzt beruhigte uns immer wieder, dass Appetitlosigkeit bei einem Infekt völlig normal sei. Dann bekam sie stärkere Fieberzäpfchen und das Fieber ging endlich herunter. Und sie begann wieder zu fressen! Wir waren sehr erleichtert. Aber Ginny fraß nur Kraftfutter, rührte ihre Pampe immer noch nicht an. Wir besorgten Maiscobs und Pres Alpin Senior, beides Futtermittel, die auch die lebenswichtige Rohfaser liefern, aber auch die rührte Ginny nicht an. Und zwischendrin stieg auch das Fieber wieder. Da begannen wir zu ahnen, dass sich Ginny wohl diesmal nicht so schnell erholen würde.

Es war auch die Zeit der ganz heißen Tage mit 35 Grad – Alfred, unser Verpächter unterstützte uns mit seiner Gartenbrause und kühlte Ginny mit dem kalten Brunnenwasser, was ihr auch sichtlich gut tat. Wir beteten um kühleres Wetter für Ginny und hofften, dass die alte Dame sich wieder erholen und auch ihren eingeweichten Heuersatz endlich wieder mit Appetit fressen würde

Zeitgleich mit dem Drama um Ginny musste unser Hengst Kanut in die Zahnklinik gebracht werden. Die Dentistin hatte bei ihrem Besuch Ende Juli die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Denn Kanut hatte einen gespaltenen Backenzahn mit einem gewaltigen Abszess darunter. Außerdem ein so katastrophales Wellengebiss, dass nur vier Zähne überhaupt so aufeinander standen, dass er damit Heu kauen konnte. Mit dem vereiterten Backenzahn quälte er sich seit mindestens einem Jahr herum und es grenzte an ein Wunder, dass er noch keine Kolik bekommen hatte. Denn sein Heu musste er nahezu unzerkaut geschluckt haben. Es packte uns mächtig die Wut, denn der Züchter hatte immer gesagt, Kanut sei auch zum Reiten nicht mehr zu gebrauchen, er mache schon beim Auftrensen immer Theater. Mit solchen Zahnschmerzen war das auch kein Wunder, armer Knut.

Der Dentistin war es bei diesem ersten Termin gelungen, einen Teil des gerissenen Backenzahnes zu entfernen und den Abszess zu eröffnen, so dass Knut wenigstens da schon mal Erleichterung hatte. Nun konnten wir auch nachvollziehen, warum die Tierkommunikatorin von Knut die ganze Zeit auch Kopfschmerzen übermittelt bekommen hatte.Der andere Teil des kaputten Backenzahns saß aber leider bombenfest, es führte kein Weg dran vorbei, Knut musste in die Klinik gebracht werden. Wir hatten Angst vor dem Transport, denn als Kanut damals auf dem Hof in Werne ankam, war er wahnsinnig aufgeregt und stieg in Schweiß gebadet vom Anhänger. Deshalb ließen wir ihn vorsichtshalber von der Tierärztin sedieren und von einem sehr erfahrenen Spediteur in die 100 Kilometer entfernt liegende Klinik nach Holland fahren. Bei einem relativ kurzen Transport ist so eine Sedierung bei panischen Pferden eine gute Sache. Und Kanut verhielt sich auch später in der Klinik ganz brav und ruhig, er schien zu wissen, dass ihm nun nur noch Gutes widerfahren sollte.

Bei der OP hatte er Glück, denn der Backenzahn ließ sich ganz problemlos durch die Maulhöhle entfernen. Wenn man Pech hat, klappt das nicht, denn diese Backenzähne haben extrem lange Wurzeln. Manchmal können sie nur entfernt werden, wenn von außen der Kiefer aufgebohrt wird. Die Prognose für das Pferd ist wegen dem extrem langen Heilungsprozess dann oft zweifelhaft und darüber hinaus mit extrem hohen Kosten verbunden. Hier bei Kanut hielten sich die Klinikkosten aber mit 850 EUR vergleichsweise in Grenzen. Wir hatten extra eine ganz kleine Zahnklinik kurz hinter der Grenze in den Niederlanden gewählt, wo der Termin so gelegt werden konnte, dass gerade keine Stuten in der Klinik waren. Knuti hatte auch die notwendige längere Sedierung sehr gut überstanden und durfte einen Tag nach der OP schon wieder nach Hause. Petra Wintersohl, die Kanut zu Hause in Werne erleichtert wieder in Empfang nahm, kamen vor Freude die Tränen, als Knut zu Hause in seiner Box sichtlich gierig- weil wohl zum ersten Mal seit Jahren ohne Schmerzen- das erste Heu fraß und dabei einen tiefen Seufzer ausstieß. Die ganze Mühe und jeder Euro hatten sich ausgezahlt.

