Der Jahresrückblick 2011

Reinschauen und lesen lohnt sich! Entschuldigung, die Bilder kommen auch noch - versprochen! ;-)

Januar 2011

Wie 2010 begann auch das Jahr 2011 mit gigantischen Schneebergen und eisiger Kälte. Die Betreuer auf unserem Pferdeschutzhof Korschenbroich bei Mönchengladbach blieben einmal sogar auf dem Weg zum Hof auf der öffentlichen Straße mit dem Auto stecken und mussten das Auto freischaufeln. Denn am Niederrhein gab es schon seit Jahren nicht mehr solche Schneemengen, so dass der öffentliche Straßendienst hoffnungslos überfordert war. Des einen Leid ist des anderen Freud - während Autofahrer und Fußgänger überall so ihre liebe Not mit dem vielen Schnee hatten, vergnügten sich unsere Pferde in der weißen Pracht.
Hier die beiden Clowns Douby (links) und Silver beim Spiel „Wassertrog ausschütten und Rumtragen gegen Langeweile“.

Unsere Stute Dunja in der sauerländischen Pflegestelle Essinghausen konnte sich sogar über unerwarteten Weidegang freuen, weil die Schneedecke im Sauerland so dick geworden war, dass die sonst sehr empfindliche Grasnarbe genügend Schutz hatte. Obwohl natürlich kein Hälmchen Gras zu ergattern war, fühlten sich die Pferde auf der großen Weide einfach viel wohler als auf dem kleineren Winterpaddock. Warm eingepackt in zwei Decken stapfte also auch Dunja äußerst vergnügt durch den Schnee… Stärken konnten sich die Pferde zwischendurch an der Heuraufe, die mit vom Paddock auf die Weide umgezogen war.

Es dauerte aber nicht lange, da erreichte uns schon wieder ein Hilferuf. Pferdefreunde hatten vier Haflingerpferde vor dem Schlachter freigekauft in der Hoffnung, sie in gute Hände vermitteln zu können. Fatalerweise räumt dieser Pferdemetzger und Händler den Tierschützern auch immer besonders großzügige Fristen ein, bis sie den Kaufpreis bezahlen müssen. Das klingt zwar nett, verführt aber natürlich erst recht dazu, Pferde freizukaufen. Und der Händler verlangt grundsätzlich mehr Geld von dem Käufer, als er selbst für das Pferd bezahlt hat. D.h die Freikäufer unterstützen eigentlich den Pferdehandel noch und stürzen somit andere Pferde ins Elend, denn von seinem Gewinn kauft der Händler natürlich wiederum Pferde. In diesem Fall war es aber nun mal passiert und es gelang diesen umgemein engagierten Menschen sogar, für drei der vier Haflinger schnell gute Plätze zu finden und der „Schlachtpreis“ wurde von den Übernehmern der Tiere auch bezahlt. Aber die vierte Stute, Mia, entwickelte sich zu einem richtigen Pflegefall.

Sie war die kleinste von den vieren und viel zu früh von ihrer Mutter getrennt worden. Denn die Betreuer stellten zu ihrem Schrecken fest, dass das arme kleine Pferdemädchen gar nicht in der Lage war, zu fressen! Die Natur hat es zum Schutz der Fohlen nämlich so eingerichtet, dass diese in den ersten Lebenswochen nicht schlucken können, wenn sie den Kopf am Boden haben. Das soll die Pferdekinder davor bewahren, Gras zu fressen, bevor sie es verdauen können. Leider hat Mutter Natur nicht einkalkuliert, dass es bösartige Menschen gibt, die Fohlen der Mutter wegnehmen, solange diese eigentlich noch Muttermilch brauchen. Mit unendlich viel Geduld, Zeitaufwand und spezieller Milch aus der Flasche brachten die Tierschützer Mia zwar durch, aber leider erkrankte sie kurz darauf an einer Bronchitis. Das lag nicht an der Betreuung der Tierschützer, die hatten alles richtig gemacht, aber Mias Immunsystem war durch die fehlende Muttermilch eben besonders schlecht entwickelt. Ein krankes Jungpferd möchte natürlich niemand haben und eine Ortsumstellung hätte Mia wahrscheinlich unter diesen Umständen womöglich das Leben gekostet. Das teuere Spezialfutter und die Stallmiete war für das Budget von Mias Rettern seinerzeit aber eigentlich schon zu viel, da sie schon mehrere gerettete Pferde in ihrer Obhut hatten. Sie hätten zu diesem Zeitpunkt den Tierarzt für die Behandlung von Mias Bronchitis nicht bezahlen können. Obwohl es die Spendenlage eigentlich nicht zuließ, sprang Schutzengel für Tiere in die Bresche, denn ein schon gerettetes Tier aus Geldmangel an den Schlachter zurückgeben zu müssen, das wäre unerträglich gewesen. Mias Retter mussten hoch und heilig versprechen, nie wieder ein Pferd freizukaufen. Denn das ist wirklich ein Fass ohne Boden. Die hübsche Haflingerstute lebt nun mit finanzieller Unterstützung durch Schutzengel für Tiere in einem großen Stall bei Lünen (Nähe Dortmund), liebevoll und ehrenamtlich betreut von den Tierschützern, die Mia seinerzeit beim Schlachter weggeholt hatten. Andrea und Ralf herzlichen Dank für ihren Einsatz und den Stallbesitzern Danke für das Entgegenkommen beim Pensionspreis!

Inzwischen ist Mia ein Jahr alt und erfreulicherweise kräftig gewachsen. Dieses Foto zeigt sie im Mai 2011.

Mia soll in liebevolle Hände vermittelt werden, denn natürlich gehört ein junges und gesundes Pferd eigentlich nicht in einen Tierschutzverein. Leider kann man Haflingerpferde aber vor ihrem vierten Lebensjahr nicht reiten und fast jeder kauft sich ein Pferd nun mal zu diesem Zwecke. Deshalb wird ein Pferd für die allermeisten Reiter leider erst interessant, wenn es drei Jahre alt ist.

Es ist schon merkwürdig – alle Welt kauft sich immer Hundewelpen (obwohl die meisten Menschen von Hundeerziehung herzlich wenig Ahnung haben). Aber es ist doch sooooo schön, wenn man einen Hund von Anfang an hat! Später landen etliche Hunde dann – oft nicht sozialisiert- im Tierheim und haben es oft extrem schwer, noch ein neues Zuhause zu finden. Bei Pferden sehen es die Menschen offenbar anders, vermutlich schlicht und ergreifend, weil ein Pferd teurer im Unterhalt ist als ein Hund. Da will man dann nicht schon zwei Jahre lang Futterkosten „investieren“, wenn man noch keinen „Nutzen“ von dem Tier hat. Muss man denn zu einem Pferd nicht genauso ein Vertrauensverhältnis aufbauen wie zu einem Hund??? Vor allem, wenn man das Pferd später einigermaßen sicher reiten können möchte? Leider gibt es bislang noch keine Interessenten für Mia und sie wird wohl noch eine ganze Weile bei uns bleiben. Wir suchen deshalb dringend Paten für Mia.

Februar 2011

Aus dem Münsterland kamen die Ziegen Hanni und Nanni sowie ihr Heidschnucken-Kumpel "Wolle" zu uns. Er verdankt diesen Namen seiner unglaublichen Haar- oder eher besser gesagt „Wollpracht“, denn leider hatte ihn seine Besitzerin zwei Jahre lang nicht scheren lassen. Wolle hatte einen Freund, Willi, der im heißen Sommer 2010 an Herzversagen, vermutlich wegen Überhitzung, gestorben war. Danach hatte Wolle dann nur noch die Ziegen Hanni und Nanni als Gefährten und folgte ihnen fortan auf Schritt und Tritt. Das war in ihrem alten Zuhause auch nicht so schwierig, denn es gab keine schaf- bzw. ziegensicheren Zäune. Zaunlose Ziegenhaltung ist immer sehr unterhaltsam für die Ziegen, aber ganz schlecht für Blumenbeete und Nachbargärten. Denn Ziegen (besonders Zwergziegen) sind ungemein unternehmungslustig und mindestens ebenso dreist. Die Hofbesitzerin war bald am Rande eines Nervenzusammenbruchs und hatte die Ziegen eigentlich nur ihrer Besitzerin zuliebe aufgenommen.

