Der Jahresrückblick 2014

Reinschauen und lesen lohnt sich! Entschuldigung, sobald wir etwas Zeit gefunden haben, folgen auch noch die Ereignisse bis Dezember.

Januar 2014

Leider fing das neue Jahr bei uns gleich mit einem Abschied an - am 2. Januar müssen wir unser Rind Nina in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden einschläfern lassen.

Nina konnte nicht mehr aufstehen, ihr linkes Hinterbein gehorchte ihr nicht mehr. Nina hatte das Glück, ihr ganzes Leben als Patenrind verbringen zu dürfen, sie wurde bereits als Patenrind geboren, da wir ihre Mutter Natascha im trächtigen Zustand freigekauft hatten. Nina hatte so von Anfang an eine wunderschöne Zeit, bekam die Milch ihrer Mutter - so wie es die Natur vorgesehen hat. Einen Spielgefährten hatte sie auch - Willi, den Sohn von Schneewittchen, die wir zusammen mit Natascha ebenfalls trächtig von einem Bauern im Sauerland zur Zeit der BSE-Krise bekommen hatten.

Es gibt kaum etwas Schöneres zu sehen, wie Kälber die Milch ihrer Mütter trinken und durch den Menschen völlig unbehelligt von von ihnen großgezogen werden können. Aber einen Nachteil gibt es dabei - die Kälber bekommen überhaupt keinen Bezug zum Menschen und der Umgang mit ihnen ist später sogar gefährlich, denn auch ausgewachsene weibliche Rinder haben später locker ein Gewicht von 700 kg und mehr. Das ist der Preis für die im Tierschutz praktizierte artgerechte reine Offenstallhaltung. Diejenigen unserer Rinder, die als "Milchkühe" in Anbindehaltung gelebt haben, lassen sich wesentlich einfacher behandeln, weil sie den täglichen Umgang mit dem Menschen kennen. Wir sind aber der Meinung, dass es den Rindern wesentlich lieber sein dürfte, ein freies Leben ohne tierärztliche Behandlungen und Klauenpflege zu führen, auch wenn das u. U. bedeutet, dass das Leben dann etwas kürzer ausfällt. Es gibt bei uns durchaus eine Box mit einem sogenannten Headgate, womit die Rinder für eine Behandlung am Hals fixiert werden können. Aber auch dazu gehört eine gewisse Kooperationsbereitschaft des betreffenden Tieres. Selbst die hatte Nina aber leider nicht. Auf dem Foto von Nina mit ihrer Mutter Natascha (rechts) können Sie auch erkennen, dass Nina praktisch immer in Habachtstellung war, wenn man sich ihr näherte, selbst wenn sie sich auf der Wiese eigentlich sicher fühlen sollte.


Sie benahm sich bei der Klauenpflege so unberechenbar, dass wir es mit Rücksicht auf ihre Gesundheit (und die des Betreuers) nicht riskieren konnten, sie in unserem Klauenpflegestand zu fixieren. Sobald Nina nämlich in einem eingegrenzten Raum sein musste, benahm sie sich wie ein Bulle und machte Anstalten, ihren Betreuer anzugreifen. Sicher könnte man probieren, solche Rinder zutraulicher zu machen, aber der Zeitaufwand wäre immens und ehrenamtliche Helfer mit Rindererfahrung in der Nähe von Rehden haben wir leider nicht. Unser Betreuer sieht natürlich täglich nach den Tieren, aber er hat nicht die Zeit, sich zu ihnen zu setzen, es sei denn, wir würden ihn auf Vollzeit anstellen, aber dafür reichen die Spendengelder nicht. Nina lahmte seit längerer Zeit auf dem linken Hinterbein, sie hatte vermutlich ein Klauengeschwür, das dann auf das Gelenk übergegriffen hat. Kurz vor Weihnachten 2013 war Petra Wintersohl auch noch zu einem Kontrollbesuch in der Pflegestelle - Nina lahmte deutlich, konnte aber noch problemlos laufen und fraß gut.

Ergriff auch wie immer die Flucht, als Petra sich ihr näherte. Am 02.01.14 konnte sie aber dann -eigentlich überraschend- gar nicht mehr aufstehen und wir waren sicher, dass wir ihr keinen Gefallen damit getan hätten, zu probieren, sie wieder auf die Beine zu bekommen und in den Stall zu bringen. Sie hätte Panik bekommen, weil sie nicht mehr wegkonnte. So schläferte der Tierarzt sie ein - es gibt für die Spritzen Verlängerungen, sogenannte "Lanzen" mit denen die Tierärzte aus sicherer Entfernung arbeiten können.

Gleich darauf erreichte uns ein Hilferuf aus Aachen - die ehrenamtliche Betreuerin von 13 Großtieren, die in der Obhut des für die Region zuständigen Tierschutzvereins lebten, war völlig verzweifelt. Denn ihre Schützlinge - überwiegend alt und mit körperlichen Problemen- sollten aufgrund eines Mitgliederbeschlusses den Tierschutzverein verlassen. Man wollte die "Tierauffangstation für Großtiere" auflösen. Es ist ja in Ordnung, wenn ein Tierschutzverein -aus welchen Gründen auch immer- beschließt, bestimmte Tierarten nicht mehr aufnehmen zu können, denn es gibt immer Grenzen des Machbaren, die man akzeptieren muss. Aber dann hat der Tierschutzverein die moralische Pflicht, sich verantwortungsbewusst um die noch vorhandenen Schützlinge bis zum Schluß kümmern, insbesondere sollten Ortsumstellungen für alte Tiere vermieden werden.

Ihre Betreuerin verstand die Welt nicht mehr und kämpfte wie eine Löwin darum, dass ihre Schützlinge ihren Lebensabend auf den von ihr selbst gepachteten Wiesen verbringen können. Sie versorgte die Tiere seit Jahren mit unvorstellbarem Zeitaufwand ehrenamtlich. Der Tierschutzverein trug aber seit Gründung der Tierauffangstation die Pacht-, Futter- und Tierarztkosten und bezahlte eine Stallhilfe auf 450,00 EUR-Basis.

Obwohl Schutzengel für Tiere selbst bereits für 200 Tiere sorgt und die Belastungsgrenze eigentlich längst erreicht ist, sagten die Schutzengel zu, sechs Pferde und Ponys von dem Aachener Tierschutz zu übernehmen. Die sechs Tiere (Alfi, Billy, Heidi, Diabolo, Daisy und Lucy) blieben aber natürlich in ihrer gewohnten Umgebung. Die Wogen in Aachen glätteten sich dann glücklicherweise auch etwas, man setzte sich an einen Tisch und schloß einen Vertrag zwischen dem Verein für die Städteregion Aachen, der Betreuerin der Großtiere und Schutzengel für Tiere. Der Tierschutzverein leistete eine Spende an Schutzengel für Tiere e.V. für die Versorgung der 13 Großtiere über 26.000,00 EUR - diese wird allerdings nicht viel länger als ein Jahr reichen, denn allein die Pacht schlägt mit 800,00 EUR monatlich zu Buche. Schutzengel für Tiere bezahlte nun die Rechnungen für die Pferde und Rinder von diesem Geld und versuchte, Paten für die Tiere zu finden. Das bedeutete eine Menge Mehrarbeit für das Vereinsbüro und schlaflose Nächte für den Vorstand, denn neue Paten für diese Pferde fanden sich nur mehr als schleppend. Dazu aber später. Am 18. Januar zog die junge Schweinedame Sunny in unserer Pflegestelle Schwefe ein. Das zwei Jahre alte Schwein kam aus einem Tierschutzverein in der Nähe von Goslar (Harz) zu uns. Sie war eines von unzähligen "Kümmerferkeln", die nicht genügend Muttermilch abbekommen und verhungern bzw. meistens erschlagen werden, weil sich der Aufwand, sie mit der Flasche zu füttern, für die Schweinebauern finanziell nicht lohnt.