Am 09. August fand das diesjährige Patentreffen im niedersächsischen Rehden bei unseren Rindern, Schweinen, Schafen und Gänsen statt. Leider hatte sich unterdessen der Zustand von Ginny auf dem Pferdehof in Korschenbroich weiter verschlechtert, zu unserem Entsetzen konnte sie plötzlich nichts mehr sehen. Die Tierärztin vermutete, dass der Sehnerv von dem für den Infekt verantwortlichen Virus angegriffen worden war. So hatte Ginny keine Lebensqualität mehr und wir ließen sie am 10. August schweren Herzens einschläfern. Die würdige alte Dame, deren ergrautes Gesicht so viel Lebenserfahrung ausstrahlte, sollte nicht länger leiden müssen. Es war aber schon unheimlich, dass Ginny sich keine vier Wochen nach ihrer früheren Gefährtin Banja auch in den Himmel verabschiedete. Ginny mit für eine Hannoveranerstute stolzen 33 Jahren, Banja im ebenfalls hohen Alter von fast 37 Jahren.

Es war ein trauriger Monat, denn auch in der Pflegestelle Belgien mussten wir von einer ganz alten Stute Abschied nehmen – das ehemalige Schulpferd Wilma starb in der Nacht vom 16. auf den 17.August. Wilma war fast 30 Jahre alt und hatte schon längere Zeit unter einer Art Demenz gelitten. Ja, auch bei Tieren gibt es dieses Krankheitsbild. Aber Betreuerin Birgit hatte sich aufopferungsvoll um Wilma bemüht und Wilma fraß auch immer noch gut. Trotzdem baute sie schleichend mehr und mehr ab und reagierte auf fremde Menschen, einschließlich Tierarzt, sehr mürrisch. Insofern hatten wir uns immer schon Gedanken gemacht, wie Wilma stressfrei eingeschläfert werden könnte, wenn sie keine Lebensqualität mehr hat. So nahm Wilma uns diese Sorge nun ab, indem sie selbst die Entscheidung getroffen hatte, zu gehen. Der Zeitpunkt fühlte sich auch für uns richtig an, denn nach ihrem Dasein als Schulpferd hatte sie noch sieben schöne Jahre bei Birgit zusammen mit dem unvergesslichen Isländermix Paule, der ihr im Dezember 2014 auf die ewige Weide vorausgegangen war.

Nach so vielen Abschieden tat es gut, Ende August wieder ein Tier vor der Tötung bewahren zu können – in der Pflegestelle Schwefe zog die schwergewichtige Schweinedame UDA ein. Uda lebte bislang auf einem Resthof bei Aachen und hatte es dort auch gut. Die Familie musste den Hof aber aufgeben und im neuen Zuhause war kein Platz für Uda. Und in so einem Fall droht einem großen Hausschwein dann leider oft der vorzeitige Tod, denn Gnadenbrotplätze für Schweine sind mehr als rar. Uda hatte ein Riesenglück, dass in Schwefe bei Soest Platz für sie war.

Ganz schnell lebte sich Uda bei uns ein und war – bei ihrem beeindruckenden Gewicht nicht sooo überraschend – bald die Chefin auf ihrer Wiese.

Am 30. August fand dann noch das Patentreffen bei unseren Schafen und Ziegen in Simmern (Hunsrück) statt.

September 2015

Nachdem unser monatelanges Sorgenkind Kanut die Zähne saniert bekommen hatte, dachten wir, dass nun erst einmal alles gut wäre für ihn in der Pflegestelle Werne.

Gesundheitlich hatte der Hengst nun auch wirklich Lebensqualität, aber trotzdem bahnte sich eine Katastrophe an - die Beziehung zwischen seiner Betreuerin Stephie und dem Hofbesitzer ging in die Brüche, Stephie musste den Hof mit ihren Pferden verlassen. Sie hätte „ihren Knut“ liebend gern mitgenommen, aber ihr neues Domizil bot nur Platz für zwei Pferde. Stephie war kreuzunglücklich und Petra bei Schutzengel für Tiere auch, denn sie musste nun einen neuen Platz für den lungenkranken Hengst finden. Denn es gab nun auf Dauer auf dem Hof in Werne niemanden, der wirklich zuverlässig die Atmung von Kanut im Auge behalten hätte. Zum Glück erklärte sich aber eine Einstallerin, die Daniela, bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, solange Kanut noch in Werne (bei Dortmund) war. So konnte Petra einigermaßen ruhig schlafen und ohne allzu großen Zeitdruck suchen.

Das war aber gar nicht so einfach – Kanut sollte nun wirklich einen endgültigen Platz finden und Petra hatte sich auch in den Kopf gesetzt, dass dieser Platz in Seenähe sein sollte. Denn auch wenn mit den Rescuetropfen und Phosphor die Asthmaanfälle verhindert werden konnten, einen Lungenschaden hatte Knut und sollte nach Möglichkeit nie mehr stickige Luft mehr einatmen müssen. Petra telefonierte sich rund um die Nordsee, dort gibt es richtige „Kurställe“ für lungenkranke Pferde. Aber niemand wollte einen Hengst aufnehmen oder die Kosten wären unerschwinglich hoch gewesen.