Diese wiederum war – im Gegensatz zu der Hofbesitzerin - eine patente und erfahrene Tierhalterin und bot sofort an, beim Zaunbau zu helfen, um die Ziegen in ihre Schranke zu weisen und den Frieden auf dem Hof wiederherzustellen. Sie hatte auch immer Pensionsgeld für ihre Ziegen bezahlt. Das Unternehmen Zaunbau scheiterte aber leider daran, dass zum geplanten Termin leider kein Material von der Hofbesitzerin eingekauft worden war. Sie kannte aber Schutzengel für Tiere und bat uns händeringend, die Ziegen und das Schaf aufzunehmen. Die Besitzerin der Ziegen bot auch an, das Trio in unsere Ziegen- und Schafpflegestelle im Hunsrück zu transportieren.

Mitte Februar hielten Wolle, Hanni und Nanni also dann in Simmern Einzug. Passend zu der bisherigen leicht chaotischen Haltung war Wolle natürlich auch noch unkastriert, weshalb er auf keinen Fall zu unseren Heidschnucken durfte. Denn Nachwuchs der Patentiere untereinander ist natürlich strengstens verboten (weil kontraproduktiv für den Tierschutz, das Elend ist schließlich groß genug).

Erst war deshalb geplant, die drei Neuankömmlinge bis zur Kastration von Wolle im Ziegengehege unterzubringen, denn Ziegen und Schafe können sich nicht miteinander fortpflanzen. Das war Wolle aber ganz egal, er bestieg alle Ziegen, was unsere Ziegenböcke Mikesch, Justus, Rocky und Rambo gar nicht witzig fanden und sofort war eine Riesenkeilerei im Gange. Das hätte auf die Dauer zu Verletzungen geführt, weil Wolle ein sehr kräftiger Bock ist und außerdem waren alle Tiere sichtbar unglücklich. Also zogen Wolle, Hanni und Nanni wieder aus dem Ziegengehege aus und in den Krankenstall um. Der ist aber eher klein, weil eben eigentlich nur für kranke Tiere gedacht, die sich schonen sollen. In diesem Fall aber war das ganz gut, denn der kleine Stall bot keine Anlauffläche für Ziege Nanni. Wir mussten nämlich feststellen, dass die kleine weiße Maus über ungeahnte Fähigkeiten im Hochsprung verfügt. Mit Anlauf überwindet sie mühelos 1,40 m! So hoch ist nämlich der Zaun um unser Ziegengehege. Betreuer Christian hätte vier Wochen vorher auch nicht geahnt, dass er ab Februar jeden Tag einen ausgedehnten Waldsparziergang mit einer Ziege an der Leine und einem Schaf samt zweiter Ziege im Schlepptau unternehmen würde.

Nanni ist nämlich glücklicherweise in ihrer Leinenführigkeit genauso perfekt wie im Springen. Und Hanni und Wolle folgen ihr überall hin. Das war ein Glücksfall, denn die drei Tiere brauchten natürlich auch Auslauf, aber ohne Hochsprungmöglichkeiten für Nanni. Wenige Tage später hatte Wolle seinen Kastrationstermin in der Gießener Uniklinik und die Betreuer machten sich daran, den Zaun um das Ziegengehege um einen Meter zu erhöhen. Denn Nanni fand nach ihrem Sprung aus dem Gehege grundsätzlich nicht den Weg zurück und heftete sich zu allem Überfluß auch noch an die Fersen eines jeden Spaziergängers, der an dem Gehege vorbeikam. Nach zwei Tagen Arbeit war der „Ziegen-Hochsicherheitstrakt“ fertig (Materialkosten: € 250,-) und Wolle frisch kastriert aus der Klinik zurück. Kastrierte Böcke sind aber danach theoretisch noch sechs Wochen lang zeugungsfähig, deshalb durfte Wolle noch nicht zu unseren Heidschnucken. Alleine konnte man ihn aber im Krankenstall natürlich auch nicht lassen und so blieb es noch sechs Wochen bei den alltäglichen Spaziergängen des lustigen Quartetts Christian, Hanni, Nanni und Wolle. Ende März durfte Wolle dann auf die Schafweide umziehen und es ist schön zu sehen, wie wohl er (auf dem Foto in der Mitte) sich nun bei seinen natürlichen Artgenossen fühlt.
Hanni und Nanni leben genauso zufrieden im Ziegengehege.

März 2011

Anfang März mussten wir tragischerweise die Stute Jule einschläfern lassen. Sie war auf dem noch im vergangenen Herbst mit neuen Hackschnitzeln eigentlich rutschsicheren Winterpaddock ausgerutscht und hatte sich einen schweren Muskelfaserriß am linken Hinterbein zugezogen. Die ersten Tage nach dem Unfall war die Tierärztin noch ganz zuversichtlich, dass Jule wieder würde laufen können. Sie durfte sich nur zunächst nicht hinlegen, da das verletzte Bein dabei noch größeren Schaden nehmen könnte. Entzündungshemmer, Schmerzmittel und eine Wärmedecke zur Unterstützung der verspannten Rückenmuskulatur zeigten auch zunächst hoffnungsvolle Wirkung. Jule stand prima auf ihrem so weich wie möglich gepolsterten Krankenlager zur Entlastung ihrer Beine und vorsichtshalber fuhren die Betreuer auch nachts einmal zum Hof, um nach ihr zu sehen. Am vierten Morgen nach dem Unfall fanden sie sie frühmorgens dann leider doch liegend vor und die befürchtete Verschlimmerung der Verletzung war eingetreten. Deshalb ließen wir sie sofort erlösen. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie gleich nach dem Unfall einschläfern zu lassen, aber Jule war ein so tapferes und lebensfrohes Pferd. Und wenn man nicht alles versucht, macht man sich ewig Gedanken, zu früh eingeschläfert zu haben, was für das Seelenheil eines Tieres gar nicht gut ist.

Andreas, Karin, Manuela, Frau Büchsenmann, Frau Dr.Schröder-Böhme, Frau Rapp, Herrn Clemens und Herrn Schauf ganz herzlichen Dank dafür, dass sie alle so viel Zeit und Liebe gegeben haben, um Jule zu retten, leider hat es nicht sollen sein. Besonders traurig: Jule war erst 22 Jahre alt und auch nur fünf Monate bei uns.

Kurz nach Jules Tod begann unsere älteste Stute auf dem Pferdehof, Mandy, Alzheimer Symptome zu entwickeln. Manchmal vergaß sie, zu fressen oder lief auf dem Weg zum Stall in die falsche Richtung. Aber Schmerzen hatte sie ganz offenbar nicht. Wir beschlossen, solange Mandy noch bei uns war, kein neues Pferd auf dem Hof aufzunehmen, denn das bedeutet viel Unruhe und Gerenne auf der Weide, unter Umständen auch kleine Rangkämpfe unter den Stuten. Das wäre für Mandy eine zu große Belastung und könnte ihrem Leben unter Umständen vorzeitig ein Ende setzen. Zwar ist eine leerstehende Box traurig und auch wir möchten natürlich eigentlich so schnell wie möglich wieder einem Pferd in Not helfen, aber bei uns hat das Wohl der schon bei uns lebenden Tiere immer Priorität.

Bald darauf gab es einen Rindernotfall im Sauerland: Ein Sauerländer Landwirt, der schon lange im Visier des hiesigen Veterinäramtes war, stand vor Gericht, weil es mit der Sauberkeit auf seinem Hof schwer haperte. Auch seine Zäune hielt er nicht instand und wenn es den Kühen im Stall zu dreckig war, gingen sie lieber auf der Dorfstraße und in Vorgärten spazieren. Das geht natürlich nicht und so kam es zum Prozess. Leider war der Landwirt mehr als stur (da ist er nicht der einzige Bauer im Sauerland und nicht nur dort) und ließ den Dingen seinen Lauf, dachte gar nicht daran, die Auflagen des Veterinäramtes zu erfüllen.