Sunny hatte aber Riesenglück - eine Tierfreundin nahm sie mit nach Hause und rettete sie vor dem sicheren Tod. Erst war alles gut, aber sehr bald begann Sunny kräftig zu wachsen und der Vermieter v bekam Wind von dem grunzenden Untermieter. Nicht zu Unrecht wurde der Tierfreundin eine eher kurze Frist für Sunnys Auszug gesetzt. Die Tierhilfe Seesen erklärte sich dann bereit, Sunny aufzunehmen. Dort stieß die Einzäunung des Hofes aber sehr bald beängstigend an ihre Grenzen, denn Schweine verfügen über beachtliche Kräfte. Und der Hof lag an einer vielbefahrenen Bundesstraße. Normalerweise ziehen bei uns im Winter keine neuen Schweine ein, denn unsere Schweine in Schwefe bei Soest leben in Offenstallhaltung. Schweine, die bislang in einem gemauerten Stall lebten, darf man im Winter nicht einfach ins Freie schicken, sie würden ganz schnell Lungenentzündung bekommen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die alteingesessenen Wutzen Neuankömmlinge nicht gerade herzlich empfangen. Eher im Gegenteil - Mobbing ist für Neuankömmlinge für mindestens drei Wochen an der Tagesordnung. Im Sommer ist das nicht so schlimm, weil die 14.000 qm große Weide in Schwefe genügend Rückzugsmöglichkeiten bietet. Aber im Winter verbietet es sich, ein Schwein an Freilandhaltung zu gewöhnen. Sunny lebte im Harz aber in einem nicht isolierten Hundezwinger, kalte Winter kannte sie also schon. Also wurde der Umzug im Januar riskiert, denn auf die Bundesstraße zu laufen, wäre hundertprozentig tödlich für Sunny ausgegangen.

Unser Betreuer in Schwefe stellte gleich einen riesigen Anhänger als Übergangsstall für Sunny auf die Weide. Zwischen den Reifen war genügend Platz für ein gemütliches Strohbett und Sunny konnte darin aufrecht stehen und sich sogar im Trockenen die Füße vertreten. So hat Sunny den Winter gut überstanden, der sich auch glücklicherweise ja als harmlos entpuppte.

Februar 2014

Im Februar mussten wir uns leider wieder von einem Tier verabschieden - unser Schafbock Max in Simmern lag am 12.Februar aus heiterem Himmel tot auf der Weide. Er war - gemessen an der natürlichen Lebenserwartung eines Schafes- noch jung, erst acht Jahre alt. Warum er gegangen ist, wissen wir nicht, denn er war nicht krank. Aber Christine und Christian, unsere Betreuer in Simmern,hatten sich beide gewundert, dass Max in den letzten Tagen zu ihnen beiden gekommen war und sich streicheln ließ. Das hatte er zuvor nie getan. Max war bereits im Bauch seiner Mutter Elfe nach Simmern gekommen und Tiere, die von ihren Müttern in Ruhe, vom Menschen unbehelligt, aufgezogen werden, bleiben Menschen gegenüber normalerweise reserviert. Max hatte sich wohl mit dieser Geste bei Christine und Christian bedanken wollen und sich verabschieden.

Glücklicherweise passierte dann etwas sehr Schönes, wir bekamen nämlich eine Spende von einer Grundschule in der Nähe von Heidelberg, die mit viel Engagement von Lehrer(innen) und Schüler(innen) einen Weihnachtsbasar auf die Beine gestellt hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen - insgesamt drei gemeinützige Organisationen konnten sich über eine Spende von je 550,00 EUR freuen. Es kommt leider nicht so oft vor, dass ein Tierschutzverein neben zwei Kinderhilfsorganisationen gleichberechtigt mit einer Spende bedacht wird. Zu verdanken hatten wir das unserer Patin, Frau Werth, die als Lehrerin an dieser Schule tätig ist und mit ganz viel Engagement u.a. eine Tierschutz-AG leitet. Herzlichen Dank für die tolle Unterstützung unserer Arbeit!

Im niedersächsischen Vechta, der Hochburg der Massentierhaltung, zumindest was Schweine und Hühner angeht, wurden vier von Abertausenden Mastferkeln geboren. Franzi, Studentin der Agrarwissenschaften und Praktikantin auf diesem Betrieb, bekam mit, dass diese vier männlichen Ferkel bei der Kastration übersehen worden waren. Unkastriert geht kein männliches Ferkel in die Mast, da das Fleisch von Ebern merkwürdig riecht, das haben Sie vielleicht schon mal gehört.

Zunächst hatten Pumba, Trüffel, Rudi und Willi -relativ betrachtet- Glück, denn man beschloß, sie als "Sucheber" im Betrieb zu halten. Sucheber werden regelmäßig an den Buchten der Zuchtsauen entlangeschickt, um anzuzeigen, welche Sau rauschig ist und besamt werden kann. Wirklich schön ist dieses Leben auch nicht, aber sie haben ein längeres Leben als die Mastschweine und können sich zumindest die Beine vertreten und für sie angenehme Gerüche wahrnehmen. Dann aber stellte man fest, dass es auch ohne die vier genügend Sucheber auf dem Hof gäbe und die vier sollten "gemerzt", also umgebracht werden, denn so spät kastriert wollte kein Mäster sie mehr haben.

Es ist sehr schwer, metzgersichere Plätze für Schweine zu finden, das wusste Franzi nur zu gut. Aber sie hatte Glück - bei uns war für die vier Platz. Im vergangenen Jahr hatten sich mehrere alte Schweine in den Himmel verabschiedet und so konnte das Quartett in Rehden einziehen.

März 2014

Traurige Nachricht aus der Pflegestelle Simmern: Am 4. März starb die Zwergziegendame Hanni. Drei Tage zuvor hatte sie Durchfall und fraß schlecht. Die sofort gerufene Tierärztin stellte in der Kotprobe Würmer fest. Leider schlug aber die Behandlung aber nicht mehr an. Wir standen vor einem Rätsel, denn natürlich bekommen die Ziegen regelmäßig im Frühjahr und Herbst eine Wurmkur. Wie konnte Hanni dann so schlimm verwurmt sein? Ziegen neigen, wie alle Herdentiere, dazu, solange wie möglich zu verbergen, dass es ihnen nicht gut geht. Denn in der freien Wildbahn würden sie dann aus der Herde verstoßen, um keine Raubtiere anzulocken, die die Herde gefährden könnten. Somit ging es Hanni sicher schon länger nicht mehr gut. Sie litt auch einige Zeit zuvor an einem Schnupfen, der aber nach Behandlung durch die Tierärztin schnell ausgestanden war. Diese vermutete aber deshalb, dass Hanni ein schwaches Immunsystem hat und deshalb auch die Parasiten bei ihr leichtes Spiel hatten.

Vorsichtshalber ließen wir im Mai, zwei Monate nach der Frühjahrswurmkur, durch die Tierärztin bei "verdächtig" aussehenden Ziegen und Schafen aus der Herde, Kotproben nehmen. Bis auf Herkules und Frida, zwei ältere Schafe, waren aber glücklicherweise alle Kotproben unauffällig. Einige Würmer zu haben, ist für Schafe und Ziegen übrigens völlig normal. Die Tierärztin empfahl uns, künftig "selektiv" zu entwurmen, d.h. nicht die ganze Herde, sondern nur Tiere, die offensichtlich ein Wurmproblem haben. Man kann dies durch Kotproben herausfinden und auch an den Schleimhäuten sehen. Diese sind bei stärkerem Wurmbefall in der Regel blass. Damit verhindert man, dass die Würmer gegen die Wurmkur resistent werden und entlastet auch den Boden. Denn jede Wurmkur bedeutet natürlich auch eine "chemische Keule".

Am 23. März fand die ordentliche Mitgliederversammlung statt. Unser(e) langjährige(r) ehrenamtliche(r) Kassenprüfer Susanne Hahn und Sebastian Mense wurden abgelöst durch Dagmar Osenberg und Cornelia Reich-Helling. Unsere Kassenprüfer(innen)sind grundsätzlich Paten, weil wir denken, wer an den Verein selbst spendet, schaut auch kritisch darauf, wofür die Spendengelder ausgegeben werden. Die Kassenprüfung findet einmal pro Quartal statt.