Schließlich landete sie am Telefon eines Westernstalles mit einem Bereich für Rentnerpferde in Offenstallhaltung bei Brunsbüttel. Dort erklärte man sich bereit, Kanut in einer Paddockbox aufzunehmen. Eine Paddockbox, was ist das denn? Eine Paddockbox hat direkten Zugang nach draußen zu einem kleinen Auslauf. Das Pferd kann also immer selbst entscheiden, ob es in der Box stehen möchte oder an der frischen Luft. Das war für unseren „Knut“ genau richtig! Und beim Blick auf die Landkarte stellte Petra fest, dass die Pflegestelle des Vereins für die Ponys Indy und Summer in Beidenfleth nur 20 km von Kanuts möglichen neuen Domizil entfernt lag. So könnte Susi, die Betreuerin der Ponys, regelmäßig auch bei Kanut nach dem Rechten schauen. Allerdings hatte der neue Platz einen Haken – Kanut würde wohl mit wechselnden Boxennachbarn leben müssen, weil in diesem Paddockboxenstall andere Pferde immer nur vorübergehend stehen, wenn sie krank sind und deshalb nicht in der Laufstallgruppe sein können. Der Hof ist nämlich mit fünf Sternen von der Laufstall Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Pferdehaltung ausgezeichnet. Diese Haltung im Laufstall ist besonders artgerecht, weil es eine Herdenhaltung ist, die den natürlichen Bedürfnissen eines Pferdes am nächsten kommt. Da konnte man nicht einfach ein Pferd „abzweigen“ und auf Dauer zu Kanut in den Stall stellen. Ihn in die Laufstallgruppe integrieren, ging aber leider auch nicht, da bei einem Hengst immer mal wieder die Hormone verrücktspielen, wenn ihm etwas quer kommt. Kastrieren lassen konnten wir ihn mit seiner vorgeschädigten Lunge definitiv nicht mehr. Und wenn ein Hengst schon älter ist – wie Knut mit seinen 17 Jahren- lässt sich mit einer Kastration auch sein Verhalten sowieso nicht mehr beeinflussen. Im Kopf bleibt er Hengst. Feste Freundschaften mit anderen Pferden sind aber wichtig, gerade für Kanut, der als Deckhengst doch so lange isoliert leben musste. Petra versprach Kanut ganz fest, im Norden weiter nach einem perfekten Platz zu suchen, falls der Hof in Brunsbüttel sich auf die Dauer nicht als optimal herausstellen würde. Zumal der Hof (www.bucking-horse-stables.de) als großer Westernreitstall, der Pferde auch im Treiben von Rindern ausbildete, nicht wirklich in unser Tierschutzkonzept für die sogenannten „Nutztiere“, passte.

Aber er ist wirklich vorbildlich und professionell geführt – die Pferde dort wirkten sehr gelassen und zufrieden. Und wir waren dankbar, dass man sich dort überhaupt bereit erklärt hat, unseren Kanut aufzunehmen. Denn artgerechte Lebensplätze für Hengste sind mehr als rar. Je besser es Kanut ging, desto öfter zeigte er sich auch bei uns schon mal hengstig, d.h. er wieherte und tänzelte, wenn eine der Stuten rossig war. Allerdings – er blieb immer brav und ließ sich jederzeit von Menschen bremsen. Das mochten Verantwortliche anderer Ställe aber nicht glauben und winkten direkt ab, wenn nach einem Platz für einen Hengst gefragt wurde. Aber in Brunsbüttel hatte man Erfahrung mit Hengsten und eine Paddockbox, die direkt an eine kleine Wiese grenzte. Petra konnte erleichtert durchatmen und musste nun „nur noch“ den Transport von Kanut nach Brunsbüttel organisieren.

Im September gab es zum Glück an zwei Wochenenden Zeit für einen Trödelmarktstand - in Gummersbach und in Olpe. Wir bekommen erfreulicherweise immer schöne Sachen gespendet und seit die vielen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, findet gut erhaltene Kleidung auch dankbare Abnehmer. Reich wird der Verein durch den Trödelverkauf allerdings nicht. Die allermeisten Sachen erzielen nicht mehr als ein bis zwei Euro Erlös, wenn nach einem langen Sonntag dann 100 EUR als Reinerlös in der Kasse sind, ist die Freude schon groß!

Am 20. September bekamen die Kamerunschafe im bayrischen Monheim hohen Besuch – Heike vom Verein „ Helft handeln“, die Schutzengel für Tiere auf das Schicksal der Schafe aufmerksam gemacht hatte, und Anita Hess, eine alte Freundin der Schutzengel für Tiere, kamen zu Besuch und freuten sich zu sehen, dass die Herde sich gut eingelebt hatte. Allerdings gab es dann schon wieder Sorge um einige der Schafe, die husteten und Nasenausfluß hatten. Der Tierarzt kam und stellte Lungenwürmer fest. Die hatten die Tiere vermutlich aus dem alten Zuhause in der Pfalz schon mitgebracht. Zum Glück sprachen sie auf die Wurmkur aber gut an und der Wurmbefall hatte keine schlimmen Folgen. Alle 18 Schafe waren schnell wieder fit.