Seine Kühe hatten noch Glück im Unglück, denn es gab eine Frau auf dem Hof, die nach Kräften alles in ihrer Macht stehende für die Kühe tat. Sie war seit über 10 Jahren auf dem Hof, ursprünglich, um die Mutter des Bauern zu pflegen, nach deren Tod blieb sie - &xnbsp;den Kühen zuliebe. Sie sorgte dafür, dass der Tierarzt kam, wenn nötig und betreute die Tiere, so gut sie konnte. Leider gelang es ihr aber nicht, dem Bauern Beine zu machen und nachdem der auch noch im vergangenen Herbst von seinem Bullen schwer verletzt wurde, ging es mit der Ordnung auf dem Hof immer weiter bergab. Die Situation mit den Behörden spitzte sich zu und beim Ortstermin auf dem Hof schlug der Richter die Hände über dem Kopf zusammen. Eigentlich positiv, wenn endlich einmal gehandelt wird, oft genug hat man leider den Eindruck, dass die Veterinäramter den Kopf in den Sand stecken. Die Beschlagnahmung eines Tierbestandes findet jedenfalls eher selten statt. Hier war es nur sehr bedrückend, weil die Tiere eigentlich - dank der Frau K.- immer genug zu fressen bekamen und auch tierärztlich betreut wurden. Das Veterinäramt griff wohl eher aus hygienischen Gründen durch, weil die Kälber durch die Milchkammer flitzten und auf dem Futtertisch schliefen und die Nachbarn fast Amok liefen wegen ihrer Vorgärten. Ein Tierhalteverbot wurde ausgesprochen, der Bauer musste alle Tiere verkaufen. Daran ist auch festzumachen, dass es den Tieren vom Futterzustand her gut ging, sonst hätte sie gar kein Händler haben wollen. Die Frau K. hatte sich im Laufe der Zeit damit abfinden müssen, dass Kühe an den Schlachthof verkauft werden, aber nun war es noch etwas anderes, weil alle Tiere auf einmal den Hof verlassen sollten. Sie hatte eine Lieblingskuh, Madeleine, 16 Jahre alt, die sie seit ihrem ersten Tag auf dem Hof begleitet hatte.

Die wollte sie um jeden Preis retten und am liebsten auch noch andere, besonders die älteren Tiere. "Ihr" Bauer hielt das zwar für total verrückt, legte ihr aber glücklicherweise auch keine Steine in den Weg. Das Veterinäramt, genervt von der sturen Art des Bauern, setzte aber eine sehr kurze Frist für den Verkauf der Tiere - nur fünf Tage nach der Gerichtsverhandlung mussten alle Tiere den Hof verlassen haben. So hatte die Frau keine Zeit, eine Lösung für noch mehr Tiere zu finden, da auch die Weidesaison für die Kühe noch nicht begonnen hatte. Sonst hätten unter Umständen noch mehr Tiere untergebracht werden können, bei uns war im Winterstall leider auch nur ein Platz frei. So konnte "nur" Madeleines Leben gerettet werden. Frau K. gelang es aber immerhin, zu erreichen, dass drei der ältesten Kühe auf dem Hof eingeschläfert wurden. So blieb wenigstens ihnen der Transport zum Schlachthof erspart. Als ob das nicht alles belastend genug gewesen wäre, baten der Amtsveterinär und der Händler sie auch noch, beim Verladen der Tiere zu helfen, weil sie ihr vertrauten. Das war furchtbar für sie, aber um den Tieren wenigstens Schläge und Tritte noch ersparen zu können, willigte sie ein. Der Abholtermin war aber an dem Tag, als wir eigentlich Madeleine nach Rehden bringen wollten, der letzte Tag vor Ablauf der Frist. So musste traurigerweise auch Madeleine zunächst auf den LKW und in den Stall des Händlers, denn sie konnte und durfte nicht alleine auf dem Hof bleiben. Frau K. war glücklicherweise pfiffig genug, Madeleines Pass zu behalten, denn bei einem Tierhändler kann man nie wissen. Der Händler verhielt sich aber zumindest insoweit anständig und half auch beim Verladen von Madeleine, als wir sie am nächsten Tag dort abholten. Entsetzlich war es aber natürlich für Frau K., im Händlerstall alle ihr so vertrauten Rinder zu sehen und zu wissen, dass wir nur Madeleine mitnehmen durften. Auch Petra musste sich - wie so oft- immer wieder sagen: "Jedes einzelne Leben zählt!" und "Denke an das Tier, dass Du retten konntest und nicht an die, die in den Tod gehen müssen. Es sind einfach zu viele."

Wie immer hatte sie anschließend ein mulmiges Gefühl beim Transport, denn eine so schwere Kuh ist eigentlich sicherer im LKW aufgehoben als in unserem einfachen Pferdeanhänger. Und schließlich hatte die arme Madeleine ja nun erst am Tag zuvor einen Transport mitmachen müssen. Aber wie immer ging auch diesmal alles gut, scheinbar merken die Tiere doch irgendwie, dass sie in unserem Anhänger auf dem Weg in ein besseres Leben sind und bleiben ruhig. &xnbsp; &xnbsp; Madeleine hat sich erfreulicherweise schnell in unserer Pflegestelle eingelebt und fühlt sich sichtlich wohl. Und ihre Besitzerin ist glücklich, dass wenigstens Madeleine gerettet werden konnte. Hier sehen Sie sie mit ihrer Kuh bei einem Besuch im Mai. Im Vordergrund Hofhund Nick, der grundsätzlich alle Besucher auf Schritt und Tritt mit seinem Bällchen verfolgt und zum Spielen auffordert.

Leider verabschiedeten sich im März noch zwei weitere Tiere in den Himmel. Ziege Mara und Schaf Felix in Simmern. Heidschnucke Felix lag nachmittags für immer eingeschlafen auf der Weide, ihm war zuvor überhaupt nichts anzumerken, er war erst neun Jahre alt, für eine Heidschnucke eigentlich überhaupt kein Alter. Aber manchmal ist es eben so, dass Tiere sich urplötzlich von alleine verabschieden. Das ist immer sehr traurig, aber aus für uns nicht erkennbaren Gründen wohl für sie der Moment, in dem sich ihr Dasein erfüllt hat. Und das müssen wir akzeptieren. Ziege Mara mussten wir einschläfern lassen, schon lange litt sie unter schwerer Arthrose. Ein gutes Jahr lang konnten wir ihre Lebensqualität mit Hilfe der Tierärztin durch entzündungshemmende Spritzen erhalten, aber nun wollte Mara nicht mehr und sie zeigte es uns deutlich, indem sie nicht mehr aufstehen wollte, obwohl die Tierärztin sie noch einmal mit allen möglichen Medikamenten versorgt hatte.

Am 27.03. fand die alljährliche ordentliche Mitgliederversammlung in Drolshagen statt. Die Vereinsvorsitzenden wurden für ihre Arbeit in 2010 wie immer einstimmig entlastet. Aufgrund der Wirtschaftskrise sah der Geschäftsbericht für 2010 bezüglich der Spendenlage leider - wie wohl bei allen gemeinnützigen Organisationen- alles andere als rosig aus.

April 2011

Schutzengel für Tiere setzt sich ja eigentlich „nur“ für das Wohl der sogenannten „Nutz“-Tiere“ ein, um sich nicht zu verzetteln, denn es ist selten gut, wenn jemand versucht, alles zu machen.

Hängebauchschweine zählen strenggenommen nicht wirklich zu den „Nutz“-Tieren“, weil aber auch sehr viele dieser kleinen Schweine immer wieder ihr Zuhause verlieren, leben bei uns inzwischen auch insgesamt fünf solcher Schweine. Drei von ihnen in der Pflegestelle Schwefe bei Soest. Schon in der Vergangenheit haben wir die Erfahrung gemacht, dass es nicht ideal ist, wenn Hängebauch- und große Hausschweine zusammen leben. Der Unterschied bezüglich ihres Körpergewichtes ist einfach zu groß und eine WG birgt deshalb deshalb Gefahren für die Hängebauchschweine. Die Hausschweine, die locker 250 kg und mehr auf die Waage bringen und somit auch über eine große Leibesfülle verfügen, lassen sich oft wohlig seufzend irgendwo zum wohlverdienten Schläfchen nieder und merken erst, dass da schon jemand liegt, wenn das übersehene Hängebauchschwein empört quiekt.