Dann hielt auch schon der Frühling mit Macht Einzug und auch der kleine Ray taute endlich auf. Das Minishetty, 2009 bei einem Metzger in Werne von uns -damals noch Hengst- freigekauft, wurde im September 2013 in ein endgültiges Zuhause vermittelt. Ray lebt jetzt im Sauerland bei Petra Wintersohl von Schutzengel für Tiere und leistet dort dem Maultier Kim Gesellschaft, dessen Gefährte, der Esel Rex, im Alter von fast 37 Jahren im September 2013 eingeschläfert werden musste.Ray war 2011 schon einmal vermittelt worden, hatte aber mit seiner Übernehmerin Pech. Sie trennte sich von ihren Pferden. Danach musste Ray durch Verkettung unglücklicher Umstände leider mehrmals umziehen. Deshalb hatte er wohl beschlossen, sich vorsichtshalber nicht zu schnell an neue Gefährten zu gewöhnen. Man sah ihn fast immer mit angelegten Ohren.

Und auch Zweibeiner wurden nur wie reines Putz- und Servicepersonal behandelt, nämlich sehr distanziert. Petra konnte es ihm nicht verdenken. Spaziergänge sah er als reine Schikane an, besonders, wenn ihm im Wald Kinder entgegen kamen.
Nach über einem halben Jahr gab er seine Zurückhaltung dann auf. Nun fühlt er sich wirklich zu Hause, fordert Streicheleinheiten ein und betreibt mit Kim gemeinsame Fellpflege. Allerdings nie vor der Kamera. Heute sind Ray und Kim ein unschlagbares Team, vor allem, wenn Ray Bodenarbeit verrichten soll, um gegen den dicken Bauch anzukämpfen. Dann ist Kim immer zur Stelle, um seinen Freund vor dem in seinen Augen total sinnlosen Longieren zu bewahren.

April 2014

Endlich gute Nachrichten von unserem chronisch kranken Schwein Luise in der Pflegestelle Schwefe. Sie litt ja sehr lange unter einem chronischen Schnupfen mit zeitweise schlimmer Atemnot. Oft haben wir überlegt, ob es nicht besser wäre, sie zu erlösen. Aber sie zeigte uns immer wieder, wie sehr sie an ihrem Leben hing und fraß immer unglaublich tapfer mit Appetit den extra mit allen möglichen Vitaminen angereicherten Getreideschrotbrei. Oft haben wir probiert, den Schnodder aus ihrem Rüssel aufzufangen, um ein Antibiogramm erstellen lassen zu können. Aber das war einfacher gesagt als getan. Denn erstens kam nicht immer Schnodder aus ihrem Rüssel und zweitens musste dann gerade jemand mit dem Auffangröhrchen neben ihr stehen. Und der Schnodder musste sauber in das Röhrchen gelangen, was bei einem Schwein in Freilandhaltung fast unmöglich ist. Fast immer klebt auch Dreck am Rüssel und dann kann kein Mensch sagen, ob gefundene Keime aus dem Rüssel stammen oder im Dreck waren. Betreuerin Suse Brock aus der benachbarten Pflegestelle Bönen gelang das Kunststück schließlich und tatsächlich konnte das Labor den Keim identifizieren und er war auch nicht resistent, wie wir befürchtet hatten. Es gab tatsächlich ein Antibiotikum für unsere Luise, wir waren überglücklich.

Fortan ging es Luise von ihrer Atmung her wirklich gut. Allerdings hatte sie eine sehr schuppige Haut und war nach dem Fressen oft müde. Unsere Heilpraktikerin meinte, die Leber sei durch die vielen Medikamente, die sie bekommen hatte, überlastet. Also gaben wir ihr Mariendistelkapseln zur Entgiftung und rieben ihre Haut mit Melkfett ein. Das zeigte Wirkung, Luise wirkte fit und lebensfroh, hatte einen wunderschönen Frühling und Sommer.


Leider gab es einige Tage später dann wieder einen traurigen Anlass - unser riesiger Ochse Samson, 13 Jahre alt, lag im Stall fest und stand nicht mehr auf, trotz zweimaliger Behandlung mit Schmerzmittel. Bei seinem hohen Körpergewicht von etwa einer Tonne gab es leider keine Hoffnung auf Heilung. Die rotbunten Rinder wie Samson sind traurigerweise nicht dafür gezüchtet worden, ein hohes Alter auf der Weide zu erreichen, das wurde hier einmal mehr deutlich. Sie sollen möglichst schnell Fleisch ansetzen, um im Alter von höchstens einem Jahr als Steak auf dem Teller zu enden. Da Samson auf keinen Fall leiden sollte, ließen wir ihn schweren Herzens sofort einschläfern. Aber immerhin, er hatte zwölf schöne Jahre bei uns! Und bis heute lebt seine Mutter Sophie, sie ist 18 Jahre alt.

Das Elend der "Nutztiere" ist einfach überall und es ist ein Fass ohne Boden. In einer Schäferei in der Nähe unserer niedersächsischen Pflegestelle Rehden werden Moorschnucken zur Landschaftspflege im Moor eingesetzt. Das Binsengras im Moor ist sehr hart, wenn die Schafe keine guten Zähne mehr haben, können sie es nicht mehr kauen und magern schnell ab. Dann bringen die Schafe auch keine gesunden Lämmer mehr zur Welt, durch deren Mast sich das Landschaftspflegeprogramm finanziert. Und ihre Zähne beginnen schon im Alter von acht Jahren auszufallen, Schafe haben übrigens, wie die meisten Wiederkäuer, nur im Unterkiefer Zähne, im Oberkiefer gibt es eine Kauplatte. Zusätzliche Heufütterung im Sommer ist dem Betrieb zu teuer, so werden die Muttertiere eben im Alter von acht Jahren per Bolzenschuß getötet. Obwohl sie bei Fütterung mit normalem Gras und Heu 20 Jahre alt werden könnten.

Vier Muttertiere (Mira, Hilde, Lolita und Marie 2) mit drei ihrer letzten Lämmer (Flocke, Rika und Lilli) leben jetzt bei uns in der Pflegestelle Rehden.

Mai 2014

Im Bürgerpark Bremen gibt es ein Tiergehege mit einheimischen Rassen, unter anderem auch Bentheimer Landschweine. Die Tiere haben es dort wirklich nett, aber wie in allen Zoos werden die Jungtiere so eingesetzt, dass die Zooklasse ausreichend klingelt. Für die jungen Bentheimer Ferkel bedeutet das, dass sie erst die Besucher erfreuen und im Alter von etwa drei Monaten dann in die Mast zu einem Bio-Bauern gehen. Diese Ferkel dürfen ein Jahr lang ein schönes Leben in Freilandhaltung führen, im Gegensatz zu "konventionellen" Mastschweinen, die nach sechs Monaten Dunkelhaft auf Spaltenboden auf dem Weg zum Schlachthof zum ersten und gleichzeitig letzten Mal Tageslicht sehen. Wir kannten den Bürgerpark mit seiner vorbildlichen Tierhaltung schon, weil Bentheimer Landschweindame Kaba aus diesem Tierpark bereits seit drei Jahren ihren Lebensabend in unserer Pflegestelle Schwefe verbringt.

Sie sollte seinerzeit die Fahrt zum Schlachthof antreten, weil sie nicht mehr genügend lebensfähige Ferkel zur Welt brachte. Aber das bereitete Besuchern und dem Chef-Tierpfleger gehörige Magenschmerzen und man entschied, einen Gnadenhofplatz für Kaba zu suchen. Einige Wochen später machte sich der sehr erfahrene und gewissenhafte Tierpfleger mit Kaba im Anhänger auf die Reise ins 200 km entfernte Schwefe. Bis heute trägt der Bürgerpark die Pensionskosten für Kaba. Eine ganz tolle Geste, da könnte sich wohl fast jeder Zoo ein Beispiel dran nehmen!

Und nun sollte wieder ein Schwein aus dem Bürgerpark zu uns kommen, diesmal in die Pflegestelle Rehden. Wie es dazu kam?