Am 27. September fand das letzte Patentreffen statt – wir hatten es wegen des wenig sommerlichen Wetters in den eigentlichen Sommermonaten verschieben müssen, aber das hatte sich wirklich gelohnt. Denn dieser letzte Sonntag im September war noch mal ein zwar schon recht kühler, aber sonniger Tag. Unsere 25 Schweine in Niedersachsen genossen derweil sonnige Spätsommertage auf der Weide mit sichtlichem Badespaß. Vielen Dank an die Betreuer, Familie Ritter, für die tollen Fotos! Die Schweine genossen den Patenbesuch in vollen Zügen, denn sie wissen genau, dass Paten nie ohne fressbare Mitbringsel zu Besuch kommen.

Leider endete dieser Tag bei Schutzengel für Tiere trotzdem nicht unbeschwert - denn in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden lag nachmittags Kuh Babette auf der Wiese fest und stand nicht mehr auf. Die Fleckvieh-Kuh war auch nicht mehr die jüngste – mindestens 17 Jahre hatte sie bereits auf dem Buckel.

Babette hatte dieses Jahr bereits zweimal festgelegen, stand aber nach einer Calciuminfusion zum Glück wieder auf. Allerdings beim zweiten Mal erst nach 48 Stunden. 17 Jahre sind für so ein schweres Rind wie Babette auch leider schon als hohes Alter einzuschätzen.

Sie litt zusätzlich an einer Bänderverletzung im Bereich der Hüfte, der ihr das Aufstehen natürlich nicht gerade leichter machte. Babette war ein „Fleischrind“ – diese schweren Rinder haben dann im Alter besonders Probleme mit ihren Knochen. Und vorbeugend hilft da eigentlich nur genug Bewegung. Das ist aber grade nicht die Lieblingsbeschäftigung der älteren Rinder – vielmehr fressen sie überwiegend an einer Stelle und legen sich dann mehrere Stunden zum Wiederkäuen auf die Wiese. Dann stehen sie wieder auf und laufen – bis zum nächsten leckeren Grasbüschel. Durch mangelnde Bewegung baut sich dann unglücklicherweise auch schnell die Muskulatur ab – und danach mögen die Rinder noch weniger laufen. Ein Teufelskreis. Pferde mit Arthrose kann man ganz prima bewegen, man nimmt sie einfach am Halfter und Führstrick und läuft mit ihnen los, Pferde sind von Natur aus Bewegungstiere. Rinder eher nicht, zumindest nicht unsere hochgezüchteten und die wenigsten von ihnen sind halfterführig.

Vermutlich würden wir ihnen mit einem Bewegungsprogramm auch keinen wirklichen Gefallen tun. Denn sie sind nun mal nicht dafür gezüchtet worden, auf der Wiese 20 Jahre alt zu werden, so traurig das ist. Die sogenannten „Nutztiere“ sind vom Menschen für seinen Zweck so extrem auf Leistung gezüchtet werden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre natürliche Lebenserwartung zu erreichen. Es bleibt nur, sich über die Zeit zu freuen, wo es ihnen in Rehden so richtig gut geht und sie auf der Wiese ihr Leben genießen zu lassen, solange sie Lebensqualität haben. Als Babette am 27. September dann erneut festlag, empfahl der Tierarzt, sie einzuschläfern. Wir hatten schon bei einer anderen sehr alten Kuh, unserer Lotte, die Erfahrung gemacht, dass die Calciuminfusion zweimal geholfen hat, beim dritten Mal aber leider nicht mehr.

Dieses Krankheitsbild des Calciummangels wird als Hypokalzämie bezeichnet. Der Körper benötigt Calcium für sehr viele zelluläre Vorgänge und wenn er nicht ausreichend mit Calcium versorgt ist, können z.B. Muskellähmungen auftreten, im schlimmsten Fall fallen die Kühe ins Koma. Leider ist es einfach so, dass die älteren Rinder von ihrem Stoffwechsel irgendwann nicht mehr in der Lage sind, genügend Calcium über das Futter aufzunehmen, auch wenn Minerallecksteine im Stall hängen und regelmäßig zusätzlich Mineralfutter angeboten wird. Die Calciuminfusionen müssen auf Körpertemperatur vorgewärmt und sehr vorsichtig und langsam verabreicht werden, ansonsten kann es schwere Herzrythmusstörungen auslösen bis zum Herzstillstand. Und vorher muss natürlich Blut abgenommen und der Calciumspiegel überprüft werden. Diesen Test kann der Tierarzt vor Ort innerhalb von Minuten durchführen. An Hypokalzämie erkranken in der konventionellen Landwirtschaft sehr häufig Kühe, nachdem sie ein Kalb geboren haben oder – bei uns- eben alte Tiere. Und Babette lief eben auch wegen ihres Hüftschadens nicht mehr gut, ihr Zustand hätte sich bestimmt im nasskalten Herbst weiter verschlechtert.