Die drei Hängebauchschweine Ewald, Gerda und Günter lebten auch erst nur mit dem arthrosekranken alten Eber Alfred zusammen, der sich ihnen gegenüber immer nett verhalten hat. Aber wie das so ist, im Herbst 2010 zogen fünf neue Schweine im Gehege nebenan bei den vier Kampfsauen Luise, Sybille, Schnappi und Josy ein, wurden von denen aber gnadenlos gemobbt und mussten deshalb zu Alfred und den Hängebauchschweinen umziehen. Sie müssen wissen, Schweine können so richtig gemein sein, wenn sie erst mal jemanden auf dem Kieker haben. Eberhard zum Beispiel wurde keine Viertelstunde nach seinem Einzug in die Suhle geschubst und ergriff dann jedes Mal vorsichtshalber die Flucht, wenn sich eine der vier Sauen sich ihm auch nur näherte.

So gab es dann im Gehege der Hängebauchschweine plötzlich auch wieder ganz viele große Hausschweine, was uns auf die Dauer großes Unbehagen bereitete. Glücklicherweise war aber unsere Suse, die ehrenamtlich die Kontrollbesuche in unserer Pflegestelle Schwefe durchführt, in diesem Frühjahr mit ihrer Familie, zu der auch Hängebauchschweindame Letti gehört, umgezogen und ihr riesiger Garten ist ein wahres Paradies für kleine Schweine. Sie erklärte sich bereit, Pflegestelle zu werden und Ewald, Gerda und Günter aufzunehmen, bevor die drei „unter die Räder kommen“. Die neue Heimat von Ewald, Gerda und Günter ist bei Kamen, nur etwa 20 Minuten von Schwefe entfernt.

Anfang April war es auch noch nicht so warm wie zur Zeit, bei heißem Wetter sollte man gerade Schweine, die ja ein sehr empfindliches Herz-Kreislaufsystem haben, nämlich auf keinen Fall transportieren. Mit Nudeln und Geduld waren die drei auch ziemlich schnell auf den Anhänger gegangen und erleichtert fuhren wir los, denn in der Regel ist bei einem Transport alles im Lot, wenn das Tier streßfrei auf den Anhänger gegangen ist. Aussteigen tun die meisten Tiere in der Regel doch fast von alleine. In Kamen angekommen, öffneten wir also erwartungsvoll die Anhängerklappe und uns tönte dreistimmiges Schnarchen entgegen. Auch Letti stand schon erwartungsvoll mit an der Rampe, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen.

„Ok,“ sagten wir uns, „ist ja schön, dass die Drei offenbar den Transport nicht als Streß empfunden haben und sogar dabei eingeschlafen sind. Ist ja auch gerade die Zeit, wo sie immer Mittagsschlaf halten, also lassen wir sie in Ruhe wach werden und aussteigen, wann sie möchten.“ Wir gingen ins Haus, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Nach fast einer Stunde tauchte Letti dann an der Terrassentür auf und guckte grunzend ins Wohnzimmer, als wollte sie sagen:“ Ihr müsst mir helfen, ich kriege diese Schlafmützen nicht wach!“ Zurück am Anhänger immer noch dasselbe Bild: Drei schnarchende Hängebauchschweine! Auch das Geraschel mit der Zwiebacktüte machte sie nicht munterer. Überall ratlose Gesichter, bei uns Zweibeinern und auch bei Letti.

Da Petra auf dem Rückweg nach Hause auch noch Strohballen laden musste, und der Bauer sicher kein Verständnis für eine stundenlange Verspätung wegen schlafender Schweine hatte, mussten wir die drei sanft wecken und zum Aussteigen bewegen. Es war nun auch warm geworden und so tat es den Schweinen ganz gut, vorsichtig mit Wasser aus der Gießkanne besprenkelt zu werden. Das hat bisher auch noch jedes Schwein zum Aufstehen bewegt, wobei nach unserer Erfahrung die kleinen Hängebauchschweine meistens entschieden sturer sind, als ein großes Hausschwein. Anders rum wär es auch sehr ungünstig. Nach dem Aussteigen gab es dann von Betreuerin Suse erst mal zur Entspannung Knäckebrot für alle, dann wurde die neue Umgebung erkundet, zuerst recht mißtrauisch beäugt von Letti.

Die etwas zickige Schweinedame schlief in der ersten Nacht quer im Eingang ihres Stalles, wohl damit die Neuankömmlinge gleich merken sollten, wer die Chefin ist. Schweine sind sehr territoriale Tiere und können, wie schon so manches neu aufgenommene Schwein erfahren musste, zu neuen Artgenossen richtig gemein sein. Hier lief aber alles glimpflich ab, wahrscheinlich auch, weil Ewald, Gerda und Günter ja gleich zu Dritt Einzug hielten. Am Ostersamstag beteiligten wir uns mit einem Infostand und Tombola am veganen Frühlingsfest Vegan Spring in Hannover. Netterweise führten drei engagierte Frauen zusätzlich einen Trödelverkauf für den guten Zweck durch. Wir durften uns zusätzlich über die Hälfte des Gesamterlöses von immerhin 260,00 EUR freuen. Nochmals vielen herzlichen Dank für den Einsatz! Außerdem bedanken wir uns bei Studentin Marie und zwei weitere Helfer, die bei Aufbau und Standbetreuung geholfen haben.

Trauer um Flora - am 23. Mai müssen wir die alte Schweinedame im - für eine ehemalige Zuchtsau- absolut biblischen Alter von mindestens 12 Jahren einschläfern lassen. Schon lange hatte sie einen dicken Bauch, der auf Wasseransammlungen aufgrund von Herzinsuffizienz oder evtl. auch auf einen Lebertumor schließen ließ. Aber Flora war trotzdem noch lebensfroh gewesen und ihr Appetit gesegnet. Nun aber schlugen die Aufbauspritzen nicht mehr an und sie zeigte uns deutlich, dass es Zeit war, sie in den Schweinehimmel zu verabschieden. Flora war die letzte von insgesamt sieben Sauen, die im Frühling 2003 aus einem Zuchtbetrieb am Niederrhein beschlagnahmt wurden. Sie hatten Schreckliches durchgemacht, denn der offenbar psychisch gestörte Bauer hatte seine ursprünglich 50 Sauen nicht mehr gefüttert - nur noch Bärbel, Biene, Blümchen, Erika, Flora, Marie und Monja lebten, als das Veterinäramt tätig wurde. Als sie damals über den Bund gegen den Mißbrauch der Tiere zu uns kamen, hätten wir nicht zu hoffen gewagt, dass alle sieben noch mehrere Jahre bei uns sein würden, nachdem sie so gut wie verhungert waren. Hier ein besonders schönes Foto von Flora (im Vordergrund) und ihren Freunden vom Sommer 2009.

Herzlichen Dank an unsere Betreuerin Suse, die der zuletzt dünn gewordenen Flora immer Nudeln kochte, weil die alte Schweinedame sie so sehr liebte. Duroc-Schwein Daggy ist erst sieben Monate alt und hat in ihrem jungen Leben schon viel mitmachen müssen. Erst lebte sie bei einer Frau, die leider von Schweinefütterung keine Ahnung hatte und Daggy fatalerweise als junges Ferkel mit Müsli für Pferde ernährte. Die Folge war ein Darmverschluß, mit dem Daggy als Notfall in einer Eifeler Tierarztpraxis landete. Dank des beispiellosen Einsatzes der Tierärztin und ihres Teams überlebte Daggy und da ihre Besitzerin sie glücklicherweise auch nicht wiederhaben wollte, blieb Daggy zunächst in der Obhut der hochengagierten Tierärztin. Leider haben aber auch Duroc-Schweine die unangenehme Angewohnheit, schnell zu wachsen und so musste eine neue Bleibe für Daggy gefunden werden.