Eine resolute ältere Bremerin erfreut sich regelmäßig am Anblick der artgerechten Schweinehaltung im Bürgerpark, wohlwissend, dass die Tage der kleinen wuseligen Ferkel gezählt sind. Im Februar kam dann ein Kümmerferkel zur Welt, d.h. er konnte sich bei seinen Geschwistern nicht durchsetzen und bekam nicht genügend Milch. Auf anderen Höfen werden solche Ferkel "erlöst" (sicherlich oft erschlagen, denn der Tierarzt wäre zu teuer) oder sie verhungern. Nicht so im Bürgerpark. Max kam unter die Rotlichtlampe und wurde separat mit Milch versorgt. Trotzdem musste Max sich förmlich ins Leben kämpfen und die ältere Dame konnte den Gedanken nicht gut ertragen, dass Max sein Leben dann so bald wieder verlieren sollte. Also beschloß sie, ihn dem Bürgerpark abzukaufen und was sie sich in den Kopf gesetzt hat, verfolgte die resolute Dame auch beharrlich bis zum Ziel, um diese Erfahrung ist nun auch der Chef-Tierpfleger im Bürgerpark bereichert. Denn der wollte sie eigentlich von ihrem Vorhaben abbringen, weil er wusste, dass der Bio-Bauer schimpfen würde, wenn er ein Ferkel weniger für seine Bio-Braten bekommen würde. Er sagte dem auch erst mal nichts, weil er ganz sicher war, dass die ältere Dame gar keinen Platz für Max finden würde. Denn metzgersichere Lebensplätze für Schweine sind verflixt rar. Aber die gute Frau telefonierte sich unermüdlich von Hof zu Hof und landete schließlich am Telefon von Schutzengel für Tiere und als sie "Bürgerpark Bremen" sagte, war Max gerettet. Denn natürlich erfuhr sie dann, dass schon ein Schwein aus dem Bürgerpark heute bei Schutzengel für Tiere lebt. Und hatte damit den entscheidenden Trumpf in der Hand. Und natürlich hielt der Bürgerpark sein Versprechen ein, Max abzugeben.

Bei Schutzengel für Tiere hatte Petra Wintersohl etwas Bauchschmerzen bei der Rettung eines "Bio-Ferkels", weil es natürlich viel ärmere Schweine gab als den Max und seine Geschwister. Aber auch die Bio-Ferkel sterben denselben furchtbaren Tod im Schlachthof wie die Schweine aus konventioneller Haltung, es gibt keine "Bio-Schlachtung"!! Von daher entschied sie, den kleinen Max aufzunehmen. Am 07. Mai fuhr sie zum Bürgerpark und holte den kleinen Max, der wirklich noch sehr klein war, ab. Sehr stressfrei für Max und behutsam trug der Tierpfleger das Ferkel zum Auto und es war ihm anzumerken, dass auch er es schön fand, dass Max nun ein Leben beim Tierschutz führen darf. Gerne hätten wir auch noch ein Geschwisterchen von Max gerettet, denn mit einem Kumpel ist die Eingewöhnung leichter, aber da machte uns leider der Mäster einen Strich durch die Rechnung.

Sofort war klar, dass Max nicht mit den im Februar aufgenommenen vier Ferkeln Pumba, Rudi Rüssel, Willi und Trüffel, als hochgezüchtete Mastschweine, schon viel größer als Max, vergesellschaftet werden konnte. Jedenfalls nicht jetzt. Sie hätten ihn platt gemacht. Schweine sind zu Neuankömmlingen gnadenlos. So kam er erst mal allein in die große Strohbox, Gesellschaft leistete ihm ein farbenfroher Ball. Dessen vom Verkäufer zugesicherte Robustheit wurde von Max bald auf die Probe gestellt.

Unser unerschütterlicher Betreuer in Rehden, Herr Ritter, machte sich derweil auf die Suche nach einer passenden Gefährtin für Max, denn der sollte natürlich schnellstmöglich Schweinegesellschaft bekommen. Sie sollte aber ein wirklicher Tierschutzfall sein. Und es dauerte auch nicht lange, da wurde er fündig. Auf einem Hof in der Nähe sass die kleine Maya ein Ferkel, das den Kopf schief hielt und nichts mehr fraß. Der Bauer schenkte sie Herrn Ritter und meinte begeistert, so könne er sich das Erschlagen sparen. Für ein Ferkel den Tierarzt zu rufen, ist wirtschaftlich traurigerweise vollkommen unrentabel.

Der herbeigerufene Tierarzt vermutete bei Maya eine leichte Hirnhautentzündung und das verordnete Antibiotikum schlug erfreulicherweise sofort schnell an. Mayas Befinden besserte sich zusehends und wir die kleine Maus konnte sich schon bald nicht mehr unter dem Futtertrog verstecken, weil sie rasand wuchs.

Bald sah man Maya nicht mehr an, wie krank sie gewesen war und hoffnungsfroh begann unser umsichtiger Betreuer, Herr Ritter, die Vergesellschaftung der beiden. Mit einer Trennwand zwischen ihnen, gewöhnte er die beiden Jungschweine aneinander, während sich Pumba, Rudi Rüssel, Willi und Trüffel schon im Freigehege vergnügten.

Aber dann gab es eine böse Überraschung: Max attackierte Maya sofort, nachdem Herr Ritter die Trennwand entfernt hatte. Keine fünf Minuten schaute er sich das rüpelige Verhalten von Max an, denn er hätte Maya getötet. Also kam die Trennwand wieder in die Box und nach ein paar Tagen gab es den nächsten Versuch, diesmal sprühte er die Schweine mit Duftöl ein, damit sie gleich rochen. Leider ohne Erfolg. Max wollte sich wieder auf Maya stürzen.

Das Ende vom Lied war erst einmal, dass Maya ein Eckchen vom Freigehege neben den vier größeren Ferkeln bezog und Max im Stall bleiben musste, um über seine Sünden nachzudenken.

Ende Mai erhalten wir einen Hilferuf von Schweinefreundin Anja Langer aus Süddeutschland. Sie hatte vor einem Jahr drei Schweine gerettet und sie einem Tierschutzverein in Pflege gegeben. Der habe mit großem Elan und sicherlich den besten Absichten seine Arbeit begonnen, aber leider zu viele Schweine gleichzeitig aufgenommen. Ihre drei Schweine würden nicht genug zu fressen bekommen, weil es keine Einzelfutterplätze für die insgesamt rund 150 (!) Schweine dort gibt. Auf ihren Druck hin seien die Schweine jetzt bei den auf dem Hof auch noch vorhandenen Mastschweinen untergebracht gewesen, um größere Portionen fressen zu können. Die Mastschweingruppe ging aber nun den Weg zum Schlachthof. Bei den dann kommenden ganz jungen Ferkeln konnten die drei natürlich nicht bleiben. Denn dann hätten wiederum die Ferkel nicht genug zu fressen bekommen. Ist mit Schweinen nicht so einfach, sie sind extrem futterneidisch und auch agressiv. So hätten die drei jetzt in die große Rotte zurück gemusst, was für das ohnehin schon zu dünne Schwein Mausi tödlich hätte enden können.

Wir erklärten uns bereit, die drei Sauen in unserer Pflegestelle Rehden aufzunehmen. Denn dort waren mehrere Schweine im Alter von schon 14 Jahren, die sich demnächst in den Himmel verabschieden werden. Es war ein weiter Transportweg für Martha, Mausi und Mimmi, aber Frau Langer war so verzweifelt, dass Petra sich auf den Weg in unsere Pflegestelle Wiesloch (zwischen Heidelberg und Heilbronn) machte, um die Schweine dort in Empfang zu nehmen und nach Niedersachsen zu bringen.

Unsere Betreuerin in Wiesloch, Frau Strubel, bei der unsere Ziegen Aladin, Leila, Klara und Paula leben, kennt es schon, dass wir aus Süddeutschland kommende Schweine bei ihr umladen in unseren Vereinsanhänger, um Spritkosten und Zeit zu sparen. Sie steht dann immer mit reichlich Leckerlies, einer Helferin und genügend großen Brettern bereit, um ein Ausbüchsen der Schweine zu verhindern. Vielen Dank dafür!

Auch diesmal klappte das Umladen ganz stressfrei und noch nie habe ich Schweine gesehen, die sich so erleichtert und glücklich in unserem Anhänger niedergelassen haben, wie Martha, Mausi und Mimmi. Und Mausi war tatsächlich viel zu dünn. Auch bei Martha und Mimmi waren auffallend viele kleine Narben zu sehen. Frau Langer war sehr erleichtert darüber, dass ihre drei Schützlinge nun tatsächlich ein stressfreies Leben mit genügend Futter führen konnten, denn dafür hatte sie die Tiere ja seinerzeit aus der Mast freigekauft. Sie spendete das Kilometergeld für den Transport und übernahm auch die komplette Patenschaft für für ihre drei Schützlinge.