2014 mussten wir leider schon Babettes geliebte Tochter Leonie einschläfern lassen, sie litt an Strahlenpilz. Die beiden Tiere hingen sehr aneinander und wir hatten nach Leonies Tod auch den Eindruck, dass Babette sehr trauerte. Auch in der Hoffnung, dass Babette und ihre Leonie auf der ewigen Weide wieder Seite an Seite grasen könnten, ließen wir Babette erlösen.

Am 30. September verabschiedeten wir unser Pferd Kanut nach Norden, der Spediteur, der ihn schon für die Zahn-OP in die Klinik gefahren hatte, brachte ihn zu einem Preis mit Tierschutzrabatt wohlbehalten in sein neues Zuhause bei Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. Und zum Glück schien es Kanut dort auch gleich zu gefallen. Schnurstracks marschierte er auf den Paddock seiner großzügigen Box, wir hofften, dass die frische Seeluft seiner kranken Lunge so richtig gut tat. Die Nordsee lag zwar von dort noch 19 km weg, aber eine frische Brise war deutlich zu spüren, auch weil Brunsbüttel nur vier Kilometer von der Elbe entfernt liegt. Und das ist ja ein richtig breiter Strom. Also ein zumindest gesundheitlich hoffnungsvoller Neubeginn für unseren Kanut.

Oktober 2015

Am 2. Oktober mussten wir traurigerweise unseren Esel Charly einschläfern lassen. Der 1991 geborene Eselwallach kam im Juli 2013 über die Noteselhilfe zu uns. In seinem früheren Leben (bevor er von der Noteselhilfe gerettet wurde) war Charly nicht gut behandelt worden sein, denn bei schnellen Bewegungen und erhobenen Händen reagierte er immer noch sehr schreckhaft. Allerdings hatte er in den fast zwei Jahren, die er bei der Noteselhilfe verbracht hat, schon gelernt, wieder Vertrauen zu fassen. Anfangs ließ er nämlich keinen Menschen an sich heran. Charly litt unter dem "Cushing Syndrom". Dabei produziert die Nierennebenrinde aufgrund eines gutartigen Tumors in der Hirnanhangdrüse ständig zuviel Cortisol. Folge können extremer Fellwuchs sein oder auch häufige Hufreheschübe. Charlys Hufe waren durch schon erlittene Hufreheschübe sehr empfindlich, er bekam aber auch schon länger leider nicht preisgünstige Hormontabletten, um den ACTH-Wert (=Adrenokortikotropes Hormon) im normalen Rahmen zu halten und weitere Symptome des Cushing-Syndroms zu lindern. In der nasskalten Jahreszeit bekam Charly zusätzlich Schmerzmittel, denn er hatte auch schon Arthrose. So hatte Charly Lebensqualität und genoss sein Dasein zusammen mit seinem Kumpel Rudi.

Aber leider stieg sein ACTH-Wert dann dramatisch an und im September 2015 lief Charly plötzlich deutlich schlechter. Röntgenaufnahmen ergaben eine totale Verkümmerung und fortgeschrittene Auflösung der Hufbeine. Das ist ein längerer, schleichender Prozess und Charly musste eigentlich schon länger starke Schmerzen haben. Aber gerade Esel als harte Arbeit gewohnte „Nutztiere“ zeigen, wenn sie nicht arbeiten müssen, oft erst ganz spät an, wenn es ihnen nicht gut geht.

Im Sommer war Charly sogar kleine Runden mit Spazieren gegangen und zeigte keine Lahmheit. Also sollte man bei Eseln lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Tierarzt zu Rate ziehen, weil die so liebenswerten Langohren sehr gutmütig und ungeheuer hart im Nehmen sind.
Wenn ein Tier sich in den Himmel verabschiedet, ist das immer traurig und zwar meist besonders für den Gefährten dieser Tiere – hier war es Pony Rudi. Denn er hatte ja nur  Charly.

Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, wurde dann versucht, Rudi in die Ponyherde zu integrieren. Und das klappte auf Anhieb. Darüber waren alle sehr glücklich, denn bevor Charly nach Geldern kam, stand Rudi allein, weil er sich zuvor als ehemaliger Hengst auf der Ponywiese ziemlich daneben benommen hatte. Scheinbar hatte die Gesellschaft von Charly ausgleichend auf Rudi gewirkt. Esel haben einen tollen Charakter und sind die Ruhe selbst. Es war vielleicht auch Charlys Lebensaufgabe, Rudi so zu einem Platz in der Herde zu verhelfen.