Ein Vermittlungsversuch über die Sendung "Tiere suchen ein Zuhause" erschien zunächst erfolgversprechend, eine Familie im Sauerland nahm Daggy als Gesellschaft zu ihrem Hängebauchschwein auf. Leider war das Glück aber nur von kurzer Dauer, denn nach drei Monaten verließ der Vater seine Familie und die Tiere auf Nimmer Wiedersehen. Wie verantwortungslos kann man sein?? Der armen Frau und ihrem Sohn tat es in der Seele weh, Daggy zurückgeben zu müssen, aber sie waren mit der Versorgung überfordert. Seit dem 25.Mai lebt Daggy nun in unserer Pflegestelle Rehden in Niedersachsen und wird nun hoffentlich zur Ruhe kommen. Sie ist übrigens nicht das erste Schwein, das als "Scheidungsopfer" in unsere Obhut kam.

Juni 2011

Drei mit der Flasche aufgezogene Wildschweine und ihre Besitzerin im bergischen Land gerieten in große Not. Dort herrschte wegen der Schweinepest bei Wildschweinen -wie in vielen anderen Landkreisen auch- Stallpflicht für Hausschweine. Es ist kaum zu glauben, aber das zuständige Veterinäramt betrachtete ihre Wildschweine als Hausschweine, weil die drei in menschlicher Obhut leben. Sie bekam die Auflage, innerhalb von Tagen einen Stall zu bauen, sonst wären ihre Schweine von Amts wegen getötet worden. Ihr Grundstück hatte aber Hanglage, sie konnte dort keinen Stall bauen und die Wildschweine hätten innerhalb kürzester Zeit "am Rad gedreht".
Das Foto zeigt Susanne - eine der Wildschweindamen.

Die Stallpflicht im bergischen Land wurde schon vor mindestens zwei Jahren angeordnet. Damals wurde die Schweineliebhaberin durch ein Versehen der Behörde aber nicht angeschrieben. Eigentlich hatte sie also schon Glück gehabt, aber auch nicht im Traum damit gerechnet, ihre Wildschweine auch einsperren zu müssen. Anfang 2012 soll die Stallpflicht auch wieder aufgehoben werden, weil es schon lange keine Fälle von Schweinepest mehr gab. Aber das Veterinäramt ließ nicht mit sich reden und bestand auf Erfüllung der Stallpflicht. Die junge Frau beschloss, eine neue Bleibe für sich und ihre Schweine zu suchen - in einem Landkreis, der nicht (mehr) von der Aufstallpflicht betroffen ist. So etwas war aber nicht von heute auf morgen zu finden - und wohin solange mit Susanne, Pinsel und Bürste?

Unsere Pflegestelle Rehden verfügt über einen großen Laufstall und wir beschlossen, den drei Schweinen vorläufig "Asyl zu gewähren", nachdem ein Bluttest ergeben hatte, dass sie definitiv keine Schweinepest haben. So konnten sie vor dem sicheren Tod bewahrt werden. Ein herzliches Dankeschön an unseren Betreuer, Herrn Ritter, der dafür klaglos viel Mehrarbeit auf sich genommen hat. Und an unsere Schweine, die während dieser Zeit ebenso klaglos ihr Futter vom Boden gefressen haben anstatt aus den komfortablen Trögen im Stall. Es gibt im Freigehege selbst aber auch Schlafhütten für den Sommer, wirklich gefehlt hat ihnen durch die drei borstigen Gäste also nichts. Die Besitzerin der Wildschweine konnte inzwischen mit ihren Schweinen auf ein geeignetes Grundstück mit Wohnhaus in Rheinland-Pfalz umziehen - "Bürste, Pinsel und Susanne" sind nun in Sicherheit.

Mitte Juni fand wieder der Umwelttag in Hagen statt, bei dem wir schon im vergangenen Jahr zusammen mit den Allerweltstierfreunden für das Catering gesorgt hatten. Schon letztes Jahr spielte das Wetter überhaupt nicht mit - der Dauerregen verscheuchte alle Besucher und verhinderte nennenswerte Umsätze.

Man sollte ja in allem das Positive sehen: Diesmal schüttete es schon aus Kübeln, als wir auf dem Platz ankamen und zwei Pavillons anderer Aussteller waren bereits durch Sturmböen kaputt gegangen. Die Veranstaltung fiel ins Wasser. So sparten wir uns diesmal zumindest die Zeit für den Auf- und Abbau und konnten den Rest des Tages sinnvoller nutzen. Und die Familie unserer ehrenamtlichen Helferin und Patin Suse hatte vierzehn Tage lang Paella zu essen (die wollten wir eigentlich auf dem Umwelttag anbieten).

Ende Juni gelang es, vier Ziegenmädchen und einen Bock bei Bremen vor dem besonders schrecklichen Tod durch Schächten zu retten. Sie dürfen für immer auf einem Resthof bei Osnabrück bleiben. Ein sehr engagiertes Paar hatte sich auf einen Zeitungsbericht hin bei uns gemeldet und den Platz angeboten. Herzlichen Dank dafür an Silke und Andy!

Nach dem trockenen Frühling schien der Sommer mit Regenrekorden aufwarten zu wollen und wir sahen mit Bangen den vor der Türe stehenden Patentreffen entgegen.

Juli 2011

Am 3.7. fand das erste Patentreffen des Jahres in Schwefe statt. Bei sehr kühlem, aber immerhin trockenem Wetter. Eine Familie war wieder extra aus dem Taunus angereist, um ihren Rudi 2 mit Leckereien zu verwöhnen. Es ist gut, dass man nicht weiß, was kommt, denn eine Woche später verabschiedete sich vollkommen unerwartet unsere Dunja 2 in den Pferdehimmel. Noch zwei Wochen vorher, bei der Tollwut-Impfung, lobte der Tierarzt ihren für ihr hohes Alter von 32 Jahren erstaunlich guten körperlichen Zustand.

Der Tierarzt war schnell zur Stelle an diesem traurigen Sonntag, dem 10.7., als wir Dunja mit einer offensichtlichen Kolik liegend auf der Weide fanden. Nach einer Infusion kam sie aber schnell auf die Beine und hatte abends wieder normale Verdauung. Auch ihre Körpertemperatur, die sonntags nachmittags zu niedrig war, stieg in der Nacht wieder an in Richtung Normaltemperatur, so dass wir fest davon überzeugt waren, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befand. Niemand rechnete damit, dass sie am nächsten Morgen innerhalb von Minuten unter Schweißausbrüchen sterben würde. Mit Hilfe der Tierkommunikatorin fanden wir heraus, dass ihr ein versteckt auf der Weide gewachsener, tödlich giftiger Fingerhut zum Verhängnis geworden sein musste. Lange rätselten wir, warum sie die Pflanze gefressen hat, obwohl noch reichlich leckeres Gras vorhanden war und sie täglich zusätzlich Heu fressen konnte. Normalerweise meiden nämlich gerade alte, lebenserfahrene Tiere Giftpflanzen instinktiv. Wir werden es nicht mehr erfahren und haben nur den Trost, dass Dunja es immerhin über ein Jahr so richtig schön bei uns hatte. Das Dezemberbild unseres Kalenders für 2012 haben wir dieser außergewöhnlichen Pferdedame gewidmet, die so genau wusste, was sie wollte und vor allem, was sie nicht wollte. So werden wir sie in Erinnerung behalten.

Auch wenn es schwer fiel, zur Tagesordnung überzugehen - am 17.7. fanden die Patentreffen in Wachtendonk und auf dem Pferdeschutzhof Korschenbroich am Niederrhein statt. In Wachtendonk wurde von den Paten unser mittlerweile 17 Jahre altes Rind Annemarie bestaunt. Und Eseldame Jolly eroberte die Herzen im Sturm. Auf dem Pferdeschutzhof hatten inzwischen fleißige Helfer dafür gesorgt, dass alle auch bei Regen im Trockenen Kaffee trinken konnten. Ein Pate wollte unbedingt die Schubberbürste von unserer Viola ausprobieren, denn er hatte sie uns gespendet. Vielen Dank dafür!