Unsere Fressbuchten stammen zwar aus der Massentierhaltung, aber unsere Schweine gehen zum Fressen sehr gerne hinein, denn allein frisst es sich eben viel entspannter. Schweine sind extrem futterneidisch und wenn viele Schweine zusammen fressen müssen, bleiben rangniedrige Tiere sonst auf der Strecke. Das hat dann auch nichts mit Tierschutz zu tun. Einige Wochen später hatten sich die Drei aklimatisiert und Mausi nahm erfreulicherweise auch zu.

Juni 2014

In diesem Jahr gab es wieder die Aktion "Dibadu und Dein Verein" vom Bankhaus ING Diba. 1.000 Vereine in vier Gruppen gestaffelt nach der Mitgliederzahl bekamen 1.000,00 EUR gespendet, wenn sie zu den 250 Vereinen mit den meisten im Internet abgegebenen Stimmen gehörten. Die Abstimmung war viel enger als in 2013, wo wir den beachtlichen Platz Nr.191 erreicht hatten. Diesmal reichte es nur für Rang 228. Aber es haben auch viel mehr Vereine mitgemacht als 2013 (ca. 5.000) und eigentlich ist die Platzierung auch egal, denn die 250 Vereine mit den meisten Stimmen bekamen alle 1.000,00 EUR. Wir danken noch einmal ganz herzlich allen, die uns bei der Abstimmung unterstützt haben, besonders Antje Werth, Bärbel Scheppe, Caro Urhausen, Elke Schneider und Kerstin Broska.

Wir bekommen immer viele Sachspenden, vielen Dank dafür! Neuwertiges setzen wir als Tombolapreise auf unseren Infoständen ein, gebrauchte Sachen wandern auf den Trödelmarkt. Wer in der Nähe von Drolshagen oder Mönchengladbach wohnt, ist übrigens herzlich eingeladen, beim Sortieren zu helfen und/oder sonntags mitzukommen auf den Trödelmarkt. Denn da mangelt es uns erheblich an Helfern. Diesmal war Petra auf dem Trödelmarkt in Gummersbach.

Dann war in der Pfleestelle Schwefe bei Soest so richtig was los, denn wir bekamen Besuch von "Schüler für Tiere", eine ganz tolle Organsation aus Köln, die Schüler an den Tierschutz heranführt. Zusammengetan hatte sich die Gruppe mit Jugendlichen aus dem Tierheim Köln-Dellbrück. Alle zusammen wollten sie mit ihren Betreuerinnen Regina Kowalzick von Schüler für Tiere und Heike Bergmann vom Tierheim artgerechte Schweinehaltung kennenlernen. Zuvor hatten sie eine Schweinemast am Möhnesee besucht. Dort hatte ihnen der Landwirt doch tatsächlich versucht, die Dunkelheit in den Ställen damit zu erklären, dass Schweine dämmerungsaktive Tiere seien und es deshalb in den Ställen dunkel sein muss. Und Schweine könne man aus hygienischen Gründen nicht draußen halten, weil sie sonst Würmer bekommen, mit einem wohlmeinenden Gruß an uns, wir sollten diese Haltung deshalb gründlich überdenken! Gott, wie armselig, dass man nicht wenigstens ehrlich sein kann. Denn es ist ja noch nicht mal die Schuld der Bauern, dass die sogeannten "Nutz"-Tiere ein so trauriges Dasein führen müssen, schuld ist der Verbraucher. Aber die Jugendlichen haben es sowieso nicht geglaubt, denn sie kannten sich durch ihre Tierschutzarbeit schon ganz prima aus und haben ihre Eindrücke eine Woche später in der Kölner Fußgängerzone Passanten in einer tollen Aktion vermittelt!

Ein herzliches Dankeschön an Frau Bergmann vom Tierheim Köln-Dellbrück, die an diesem Tag sehr fleißig fotografierte und uns die Fotos zur Verfügung gestellt hat.

Juli 2014

Am 5. Juli fand zum ersten Mal das vegetarische Straßenfest "Soest goes veggie" ganz in der Nähe unserer Schweinepflegestelle Schwefe statt. Organisiert vom Tierheim Soest anlässlich seines runden Geburtstages. Wir beteiligten uns mit einem Kuchen- und Infostand. Leider gab es nachmittags heftigen Regen mit starken Windböen. Sehr schade für die toll organisierte Veranstaltung auf dem malerischen Soester Marktplatz. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, sind gerne wieder dabei!

Sorge um Schwein Rudi. Er ist mittlerweile neun Jahre alt, was für diese hochgezüchteten Tiere leider schon ein Alter ist, in dem mit körperlichen Schwächen gerechnet werden muss. Er hatte sich an der Hinterhand verletzt und lief sehr schlecht. Offenbar war es eine Bänderverletzung im Bereich der Hüfte. Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal ein Schwein mit einer solchen Verletzung und wir liessen sie cranio-sacral behandeln. Mit erfreulichem Erfolg. Also probierten wir dasselbe für Rudi und Anfang Juli kam die Therapeutin Carmen Lehnhof aus Unna zu Besuch. Zwar ist - wie bei fast allen Heilmethoden- die Wirksamkeit der cranio-sacralen Therapie wissenschaftlich nicht belegt, aber allein schon die Tatsache, dass sich die Tiere dabei sichtlich entspannen, spricht für sich.

Rudi lief nach der Behandlung auch langfristig deutlich besser, leider gab es an diesem Tag aber auch ein sehr unerfreuliches Ereignis, denn Schweinedame Sunny passte es nicht, dass sie während der Behandlung von Rudi nicht in den Stall durfte. Sie sprang Petra, die vor dem Stall aufpasste, an und biss sie in die Hand. So eine üble Erfahrung mussten wir glücklicherweise noch nie machen, aber Petra war heilfroh, dass es ihr passiert war und niemandem sonst. Denn bislang durften auch Besucher immer mit ins Schweinegehege in Schwefe und nie zeigte sich eines der Schweine auch nur ansatzweise unfreundlich. Glücklicherweise ist bis auf eine Narbe an der Hand nichts zurückgeblieben Außer der wertvollen Erfahrung, dass mit der Flasche großgezogene Schweine, wie Sunny, den Menschen als Sozialpartner ansehen und sich entsprechend verhalten. Sunny lebte als Ferkel in der Wohnung einer Tierschützerin und später dann mit Hunden im Tierheim. Anschließend kam sie zu uns und war dann in der Schweinerotte die Rangniedrigste. Also probiert sie wohl, sich dann wenigstens die Zweibeiner unterzuordnen.

Angeblich hatte sie in ihrem alten Zuhause bei der Tierhilfe Seesen so ein Verhalten nie gezeigt. Konnten wir so ganz nicht glauben, aber natürlich bleibt Sunny trotzdem bei uns. Denn gemeingefährlich ist sie glücklicherweise nicht. Nachdem sie Petra sogar zu Fall gebracht hatte, verdünnisierte sich Sunny schnell auf die Weide. Wäre sie richtig agressiv gewesen, hätte das für Petra anders geendet. Sie hatte auch Glück im Unglück - Therapeutin Carmen Lehnhof versorgte sie mit Schüsslersalzen und Bachblüten gegen den Schreck. Dabei war wieder zu sehen, wie hochsensibel Schweine sind. Alle (außer Sunny) standen ungewöhnlich ruhig am Zaun. Patin Susanne aus Lüdenscheid, die glücklicherweise mit in Schwefe war, fuhr Petra sofort zum Arzt. Vielen Dank dafür! Durch den Schweinebiss fiel unser Infostand bei der diesjährigen Veganmania in Iserlohn leider aus. Aber das Wetter war an diesem Tag mit sengender Sonne bei 38 °C so extrem, dass die Veranstaltung auf unsere heißen Waffeln getrost verzichten konnte.

August 2014

Der August hatte einen entsetzlich traurigen Beginn, denn in der Nacht vom 3. auf den 4. August mussten wir auf unserem Pferdehof in Korschenbroich unsere tapfere und so dankbare Stute Tabaluga im Alter von nur 19 Jahren nach einer schweren Kolik einschläfern lassen. Petra selbst hatte am Sonntag, den 3. August nachmittags um halb vier die Pferde reingeholt, da war es schwül und fast alle wirkten müde, auch Tabi. Sie fing aber sofort an, ihr Heu zu fressen. Petra verteilte dann Crataegus-Tropfen (das ist Weißdorn für den Kreislauf) an alle Pferde.