Am 19. Oktober zog die Allgäuer Kuh Lilly in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden ein. Wie kommt eine Allgäuer Kuh in den Norden? Lilly hatte ein Kalb bekommen und war so zur „Milchkuh“ geworden. Auch auf den Bio-Höfen werden die Kälber aber von den Müttern getrennt, in der Regel einen Tag nach der Geburt. Die Kälber erhalten Milchaustauscher, die Milch wandert in die Molkerei für die Ernährung der Menschen, denen sie meistens gar nicht so gut bekommt, wie man heute zum Glück weiß. Heutzutage sind Kühe „Hochleistungstiere“, sie geben die gigantische Menge von 10.000 Liter Milch pro Jahr. „Allgäuer Braunvieh“ kommt an diese ganz hohen Werte (zu Lillys Glück) nicht heran, bei dieser Rasse sind es „nur“ 6.000 Liter pro Jahr. Trotzdem sind auch bei diesen Kühen durch das hocheiweißreiche Futter Klauenprobleme und Erkrankungen am Skelett und am oft gigantisch großen Euter an der Tagesordnung. Lilly zeigte Lahmheiten und deshalb ließ der Bauer sie nicht mit hinaus, weil sie nicht gut laufen konnte. So stand sie den ganzen letzten Winter in Anbindehaltung und das auch noch auf Gitterrosten. Wenn der Bauer dann mit dem Melkzeug kam, wurde sie hochnervös und schlug aus. Das war ihr Todesurteil – sie sollte zum Schlachter, da sie für den Bauern wertlos geworden war. Eine Milchkuh, die sich nicht melken lässt, hat keine Daseinsberechtigung mehr. Robert, ein Tierschützer in der Nähe, kannte den Bauern und kaufte Lilly frei.

Lilly wurde dann „trockengestellt“ und durfte auf die Wiese umziehen, wo sie sich schnell von den Strapazen als „Milchkuh“ erholte. Aber sie konnte dort, wo sie war, als „Gnadenbrotkuh“ nicht bleiben. Leider gibt es viel zu wenig Plätze für gerettete „Nutztiere“.

Lilly aber hatte Glück, ihr Freund Robert gab nicht auf und bei Schutzengel für Tiere hatte er Glück. Lilly musste allerdings bis nach Niedersachsen reisen. Robert mietete sich Anhänger und Zugfahrzeug und brachte Lilly zusammen mit einem Freund nach Rehden in unsere Pflegestelle. Eine ganze Nacht schlugen sich die beiden Tierfreunde dafür um die Ohren. Vorher wurde Lilly von einer Therapeutin extra noch cranio-sacral behandelt, um Blockaden zu lösen, damit sie den langen Transport besser verkraftete. Diese Behandlung genoss Lilly sichtlich. Jede Ortsumstellung bedeutet natürlich Stress, aber mit viel Stroh, genügend Platz auf einem komfortablen Pferdeanhänger und mit Streicheleinheiten, hat Lilly den Umzug bestens überstanden. Sie lebte sich schnell bei uns ein und hat sich mit den Kühen Cleopatra (auch eine Allgäuer „Braunvieh“-Dame) und Gesine (eine Jerseykuh) angefreundet.

Und dann gab noch ein schönes Ereignis im Oktober, denn die Box auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich, die seit Ginnys Tod im August leer gestanden hatte, bekam einen neuen Bewohner. Calypso, ein 22 Jahre altes Therapiepony im Ruhestand. Der hübsche Fuchswallach hatte es eigentlich in seinem Leben immer gut, denn er lebte bei einer Familie, deren Tochter tragischerweise schwerst körperbehindert zur Welt gekommen war. Cally, wie er liebevoll genannt wird, war der Tochter ein treuer Freund und half ihr ganz bestimmt dabei, mit ihrem Schicksal besser klar zu kommen.

Dass die Tochter 2016 sogar ein Studium aufnehmen konnte, hat sie bestimmt auch Cally zu verdanken. Dadurch hatte sie allerdings auch keine Zeit mehr für ihn und die Familie suchte nun ein neues Zuhause für Cally. Er wäre zwar auf gar keinen Fall beim Schlachter gelandet und deshalb fragen Sie sich jetzt vielleicht, warum er auf dem Pferdeschutzhof aufgenommen wurde. Auch wenn Therapiepferde Zeit ihres „Dienstlebens“ gut gefüttert und gepflegt werden, tragen sie doch ein schweres Los. Denn die Behinderung ihrer gehandicapten Reiter geht an diesen Pferden nicht spurlos vorbei. Pferde sind hochsensibel und die Therapiepferde passen ganz besonders gut auf, bewegen sich sehr vorsichtig, damit dem Reiter nichts passiert. Das ist auf die Dauer sehr anstrengend für die Pferde.

Deshalb wollten wir nicht, dass Cally womöglich in unsensible Hände gerät und haben ihn aufgenommen. Seine frühere Familie unterstützt ihn auch mit einer Teilpatenschaft. So kann Cally jetzt seinen Lebensabend genießen und nach einigen Wochen sahen wir, dass er es sich herausnahm, seinen Kumpel Waletto manchmal ein wenig zu ärgern. Wir haben den Eindruck, dass Cally es genießt, sich nun als „Rentner“ auch mal ein bisschen daneben benehmen zu dürfen. Das sei ihm auch gegönnt, denn Waletto, der dem Schlachter entgangen ist, kann damit gut umgehen.