Am 19.07. kam die Pferdedentistin zur Zahnkontrolle bei allen Pferden.

Eine Woche später gab es im sauerländischen Iserlohn eine hoffnungsvolle Premiere - die VEGANMANIA. Zitat von der Veranstaltungs-Website (www.veganmania.at): "Veganismus und Sauerland - das sind jetzt nicht direkt Gegensätze, aber der gemeine Sauerländer feiert einmal im Jahr Schützenfest und ist ansonsten ein eher introvertierter und bodenständiger Typ. Aber: Veganismus und das Sauerland trafen aufeinander und: Sie scheinen sich zu mögen!!!" Wir müssen gestehen, dass wir selbst auch allergrößte Zweifel am Gelingen der VEGANMANIA im Sauerland hatten. Trotzdem wagten wir das Experiment, erstmalig auch Essen bei einer solchen Veranstaltung anzubieten - vegane Paella. Und: Den Iserlohnern hat es geschmeckt! Herzlichen Dank an die ehrenamtlichen Helferinnen Barbara und Dagmar und vor allem auch an Michael Siethoff von der Tierschutzpartei für den Mut, die VEGANMANIA durchzuführen.

Ende Juli zog die Rheinländer Stute Tabaluga auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich ein. Anderenfalls wäre sie aus finanziellen Gründen vorzeitig eingeschläfert worden. Ein trauriger Fall - der Turniersport hat die Sehnen ihrer Vorderbeine auf dem Gewissen. Dank orthopädischen Hufbeschlages wird Tabi aber hoffentlich noch einige schöne Jahre bei uns verbringen können - sie ist erst 16 Jahre alt.

Am 31.7. fand das Patentreffen bei unseren Schafen und Ziegen im Hunsrück statt.

August 2011

Am 14.08. beteiligten wir uns wieder mit einem Info- und Verkaufsstand am Veggie Street Day in Dortmund.

Traurige Nachricht aus der Pflegestelle Schwefe: Die erst acht Jahre alte Schweinedame Babe 1 verabschiedet sich über Nacht in den Schweinehimmel. Sie war einige Tage zuvor beim Kontrollbesuch noch wirklich fit, aber es geht eben nicht immer der Reihe nach. Wir werden unsere Babe so in Erinnerung behalten:
Immer gut gelaunt und an der Seite von ihrem Freund Rudi 2

Der wird nach Babes Tod von seiner jungen Freundin Maren getröstet. Sie erklärt ihm, dass Babe wohl gegangen ist, damit Flora (die im Mai gestorben war) nicht so allein im Schweinehimmel ist.

Am 28. August fand in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden das Patentreffen statt. Kuhdame Elfie-Aleika war in ihrem Element, denn endlich trauten sich mal genug Zweibeiner zum Abschlecken auf ihre Weide! Eine unserer treuesten Patinnen, Frau Doll, hatte wieder ungeheuer fleißig Kerzen mit Serviettentechnik verziert und für den Verkauf mitgebracht. Die Kasse klingelte dann auch kräftig zugunsten der Patentiere - vielen herzlichen Dank, auch im Namen unserer Schweine, Gänse und Rinder! Herzlichen Dank auch an unseren treuen Kassenprüfer und Paten Sebastian, der auch dieses Patentreffen wieder fotografisch begleitet hat!

September 2011

In diesem Jahr verließen uns leider mehrere Schweine - am 7. September lag unser Amadeus in der bayrischen Pflegestelle Monheim traurigerweise morgens bei der Fütterung tot im Stall. Auch er wurde "nur" acht Jahre alt. Als Todesursache wurde Herzversagen vermutet, da Amadeus sich leicht aufregte. Glücklicherweise hatte Amadeus zwei Freunde - Amanda und Waldemar. So blieb nun nicht ein Schwein alleine zurück, denn das Vergesellschaften von Schweinen ist nicht so einfach.

Endlich stabilisierte sich das Wetter, so dass das schon lange vorbereitete Freigehege für die Schweine in Monheim eingeweiht werden konnte. Hannibal und Nero waren die ersten, die dort einziehen durften. Manchmal ist es gut, abzuwarten, denn im Juni gab es eine heftige Windhose über Monheim mit vielen Sachschäden. Mensch und Tier war Gott sei Dank nichts passiert, aber wir wollten gar nicht daran denken, wie es ausgegangen wäre, wenn schon Schweine im Freigehege gewesen wären.

Am 11. September fand dann das Patentreffen in Monheim statt, bei wirklich schönem Wetter!

In der Pflegestelle Rehden zog ein neues Schwein ein - Maximus. Er war ein Kümmerferkel und wurde von einer Tierfreundin im Münsterland aufgepäppelt. Natürlich wollte sie ihn um jeden Preis vor der Schlachtung retten. Ein Platz war glücklicherweise in Rehden noch frei. Die Aufnahme von Maximus war nur möglich, weil seine Retterin die volle Patenschaft übernommen hat, denn die Spendenlage ist leider sehr schlecht. Unsere Einnahmen reichen nicht mehr aus, um die laufenden Kosten zu decken. Vorläufig können wir die fehlende Summe mit unseren Rücklagen ausgleichen, aber langfristig müssen die Patenzahlen dringend wieder deutlich steigen. Heu, Stroh und Getreide sind wegen des trockenen Frühjahrs und dem nassen Sommer zudem knapp und damit teuer geworden.

In diesem Herbst musste unser Vereins-Tier-Transporter neu gestrichen werden, damit er uns weiterhin erhalten bleibt. Wegen der angespannten Kostensituation waren wir sehr erleichtert darüber, dass Vereinsmitglied und gelernter Maler Martin diese Arbeit tatkräftig ehrenamtlich übernommen hat. Vielen Dank!

Oktober 2011

Am 3. Oktober hatten wir Grund zu großer Freude - denn uns wurde der Tierschutzpreis der Hans-Rönn-Stiftung aus Düsseldorf verliehen. Er ist mit 3000,00 EUR dotiert. Klingt viel, diese Summe deckt allerdings gerade mal ein Viertel unserer monatlichen Kosten. Nähere Infos und unsere Dankesrede können Sie bei Interesse hier.

Danach holte uns schnell der rauhe Alltag wieder ein - zwei vermittelte Pferde kamen zu uns zurück: Raymond und Cornel. Ray brachten wir zunächst in die Pflegestelle Holzwickede zu unserer Haflinger-Stute Linnea. Herzlichen Dank an Betreuerin Katharina, die sich sofort bereit erklärte, auch Ray -ehrenamtlich- zu betreuen. Er ist erst acht Jahre alt und wird hoffentlich noch einmal ein neues Zuhause finden. Bis dahin suchen wir allerdings dringend Paten für ihn! Cornel brachte gleich ein zweites Pferd mit - seinen Kumpel Nando. Der lebte schon bei der Frau, an die wir Cornel 2009 vermittelt hatten. Sie erkrankte leider und konnte die Pferde nicht mehr versorgen. Cornel und Nando hingen sehr aneinander, wir konnten deshalb nicht nur Cornel mitnehmen und Nando seinem Schicksal überlassen. Nando war aber schon 28 Jahre alt und nicht unproblematisch (ein ehemaliges polnisches Kutschpferd). Es schien sich aber alles gut zu fügen - denn das Paar mit dem Resthof bei Osnabrück (wo schon die vier Ziegen eine Heimat gefunden hatten) erklärte sich bereit, Cornel und seinen Freund aufzunehmen. Also brachten wir Cornel und Nando Anfang Oktober aus dem Siegerland nach Melle bei Osnabrück. An dieser Stelle herzlichen Dank an das Autohaus Giebeler in Drolshagen, das uns dafür einen Geländewagen als Zugfahrzeug unentgeltlich zur Verfügung stellte!