Tabi hatte ihr Nachmittags-Heu verputzt, ihr Händchen voll Kraftfutter abends und die Möhren hatte sie auch normal gefressen. Mümmelte dann weiter an dem nach dem Füttern nachgelegten Heu. Petra werkelte dann (glücklicherweise) noch ein bisschen in der Futterkammer und es war 20:30 Uhr, als sie gehen wollte und hörte, dass Tabi sich hinlegte und gleich wälzte. Das ist ein ganz ungewöhnliches Verhalten für ein Pferd in seiner Box und bedeutet eigentlich nie etwas Gutes. Tabaluga hatte eine Kolik, aus heiterem Himmel. Denn sie hatte nach der Weide auch noch in der Box normal Kot abgesetzt. Glücklicherweise kam die Tierärztin sofort und spritzte Buscopan zur Entkrampfung. Danach stand Tabi gleich viel ruhiger und entlastete ein Hinterbein, entspannte sich schön. Es war offenbar eine Gaskolik, d.h. im Darm hatte sich zu viel Luft gesammelt, denn ihr Bauchwar nun leicht aufgebläht.

Da es Tabi nach der Spritze aber deutlich besser ging, sollte Petra sie im Schritt bewegen in der Hoffnung, dass das Gas nach und nach auf natürlichem Weg entweichen konnte. Zuerst ging Tabi auch sehr willig mit, aber dann gab es Blitz und Donner, so dass die beiden wieder in die Box zurück mussten. Tabi äppelte dann sogar, was generell ein gutes Zeichen ist, aber nur ganz wenig (kein so gutes Zeichen) und legte sich danach gleich wieder hin. Die Tierärztin hatte aber gesagt, dass es eine Weile dauern würde, bis die Luft entwichen sein würde und es zwischendurch auch noch mal weh tun könnte. tabaluga.jpg

Sehr wichtig ist es, den Kreislauf stabil zu halten, so spritzte Petra ihr jede Viertelstunde 1 ml Crataegus ins Maul und ging sofort, als das Gewitter nachließ, wieder mit ihr auf den Paddock. Nach einer Weile wirkte Tabi dann auch stabil, lief relativ munter eine Runde nach der anderen und wieherte auch öfter den anderen Pferden im Stall zu. Dann machte sie zweimal einen gewaltigen Pups und grummelte dabei, da dachte Petra erleichtert, nun ist es geschafft, das Gas fängt an, abzugehen.

Gegen 23:30 Uhr aber legte sie sich plötzlich aber wieder hin und wollte sich auch wälzen, kein gutes Zeichen, damit hatte Petra nicht mehr gerechnet und rief deshalb wieder die Tierärztin an. Denn es war auch die Zeit, wo die Wirkung der ersten Schmerzspritze nachließ. Die Tierärztin war wieder sehr schnell da und spritzte als erstes noch mal Schmerzmittel zur Entspannung. Sie schaute aber sehr besorgt drein und meinte gleich: "Das sieht nicht gut aus, da steckt mehr dahinter. Eine zweite Kolik-OP übersteht kein Pferd, bitte bringen Sie sie also nicht in die Klinik." Im Oktober 2012, bei einer ersten schweren Kolik, hatten wir Tabi ja operieren lassen. Die Prognose war damals schon nicht gut, aber sie hat sich zurück ins Leben gekämpft und bis zum 03.08. noch fast zwei schöne Jahre bei uns gehabt. Petra war auch gleich klar, dass wir Tabaluga einen Transport in die Klinik nicht mehr zumuten durften, weil die Sehnen von Tabis Beinen ja schwer vorgeschädigt waren. Auf diesem Foto sehen Sie den katastrophalen Zustand der Vorderbeine, als sie 2011 zu uns kam.

Unser Verpächter und Hufschmied, Alfred Schauf, hatte Tabi zwar orthopädische Eisen angepasst, um Sehnen und Fesselkopf zu stützen. Damit lief Tabi auch wirklich gut. Aber die Pferde werden in der Klinik mit einem Kran auf den OP-Tisch gehoben, dabei kann viel passieren. Deshalb war es - zumal eine Bauchhöhlen-OP an sich auch große Risiken birgt - wirklich fast ein Wunder, dass Tabi 2012 alles so gut überstanden hatte und danach fast zwei Jahre lang nahezu beschwerdefrei war. Sie bekam seitdem nur zweimal eine ganz leichte Kolik und wir hatten ihr in 2014 deshalb immer auf der Weide eine Fressbremse angezogen, denn zu viel Gras ist meistens die Ursache für Verdauungsprobleme.

Tabi kam mit diesem Maulkorb auch gut klar, denn er hat an der Unterseite ein Loch, so dass die Pferde damit ein bisschen Gras zupfen und natürlich auch ungehindert trinken können. Zusätzlich bekam sie bis ins Frühjahr 2014 kurmäßig noch Cimetidin-Magenschutztabletten, um überschüssige Magensäure zu binden. Es wurde alles getan, um eine neue Kolik zu verhindern. Leider trotzdem vergeblich, an diesem traurigen Abend wollten wir aber noch alles versuchen, was auf dem Hof möglich war, in der Hoffnung, dass Tabi sich auch diesmal wieder ins Leben zurückkämpfen würde.

Petra klingelte dann Natalie, die Frau von unserem Verpächter, wach, die Tabi mit festhalten musste, damit die Tierärztin gefahrlos für Mensch und Tier die Nasenschlundsonde schieben konnte. Über die Nasenschlundsonde kann man einem Pferd den Magen auspumpen. Es kam nicht viel über den Schlauch nach oben (vor zwei Jahren hatten wir fünf Liter Flüssigkeit vor dem Transport in die Klinik aus dem Magen gepumpt), aber das wenige roch ganz übel und es kam etwas Blut mit. Die Tierärztin meinte, das kann ein Zeichen dafür sein, dass etwas geplatzt war innerlich. Wir sollten es nicht mehr erfahren. Auf dem Ultraschall konnte die Tierärztin sehen, dass in Teilen des Dünndarms offenbar keine Bewegung mehr war, auch ein schlechtes Zeichen. Infusionen wirken aber oft Wunder, deshalb wollten wir das dann noch probieren, um uns später nicht vorwerfen zu müssen, nicht alles versucht zu haben. Wenn Sie selbst auch schon mal eine Infusion bekommen haben, wissen Sie, dass man sich danach normalerweise sofort viel besser fühlt, wenn der Körper "nur" mit Flüssigkeit und Elektrolyten unterversorgt war, so geht es Pferden auch. Das war bei Tabi traurigerweise nicht der Fall. Sie wurde nach einem Drittel der Infusion trotz des Schmerzmittels sehr wackelig und guckte sich nach ihrem Bauch um, wollte sich wieder hinlegen.

Dann, gegen 1:30 Uhr, beschlossen wir dann schweren Herzens, sie gehen zu lassen, denn quälen sollte sie sich auf keinen Fall. Der Bauch war auch die ganze Zeit kein Stück dünner geworden, eher im Gegenteil. Tabi schnaubte noch einmal tief, dann war es vorbei. Nach einem so traurigen, an die Substanz gehenden Geschehen ist es ganz gut, wenn man danach gezwungen ist, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.


Am 9. August fand der Vegan Street Day in Dortmund statt. In diesem Jahr verkauften wir Waffeln zugunsten unserer Schützlinge. Bei diesem, nun schon 9. Vegan Street Day, durften nur noch Aussteller teilnehmen, die auch außerhalb des VSD ein komplett veganes Sortiment haben. Denn soooo viele Firmen fragen inzwischen an, auf dem VSD ausstellen zu dürfen. Toll, oder? Die vegane Lebensweise ist zur Zeit total "in". Bitte weiter so! Nur das Wetter zeigte sich leider morgens beim Aufbau von seiner unfreundlichen Seite, es schüttete nämlich wie aus Kübeln. D.h. erst gab es "nur" Sturmböen, aber auch die hatten es in sich. Mehrere Pavillons wurden umgeweht und wie wir später erfuhren, kippte auch der Tisch des zweiten Waffelstandes auf der Veranstaltung um und der Waffelteig landete traurigerweise auf dem Boden. Da wussten wir dann, warum an unserem Stand die Warteschlange nie abriss.