November 2015

Am 5. November geschah etwas sehr Dramatisches – ein Waschbär drang in den Hühnerstall der hessischen Pflegestelle Hatzfeld ein und richtete ein Massaker unter unseren Hühnern an. Waschbären sind in ihrer Intelligenz vergleichbar mit Rhesusaffen und haben leider kein Problem damit, mit Verschlüssen gesicherte Türen zu öffnen. Bei Experimenten von Verhaltensforschern mussten Waschbären eine ganze Kaskade an Schaltern, Hebeln und Schlössern betätigen, um an einen Leckerbissen in einer Kiste zu kommen. Elf von 13 Mechanismen öffneten sie nach weniger als zehn Versuchen und waren auch in der Lage, das Gelernte später wieder abzurufen, um noch einmal die gleichen Mechanismen zu betätigen. So stellte auch leider die Hühnerstalltür in Hatzfeld wohl kein Hindernis für das eigentlich so possierlich aussehende Raubtier dar, denn sie war nicht mit einem massiven Schloß gesichert. Aber mit gleich mehreren Riegeln und noch nie war ein Vier- oder Zweibeiner unberechtigt dort hineingekommen. Waschbären sind Allesfresser. Ihr Speiseplan setzt sich zu ungefähr 44 Prozent aus wirbellosen Tieren wie Regenwürmern, Insekten oder Fischen, zu 41 Prozent aus pflanzlicher Nahrung und zu 15 Prozent aus Wirbeltieren, wie Hühner, Igel, Mäuse, Ratten zusammen. Wirbeltiere fallen ihm meistens im Winter zum Opfer, wenn das Angebot an Früchten fehlt.

Gerade in Hessen haben sich die Waschbären in den vergangenen Jahren explosionsartig verbreitet, allerdings noch nicht in Hatzfeld (in der Nähe von Dillenburg), sonst hätten die Betreuer längst andere Schutzmaßnahmen für den Hühnerstall ergriffen. Hochburg der Waschbären ist eher der nördliche Teil von Hessen – so gilt Kassel gilt als die „Waschbärenhauptstadt“ Europas. Zwei von 16 Hühnern – Rani und Lore – haben überlebt und die Stalltür ist nun mit einem massiven Vorhängeschloss gesichert.

Die Betreuer, Thomas und Inge, waren sehr traurig über den Tod der Hühner. Machten sich Vorwürfe, weil sie von den nächtlichen Vorgängen nichts mitbekommen hatten. Aber Waschbären sind sehr geschickt und leise. Ein Biss und das Opfer ist tot. Entgegen früherer Annahmen ist der Waschbär auch kein Einzelgänger, manchmal leben Rüden in Gruppen von bis zu vier Tieren zusammen. Und Hühner schlafen richtig tief, wenn sie auf ihrer Stange sitzen…. Deshalb gab es vermutlich auch nicht viel Geschrei. Und wir dürfen hoffen, dass die Hühner nicht lange gelitten haben, es ein Ende mit Schrecken war. Nach immerhin zehn tollen Monaten in einem schönen Stall mit genug Bewegungsfreiheit, tagsüber konnten Schnute, Marie II., Luise II., Helga, Bertha, Brunhilde, Elsbeth, Erna, Frieda, Hedwig, Helga, Lotti, Lola II. auch draußen scharren. Und der Tod im Schlachthof, vor dem wir sie bewahren konnten, wäre sicherlich noch entsetzlicher gewesen. Eigentlich sind Waschbären nachtaktiv, aber manchmal werden Waschbären auch schon am hellichten Tag gesehen. Denn leider gibt es immer wieder unvernünftige Menschen, die diese Tiere auch noch füttern. Das hat nichts mit Tierschutz zu tun.

Für starke Nerven gibt es auf youtube ein mit Wildtierkamera aufgezeichnetes Video von einem Waschbären im Hühnerstall, die schlimmsten Passagen sind allerdings herausgeschnitten. Auch die Waschbären haben natürlich Hunger, so konnten wir mit dem Tod unserer Hühner besser fertig werden, als wenn ein Mensch in den Stall eingedrungen wäre. Und der Tod im Schlachthof wäre sicherlich nicht weniger grausam für die Hühner gewesen, vor dem wir sie im Januar 2015 bewahrt hatten. Es ist gar nicht so einfach, eine wirklich geeignete Stelle mit viel Platz und sicherer Lebensqualität für Hühner zu finden. Denn natürliche Feinde für Hühner gibt es leider viele.

Zur Ablenkung war es ganz gut, dass kurz danach, vom 13. bis 15. November, die Pferdesportmesse in Kalkar am Niederrhein stattfand, wo wir – ohne Standmiete- mit einem Infostand teilnehmen durften. Vielen Dank dafür an den Veranstalter, die WRW oHG. Dadurch, dass wir direkt am Show-Ring standen, konnten wir erfreut feststellen, dass bis auf zwei Vorführungen die Pferde alle gebisslos geritten wurden. Und es gab viele Vorträge von Osteopathen, Tierärzten, Sattlern und Spezialisten in der Ausbildung von Pferden, bei denen der Tierschutz eine wesentliche Rolle spielte. Nicht alle Besucher der Messe ließen sich auf ein Gespräch mit uns ein, auch weil sie natürlich wegen der Vorführungen zum Showring kamen, aber wir bekamen doch einiges positives Feedback und konnten viele Gedankenanstöße geben.