Der nächste Notfall ließ aber nicht lange auf sich warten - der 12 Jahre alte Eber Alfred in Schwefe fühlte sich nicht mehr wohl, wurde von einem Tag auf den anderen von den Schweinen in seiner Gruppe gemobbt. Schweine können gnadenlos fies zueinander sein! Unsere ungemein tatkräftige Suse, die schon Ewald, Gerda und Günter für uns aufgenommen hat, erklärte sich spontan bereit, auch Alfred ein neues Zuhause zu geben. Also siedelten wir am 16. Oktober unseren Alfred von Schwefe nach Kamen um. Zwar soll man alte Bäume nicht mehr verpflanzen, aber manchmal geht es eben nicht anders. An dieser Stelle herzlichen Dank an Gabi, Svenja und Ursula, die mit unendlich viel Geduld halfen, Alfred ganz langsam und völlig stressfrei mit reichlich Nudeln vor der Nase auf den Anhänger zu bringen. Von Alfreds Umzug gibt es keine Fotos, denn niemand hatte mehr eine Hand zum Fotografieren frei… Ein herzliches Dankeschön an Suse und besonders auch ihren Mann Stefan, der den Ausflug von Alfred, Ewald, Gerda und Günter aus dem Gehege in den Garten (und die damit einhergehenden Verwüstungen) mit großer Fassung trug.

Ende Oktober wurde unser Kalender für 2012 fertig - an dieser Stelle unserer Manuela vielen Dank, die sich wie immer professionell um das Layout gekümmert und die Daten druckfertig an die Druckerei geliefert hat.

Am letzten Oktoberwochenende beteiligten wir uns mit einem Info- und Verkaufsstand am Umweltmarkt in Korschenbroich (bei unserem Pferdeschutzhof). Erstmals backten wir Waffeln, um die Vereinskasse für die Tiere aufzubessern. Unserer erfahrenen Waffelbäckerin Dagmar herzlichen Dank!Und natürlich auch Jacqueline, Manuela, Renate und Susanne, die bei Aufbau bzw. Standbetreuung geholfen haben. 440,00 EUR flossen an diesem Tag in die Kasse. Ein herzliches Dankeschön auch an Iris, die Betreuerin unseres Pferdes Illusion in der Pflegestelle Sonsbeck. Sie hatte uns- neben vielen anderen Sachpreisen- auch ihr neuwertiges Fahrrad für die Tombola gespendet.

November 2011

Dieser Monat sollte wieder einmal zeigen, wie dicht Freud und Leid, Leben und Tod beieinander liegen.

Die Pferde Cornel und Nando waren nun seit vier Wochen in ihrem neuen Zuhause, und man konnte traurigerweise zugucken, wie Nando von Tag zu Tag immer "stinkstiefeliger" wurde. Vorbesitzerin Kirsten hatte bei der Abgabe auch davor gewarnt, denn als Nando vor 18 Jahren zu ihr kam, zeigte er ein hochaggressives Verhalten - Attacken im vollen Galopp und gebleckten Zähnen. Kirsten war nicht sicher, ob ein Umzug (gerade in diesem hohen Alter von 28 Jahren) nicht die alte Verhaltensweise wieder auslösen könnte. Aber sie musste sich krankheitsbedingt leider von den Pferden trennen. Also musste es versucht werden, Nando noch einmal an neue Bezugspersonen und Umgebung zu gewöhnen. Wir hatten die Hoffnung, dass es funktionieren würde, weil Nando ja zumindest mit seinen Kumpel Cornel zusammen bleiben konnte - die beiden lebten schon seit zwei Jahren sehr glücklich bei Kirsten zusammen.

Es ist normal, dass Pferde in neuer Umgebung zunächst ihre typischen Verhaltensweisen nicht zeigen, da sie sich noch nicht sicher fühlen. In den ersten vier Wochen war Nando auch ganz friedlich gewesen, auch der Besuch von Hufschmied und Tierarzt waren kein Problem. Andy und Silke versorgten die beiden Pferde wirklich äusserst liebevoll, aber Nando wurde von Tag zu Tag aggressiver, er trat und biss, leider auch seinen Freund Cornel. War Nando abends im Stall (die Pferde können rein und raus, wie sie möchten), sprang er mit Schwung gegen die Boxenwand, wenn Silke den Stall betrat. Schließlich erwischte er Andy am Kopf, als der ihm abends die Regendecke ausziehen wollte. Glücklicherweise ohne ernsthafte Folgen, aber nun musste gehandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern. Wir riefen Nandos Vorbesitzerin an, die sich trotz ihrer Krankheit ins Auto setzte, um die Pferde zu besuchen und den neuen Besitzern Tipps für den Umgang mit Nando zu geben. Wir waren dann erst ziemlich böse auf sie, weil sie viele entscheidende Dinge vergessen hatte, mitzuteilen, als sie Nando abgab. So etwas darf, Krankheit hin oder her, nicht passieren. Zum Beispiel liebte Nando Eukalyptusbonbons über alles, Pferdedecken und Putzen dafür hasste er.

Und in den ersten vier Wochen hatte es natürlich keine Eukalyptusbonbons gegeben, dafür aber fast jeden Tag Körperpflege und eine Regendecke wegen des nasskalten Wetters. Silke und Andy hatten es (zu) gut gemeint. Nandos Vorbesitzerin Kirsten übte mit Silke und Andy das Führen von Nando und gab Nando eindringlich zu verstehen, dass er sich benehmen müsse. Rührend zu sehen war, wie Nando sich gefreut hatte, seine Vorbesitzerin wiederzusehen. Der Abschied fiel beiden nicht leicht. Er war leider für immer. In den nächsten Tagen zwang Silke sich, Nando nicht zu "betüddeln", sondern ihn - abgesehen von Fütterung, nun auch mit Eukalyptusbonbons- weitgehend zu ignorieren. Kam Nando auf sie zu, hob sie die Arme und stampfte mit dem Fuß auf (damit signalisiert man Pferden, dass man im Rang über ihnen steht).Und siehe da: Es funktionierte. Nando attackierte nicht mehr und verhielt sich auch seinem Freund Cornel gegenüber wie früher. Alle Zwei- und Vierbeiner auf dem Hof entspannten sich und atmeten auf. Auch Nando schien zufrieden zu sein, hatten die Zweibeiner doch offenbar endlich begriffen, was er alles nicht wollte. Aber leider wendete sich das Blatt wieder und zwar dramatisch.

Am Morgen des 27.11. -eine Woche, nachdem seine Vorbesitzerin ihn besucht hatte- attackierte Nando Silke mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen auf den Hinterbeinen stehend, als sie vor die Scheunentüre trat. Wenn ein Pferd von 700 kg Gewicht sich auf die Hinterbeine stellt, wird es lebensgefährlich. Ein Schlag mit dem Vorderhuf wäre für Silke vermutlich tödlich gewesen. Zu unser aller Erleichterung konnte sie sich aber unverletzt in die Scheune retten. Zuvor, als Nando anfing, agressiv zu werden, hatten schon zwei Tierkommunikatorinnen mit ihm gearbeitet - nach ihnen hatte Nando "telepathisch" auch getreten. Angesprochene Pferdetrainer und Tierärzte waren sich einig - ein 28 Jahre altes Pferd lernt nicht mehr, sein Verhalten zu ändern. Silke und Andy waren am Ende ihrer Kräfte und hatten nun -vollkommen verständlich- wirklich Angst vor Nando. Sobald ein Tier das spürt, ist ein gefahrloser Umgang mit ihm kaum mehr möglich.

Im Büro von Schutzengel für Tiere bekam Petra Magenschmerzen, wenn die Tel-Nr. von Melle im Display erschien. So konnte es nicht weitergehen, alle waren in ihrem Tun wie gelähmt. Lange hatte sich niemand getraut, es auszusprechen, aber es gab keinen anderen Weg, als Nando einschläfern zu lassen. Noch nie zuvor mussten wir ein Tier töten lassen, weil es eine Gefahr darstellte - gerade für einen Tierschutzverein ist das eine furchtbare Situation und ganz besonders natürlich auch für Silke und Andy. So hatten sich die beiden das Ganze nicht vorgestellt und waren tieftraurig.