Nächstes Jahr werden wir mit vier Waffeleisen und Teig für 700 Waffeln anreisen, denn leider war unser Teig für 400 Waffeln um 17 Uhr schon weg. Auch unsere Infoplakate über unser Schweineparadies in Schwefe wurden interessiert studiert, während die Besucher geduldig auf ihre Waffeln warteten. Ein Riesenaufwand so ein Stand auf dem VSD und ein sehr langer arbeitsreicher Tag, aber es hatte sich wieder gelohnt. Fast 500,00 EUR wanderten in die Kasse zugunsten unserer Schützlinge!

Sorge um unsere schon 31 Jahre alte Hannoveraner Stute Ginny auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich. Schon lange wussten wir, dass sie kein Heu mehr verwerten kann, weil sie im Unterkiefer nur noch ganze vier Zähne hat. Deshalb bekam sie bereits seit Jahren morgens und abends eine große Portion eingeweichten Heuersatz, bei uns auf dem Hof liebevoll „Pampe“ genannt. Aber das Gras konnte sie bislang immer noch problemlos kauen und hatte im Sommer deshalb eigentlich regelmäßig sogar zugenommen. Darüber waren wir immer froh, denn Ginny ist ein sogenanntes „schwerfuttriges“ Pferd. So nennt man Pferde, die sehr viel Futter brauchen, um ihr Gewicht zu halten im Gegensatz zu „leichtfuttrigen „ Pferden, bei denen man die Weidezeit begrenzen muss, damit sie nicht krank werden. Jetzt mussten wir feststellen, dass Ginny abnahm und wo sie gegrast hatte, fanden wir dicke durchgelutschte Grasknubbel wie aus einem Rasenmäher.

Von da an gaben wir Ginny auch draußen auf der Weide jeden Tag einen großen Eimer Pampe. Wir hatten Glück, dass unsere Wiesen unterteilt sind, denn Ginnys Gefährte Kimbo findet Pampe auch sehr lecker und hätte die Maus nie in Ruhe fressen lassen. Bald nahm Ginny zu unserer Erleichterung nicht weiter ab und ganz langsam aber sicher wieder zu. Vielen Dank an Natalie, die jeden Abend nach 20 Uhr noch mal in den Stall geht und Ginny eine Gute-Nacht-Portion Pampe gibt, damit sie auch nachts keinen Kohldampf schieben muss. Die Mutter unserer Mitarbeiterin Sara steuerte die tolle Idee bei, zusätzlich zarte Haferflocken in die Pampe zu rühren. Das gibt zusätzlich Power. Vielen Dank dafür, auch an Anja, Natalie und Nicki, die unermüdlich für Nachschub an Haferflocken und Zwieback sorgten.

Am 24. August fand in unserer Pflegestelle Geldern das gemeinsame Sommerfest vom Bund gegen den Missbrauch der Tiere und Schutzengel für Tiere statt. Wir backten Waffeln und viele unserer Sachspenden fanden gegen eine Geldspende neue Besitzer! Da hatte das unbeständige Sommerwetter sogar mal was Gutes: Sogar Schals und warme Socken konnten an den Mann gebracht werden. Herzlichen Dank an Susanne Epskamp für die tatkräftige Unterstützung!

Am 31. August bei glücklicherweise angenehmem Wetter hielten wir dann noch das Patentreffen bei unseren Schafen und Ziegen im Hunsrück ab. Die Betreuer Christine und Christian hatten im Frühjahr eine Wildblumenwiese angelegt, die eine schöne Kulisse bot.

September 2014

Der Stall auf dem Pferdehof in Korschenbroich hatte einen neuen Anstrich nötig. Pferde schubbern sich ganz gerne an den Wänden ihrer Boxen und schon mal sch… sie auch gegen die Wand. Und zwar ist die Erfindung der Heucobs ein wahrer Segen für ältere Pferde, die mit ihren abgenutzten Zähnen kein Heu mehr verwerten können, aber da die Heucobs mit Wasser angerührt werden, bedeutet diese Fütterung auch eine Heidensauerei an den Wänden im Bereich der Futtertroges. Frische Farbe wirkt deshalb wahre Wunder. Wir mussten nur die Farbe bezahlen – gestrichen haben unser Verpächter Alfred sowie seine Frau Natalie und die Mitarbeiter(innen) Andreas, Karin und Sara ehrenamtlich. Vielen Dank dafür! Auch die Gitterstäbe zwischen den Boxen und an den Boxentüren bekamen frische Farbe.

Am 14. September fand dann das Patentreffen auf dem Pferdeschutzhof bei kühlem, aber immerhin trockenem Wetter statt. Anschließend besuchten wir noch unsere drei Pferde Cornel, Skin Man und Wolkentanz, die auf Gut Pottdeckel, einer traumhaften Offenstallhaltung in Rheinberg am Niederrhein, leben. Wolkentanz ist an Ataxie erkrankt und dadurch unreitbar- von einer Pferdehändlerin mit gefälschter Ankaufsuntersuchung als Reitpferd verkauft und uns von der betrogenen Käuferin geschenkt wurde, da sie ihn nicht an die Händlerin ausliefern wollte. Denn dann wäre er höchstwahrscheinlich beim Metzger gelandet.

In diesem Jahr war das Sommerwetter ja dermaßen unbeständig, dass wir das Patentreffen bei unseren Schweinen in Schwefe zweimal verschieben mussten, weil Unwetter gemeldet waren. Es fand schließlich „auf dem letzten Drücker“ am 28. September statt - bei herrlichstem Wetter. Unsere Schweine wurden wie immer von den Patinnen und Paten mit leckeren Mitbringseln versorgt und auch für die Zweibeiner gab es diesmal etwas Außergewöhnliches: Eine vegane Schokoladentorte in Form einer Schweinesuhle mit Bewohnern aus Marzipan. Ein echtes Schmuckstück, gebacken von unseren aktiven Mitgliedern Rolf und Sandra aus Wetter. Vielen Dank dafür, so was Tolles hatten wir noch nie auf dem Buffet beim Patentreffen!

Oktober 2014

Dieser Monat war geprägt von Abschieden. Der erste hatte noch einen erfreulichen Grund, denn unsere langjährige, auf Minijob-Basis beschäftigte Bürohilfe Sarah ist Anfang Oktober Mutter eines gesunden Jungen geworden. Bereits seit Ende August befand sie sich im Mutterschutz. Herzlichen Glückwunsch zur Mutterschaft und DANKE für fünf Jahre gute Zusammenarbeit! Ersatz wird es leider wohl nicht geben, da in 2015 der Mindestlohn eingeführt wird und schon die vier Mitarbeiter auf dem Pferdeschutzhof (ebenfalls auf Minijob-Basis) durch den Mindestlohn Mehrkosten von weit über 1.000,- EUR monatlich verursachen werden. Und die Mitarbeiter auf dem Pferdehof sind natürlich wichtiger als eine Hilfe im Büro, denn die Pferde müssen täglich versorgt werden, auch wenn mal zwei Mitarbeiter auf einmal krank werden sollten. Das Papier im Büro ist da geduldiger und Petra in Drolshagen hat auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass mal wieder eine ehrenamtliche Helferin vom Himmel fällt.

Die nächsten Abschiede waren deutlich trauriger, denn am 12. Oktober starb über Nacht Schwein Rudi 1 in der Pflegestelle Monheim. Er war nicht krank, aber sein Gefährte Michel war bereits im April 2013 von uns gegangen. Rudi 1 war nun für ein Schwein - beachtliche - zehn Jahre alt und vermutlich einfach müde.

Kuh Bernadette war mit 18 Jahren hochbetagt und litt unter einem Tumor am Kopf. 10 Monate lang hatte sie offenbar unbehelligt damit gelebt. Der Tumor sass zwischen Ohr und Auge und hatte sie nicht beim Fressen behindert. Aber in den letzten Wochen war er leider kräftig gewachsen und nun aufgeplatzt. Der schöne goldene Oktober mit noch mal auflebenden Insekten wäre Bernadette zum Verhängnis geworden. Deshalb mussten wir sie am 20.10. nun einschläfern, denn leiden sollte sie auf keinen Fall.