Allerdings ließen die Einnahmen mit insgesamt 300 EUR nach drei Messetagen leider sehr zu wünschen übrig. Vielleicht auch, weil wir ziemlich eingequetscht zwischen Showring und gleich neben dem Notausgang standen. Keine so günstigen Voraussetzungen, um die Messebesucher gezielt ansprechen zu können. Herzlichen Dank an Betreuerin Iris von der Pflegestelle Sonsbeck, die tatkräftig bei der Standbetreuung half und bei der Petra auch übernachten durfte. Eine böse Überraschung gab es leider nach der Messe – das Vereinsauto blieb mit Kupplungsschaden in Sonsbeck liegen. Zwei Stunden Wartezeit auf den ADAC und anschließend Umladen des ganzen Messeequipments in den Leihwagen. Petra war begeistert. Na ja, aber immer Glück im Unglück, es hätte genauso gut schon auf dem Weg zum Messeaufbau passieren können. Und zu Petras Erleichterung holte die Autowerkstatt Giebeler in Drolshagen das Auto netterweise unentgeltlich nach Drolshagen zurück. Vielen Dank dafür!

Am 28. November zog dann noch die alte Schafdame Hannah in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden ein. Sie war vor mehreren Jahren zusammen mit einer Gefährtin von Animals Angels-Aktivisten gerettet worden. Nun musste Hannahs Freundin eingeschläfert werden, weil sie keine Lebensqualität mehr hatte und bei den Tierschützern änderten sich die Lebensumstände, sie konnten kein zweites Schaf mehr dazu nehmen. Aber auch Hannah war nun schon elf Jahre alt und wir hatten Bauchschmerzen dabei, dass die alte Schafdame nun noch einmal umziehen musste. Sie war als Merinoschaf viel größer als unsere kleinen Moorschnucken. Zum Glück gewöhnte sie sich aber schnell bei uns ein.

Dezember 2015

Das Wetter machte uns Sorgen, denn es regnete und regnete. Die Paddocks auf dem Pferdehof in Korschenbroich standen unter Wasser. Gar nicht gut für die Pferdebeine. In den Fesselbeugen vor allem von weißen Beinen entsteht schnell Mauke, das sind kleine entzündliche Krusten, die für die Pferde sehr unangenehm sind.

Wir waren jeden Nachmittag damit beschäftigt, die Pferdebeine mit Jodseife zu säubern, abzutrocknen und dann mit Maukesalbe zu behandeln. Diese völlig matschigen Bodenverhältnisse kannten wir früher nicht - bislang hatten wir alle zwei bis drei Jahre Holzhackschnitzel auf die Paddocks geschüttet, um den Boden zu befestigen. Das war völlig ausreichend, weil auch am Niederrhein im Winter oft trockenes, frostige Wetter vorherrschte.

Aber jetzt dachten wir über eine Alternative zu den Hackschnitzeln nach, denn durch das dank Klimawandel deutlich nassere Wetter verrotten die Hackschnitzel einfach viel schneller und das wird auf die Dauer auch teuer. Mit Transport kosten 50 m³ Hackschnitzel 600 EUR. Wir begannen Angebote für Ecoraster einzuholen, das sind Kunststoffgitter, die in eine Lavaschicht eingesetzt werden, und so die Wirkung einer Drainage haben.

In der Pflegestelle Schwefe mussten wir schweren Herzens unsere Bentheimer Schweinedame Kaba in den Himmel verabschieden. Schon länger litt sie unter Arthrose und wurde von unserer Cranio-Sacral-Therapeutin Carmen einige Male behandelt. Aber irgendwann half auch das nicht mehr – Kaba konnte nicht mehr aufstehen, fraß nur noch im Liegen. Wenn Schweine noch guten Appetit haben, hat das nichts zu sagen, denn gerade Mastschweinen ist der ständige Appetit sozusagen angezüchtet. Kaba stammte aus einem Tierpark bei Bremen und kam im Alter von fünf Jahren zu uns, als sie keine Ferkel mehr bekommen konnte. So hatte sie sechs schöne Jahre bei und nun sollte sie auch nicht leiden. .

Auch unser dämpfiger Hengst Kanut machte uns ein wenig Kummer, denn bei einem Kontrollbesuch mussten wir feststellen, dass er doch wieder schlechter atmete. Die gesunde Luft im Norden allein reichte nicht für sein Wohlbefinden. Man empfahl uns das Pferdetherapiezentrum Avalon und Jana Hennig, die in Naturheilkunde und cranio-sacraler Therapie ausgebildet ist, behandelte Kanut nun einmal pro Woche. Hauptsächlich inhalierte sie mit ihm und das bekam ihm sehr gut. Seine Atemfrequenz normalisierte sich zum Glück wieder.

So ging das Jahr 2015 zu Ende.