Aber der Tierarzt erklärte uns, dass wir auch Nando keinen Gefallen tun würden, ihn weiterleben zu lassen, da er bei jeder Attacke sich so sehr aufregte, dass er vermutlich über kurz oder lang einen Herzschlag erlitten hätte. Er hatte sicher recht - Jeder von uns war in seinem Leben sicher schon einmal sehr wütend, es geht einem dann nicht gut. Und Nando bekam diese Wutattacken mehrmals täglich: Jedem, der sich dem Hof näherte, drohte Nando schon von weitem mit gebleckten Zähnen, er war wie ein Wachhund. Dasselbe Verhalten hatte Nando auch vor 18 Jahren bei seiner Vorbesitzerin an den Tag gelegt, aber ihr war es gelungen, das abzustellen, weil sie die erste Person war, bei der es Nando gut ging. Damals war er allerdings auch erst sechs Jahre alt (und lernfähig), heute, mit 28 Jahren, leider nicht mehr.

Er muss gedacht haben, dass Silke ihn Kirsten weggenommen hatte, denn ihr gegenüber war er noch viel aggressiver als bei Andy. Am letzten Tag ließ sich Silke gar nicht mehr bei den Pferden sehen, damit Nando sich nicht aufregen musste. So traurig, wie es war - das war das Einzige, was sie noch für ihn tun konnte. Am 28.11. wurde Nando eingeschläfert. Der Tierarzt hatte sich darauf eingestellt, ihn mit dem Narkosegewehr betäuben zu müssen, aber das war nicht notwendig. Nando blieb ganz ruhig stehen, als der Tierarzt auf ihn zu kam, als ob er wusste, was passiert. Ließ sich spritzen und legte sich langsam hin. Er starb mit dem Kopf in Andys Armen. Der arme Andy war anschließend natürlich fix und fertig, aber Nando hatte mit seinem Verhalten deutlich gezeigt, dass die Entscheidung richtig war. Er wollte ohne seine Vorbesitzerin einfach nicht mehr leben, denn sonst hätte er auch den Tierarzt angegriffen. Nando war ungeheuer intelligent.

Vor dem Umzug hatte Petra die beiden Pferde bei ihrer Vorbesitzerin noch besucht, da verhielt sich Nando ihr gegenüber vollkommen freundlich und die Vorbesitzerin versicherte auch, dass es bei ihr seit Jahren keinerlei Probleme mehr mit ihm gegeben hatte. Es war also einen Versuch wert, Nando mitzunehmen und niemand sollte sich Vorwürfe machen - hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Nandos denkwürdiges Ende bedeutete aber für ein anderes Pferd die Rettung, das war für alle ein Trost (siehe Dezember).

Dieser November sollte als einer der schwärzesten in die Geschichte von Schutzengel für Tiere eingehen, denn in der Pflegestelle Monheim starb am 30.11. die erst sechs Jahre alte Sau Frederike. Sie lag morgens mit einem großen Bluterguss am Bauch tot in der Box. Ihre Gefährtinnen Biggi und Suk-Suk schliefen neben ihr, als ob nichts geschehen sei. Es muss über Nacht zu einem unglücklichen Zusammenstoß zwischen Frederike und einer der beiden gekommen sein. Wenn Sauen rauschig sind, wissen sie leider oft nicht mehr, was sie tun. So etwas Tragisches haben wir aber in unserer achtjährigen Vereinsgeschichte noch nicht erlebt. der einzige Trost dabei war, dass man bei hohem Blutverlust schnell das Bewusstsein verliert. Insofern musste Frederike wohl nicht lange leiden, zumal sie selbst auch rauschig war.

Dezember 2011

Cornel war von Nando in den vergangenen Wochen eigentlich fast nur vom Futter verjagt und gebissen worden. Man hätte also annehmen können, dass er ganz gern ein paar Tage alleine geblieben wäre, aber ein Pferd ist nun mal ein Herdentier. Cornel trauerte sehr. Zwar durfte er tagsüber zu den Nachbarspferden auf die Weide, aber abends in seinem Stall wirkte er schon sehr traurig. Silke und Andy verbrachten zwar so viel Zeit wie möglich mit ihm - ein Pferd konnten sie aber natürlich nicht ersetzen. Einige Tage vor Nandos Tod hatte uns der Hilferuf für die Stute Roxi errreicht.

Sie war als Reitpferd verkauft worden, die neue Besitzerin stellte aber beim Reiten sofort Lahmheit fest. Der Tierarzt diagnostizierte Spat, eine Arthroseerkrankung der Sprunggelenke an den Hinterbeinen). Roxy durfte nicht mehr geritten werden. Deshalb sollte ihre frühere Besitzerin Roxi zurücknehmen und den Kaufpreis erstatten. Diese leistete aber den Offenbarungseid (sie war also -angeblich- pleite). Damit die Käuferin von Roxi wenigstens einen Teil des ursprünglichen Kaufpreises von 6000,00 EUR zurückbekam, sollte Roxi meistbietend versteigert werden.

Für ein nicht reitbares Pferd interessiert sich in der Regel leider ernsthaft nur der Pferdemetzger. Roxi hatte aber unfassbares Glück: Die zuständige Gerichtsvollzieherin und ihr Lebensgefährte sind große Tierfreunde und ersteigerten Roxy selbst! Anschließend schenkten sie Roxy Schutzengel für Tiere e.V.. Wir danken den beiden herzlich dafür, vor allem im Namen von Roxi und Cornel.

Es ist kaum zu beschreiben, wie der sich freute, als Roxi am 10.12. endlich in der Zipfelschmiede (so heißt der Hof, wo er zu Hause ist) aus dem Anhänger stieg - sein trauriges "Witwer"-Dasein hatte ein Ende. Von Cornel war natürlich überhaupt kein Verständnis dafür zu erwarten, dass aus rechtlichen Gründen zwischen Pfändung und Versteigerung von Roxi eine gewisse Frist einzuhalten war. Nun aber ist seine Welt wieder in Ordnung. Gleichzeitig rührten wir wieder Waffelteig an, denn am 10. und 11. Dezember fand der zweite vegane Weihnachtsmarkt in Hannover statt.

Das uns von der Pflegestelle Monheim geschenkte Schwein und der uns von Patin und ehrenamtlicher Helferin Nicki geschenkte Hund machten auf unseren Waffelverkauf aufmerksam. Mit Erfolg, den insgesamt nahmen wir an den beiden Tagen knapp 700,00 EUR zugunsten unserer Patentiere ein! Ein herzliches Dankeschön an die beiden Patinnen Ursula und Angelique, die beim Aufbau und der Standbetreuung tatkräftig geholfen haben! Außerdem an Petrus, der für das richtige Wetter gesorgt hatte. Und nicht zuletzt natürlich an den Veranstalter, der vom Erlös 215,00 EUR an Schutzengel für Tiere gespendet haben. Wir kommen gerne im nächsten Jahr wieder nach Hannover.

Leider verlief der Weihnachtsmarkt allerdings auch nicht völlig ungetrübt, denn am Samstag nachmittag erreichte uns die traurige Nachricht, dass unser ältestes Schwein Alfred im für ein Hausschwein biblischen Alter von 12 Jahren das Zeitliche gesegnet hatte. Am Morgen lag er für immer eingeschlafen in seinem Schlafnest. Am Abend zuvor hatte unsere Betreuerin Suse noch lange bei ihm im Stall gesessen und ihn gestreichelt, ohne zu ahnen, dass er gehen würde. Alfred hatte die Wochen zuvor schlecht gefressen - die von der Tierärztin verordneten Vitamintropfen nahm er nur widerwillig an. Aber in den letzten zwei Tagen hatte er gierig jede Menge Bananen verdrückt und verlangte auch wieder nach seinen geliebten Nudeln. Da hatten wir alle wieder Hoffnung geschöpft. Aber da hatte Alfred sich wohl nur für seine letzte große Reise gestärkt. Traurig zündeten wir an unserem Stand diese Kerze zum Gedenken an unseren Alfred an.