Nur fünf Tage später folgte ihr die leider erst zwölf Jahre alte Rinderdame Leonie in den Himmel. Schon seit Herbst 2013 litt Leonie an Strahlenpilz (Aktinomykose), er wird durch einen Pilz (Aktinomyces Bovis) hervorgerufen. Dieser Erreger ist ein normaler Bewohner der Mundhöhle bei Rindern und gerät durch kleine Verletzungen in das Gewebe. Dort beginnt er sich dann zuerst völlig unbemerkt zu vermehren und schließlich kommt es zu einer Schwellung an der Backe, die tatsächlich dann schon eine Kieferauftreibung ist. In der Pflegestelle Monheim wurde Leonies Erkrankung leider nicht rechtzeitig bemerkt, weil Leonie problemlos frass.

Aber nach dem Umzug in die Pflegestelle Rehden fiel die dicke Backe sofort auf und der Tierarzt riet uns schon im Dezember 2013 zum Einschläfern. Aber wir waren es Leonie schuldig, nun alles noch zu versuchen. So behandelten wir Leonie den Winter über mit Heilpilzen und Homöopathie – und tatsächlich besserte sich ihr Zustand erheblich. So konnte sie einen noch wirklich schönen Sommer zusammen mit ihrer Mutter Babette auf der Wiese verbringen. Da Leonie als Saugkalb groß geworden war, mangelte es ihr aber an der notwendigen Zahmheit, um auch auf der Weide behandelt werden zu können. Zum Ende des Sommers verschlechterte sich ihr Zustand, aber sie weigerte sich, in den Stall zu gehen, griff sogar ihren Betreuer an. So respektierten wir ihren Wunsch, bei der Herde bleiben zu wollen. Als wir ihr einige Tage vor ihrem Tod über die Tierkommunikatorin erklären ließen, dass sie nun erlöst werden muss, bekamen wir diese Botschaft: „Dort ist mein Zuhause, bei der Herde, in meinem Körper oder ohne ihn. Dann wache ich „ von der anderen Seite aus“ bei der Herde, damit habe ich keine Schwierigkeiten.“ Wir werden diese tapfere und freiheitsliebende kleine Rinderdame nie vergessen. Auch im Namen von Leonie ein ganz herzliches Dankeschön an die Tierheilpraktikerin Antje Tonk (www.hundepension-tonk.de) in Brockum bei Rheden, die Leonie ehrenamtlich behandelt hat.

Am 27. Oktober mussten wir Elsa, auch eine Patenkuh „der ersten Stunde“ einschläfern. Sie konnte nicht mehr aufstehen. Schon seit Jahren konnte sie nicht mehr gut laufen, aber als wir sie im Herbst 2013 schon einmal über die Tierkommunikatorin fragen liessen, ob sie nicht gehen möchte, bekamen wir helle Empörung als Antwort. Sie sei doch immer noch die eigentliche Chefin der Herde. Na denn, ein Jahr später, am 26.Oktober, stand Elsa dann aber nicht mehr auf, ihr Zeichen an uns , dass ihre Lebenskraft nun am Ende war und da auch Schmerzmittel keine Wirkung mehr zeigten, mussten wir einen Tag später dann handeln. Elsa war eine sehr menschenbezogene Kuh und liebte Streicheleinheiten, hier mit ihrer Patin Nicole.

Einen Tag später lag Schwein Rudolfo in der Pflegestelle Monheim, morgens für immer eingeschlafen im Stall neben seiner Schwester Gloria. Rudolfo war fast elf Jahre alt und litt schon länger unter Arthrose. Er konnte selbst die Entscheidung treffen, vor dem nahenden Winter in Würde sein Leben zu beschließen.


Und am 30. Oktober war dann die Lebensenergie noch eines wirklich hochbetagten Schweines zu Ende – unsere Hannah , die Mutter unserer Halbwildschweine in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden, musste eingeschläfert werden. Schon länger ahnten wir, dass sie bald den Weg über die Regenbogenbrücke antreten würde. Aber sie stand immer noch fast jedes Mal auf, wenn es Futter gab. Solange die Schweine das noch ohne allzu große Anstrengung können, besteht eigentlich kein Grund, sie einzuschläfern. Aber zuletzt lag Hannah nur noch und das Atmen schien ihr Mühe zu bereiten. So hatte sie keine Lebensqualität mehr und es war für sie ein Glück, dass man Tieren in den Himmel helfen darf. Sie lebte in ihren Kindern Strolch, Stromer und Susi weiter, die nächstes Jahr auch schon zehn Jahre alt werden.

November 2014

Nach dem traurigen Oktober konnten wir im November zwei Schafleben retten! Ein Metzger, in einem kleinen Ort bei Mönchengladbach, kaufte schon seit Jahren jedes Frühjahr vier Lämmer, die ihm den Sommer über das Gras auf seinen Wiesen kurz halten sollen.

Im Herbst schlachtet er sie im Schlachtraum gleich neben der Wiese, füllt seine eigene Gefriertruhe mit dem Fleisch eines Schafes und verkauft das Fleisch der anderen an Menschen in seinem Wohnort. Diesen Schafen bleibt der Transportstress zum Schlachthof und der Stress beim Anstehen zum Schlachten erspart, sie können sich den ganzen Sommer über frei bewegen und der Metzger verkauft seine Schafe auch niemals lebend, denn er möchte auf keinen Fall, dass sie qualvoll geschächtet werden. Warum also haben wir ausgerechnet zwei von diesen Schafen gerettet, obwohl es doch viel ärmere gegeben hätte? Weil Ina, Sprachlehrerin und Tierkommunikatorin, ihre Fenster genau oberhalb dieser Schafweide hat und eines Tage beobachtete, wie der Schäferhund des Metzgers über den Zaun sprang und eines der Schafe, Joseph, schwer verletzte. Sie alarmierte den Metzger und seine Frau. Sie versorgte Joseph, nachdem der Tierarzt da war, mit Bachblüten. Und weil Ina erlebte, wie Joseph um sein Leben kämpfte, nachdem der Tierarzt eigentlich empfohlen hatte, ihn gleich zu töten.

Der Metzger war aber bereit, Tierarztkosten zu investieren und ließ Joseph behandeln. Joseph konnte das verletzte Bein trotzdem nicht belasten, lief zeitweise sogar auf zwei Beinen, nachdem er sich unglücklicherweise ein Vorderbein auch noch vertreten hatte. Aber er gab nicht auf, rappelte sich immer wieder hoch, weil er leben wollte. Und tatsächlich erholte Joseph sich!

Seine Brüder TIM, XAVER und LEOPOLD waren fast immer in Josephs Nähe. Die vier hielten ganz eng zusammen, weil sie wussten - das erfuhr Sprachlehrerin und Tierkommunikatorin Ina von ihnen- dass sie alle vier sehr bald sterben sollten. Wenn selbst diese vier Schafe, die zumindest bis dahin ein gutes Leben führen durften, von ihrem bevorstehenden Tod wussten und ihn fürchteten, wie mag es denen in der Massentierhaltung gehen?

Ina ging zu dem Metzger und bat ihn, ihr die vier Schafe zu verkaufen. Er lachte sie nicht aus, wie man es vielleicht von einem Metzger erwarten würde. Nein, er hörte ihr zu und versprach, die Kunden, denen er das Fleisch von Leopold, Xaver und Tim schon zugesagt hatte, zu fragen. Nach einigen Wochen hakte Ina nach und der Metzger sagte ihr zu, dass sie Joseph haben könne. Denn der war für die eigene Tiefkühltruhe bestimmt. Der Metzger und seine Frau würden in diesem Jahr dann auf Schaffleisch verzichten. Seine Kunden aber hätten ihm gesagt, sie wollten diese Schafe, weil sie immer von ihm das Fleisch vor Weihnachten bekommen. Der Metzger bot Ina an: „An dem Tag, wo Tim (als vorletztes Schaf) geschlachtet wird, könnt Ihr Joseph abholen.“ Tim wäre in den Schlachtraum gekommen und Joseph auf den Anhänger von Schutzengel für Tiere, der ihn allein in unser Schafparadies nach Simmern gebracht hätte.

Das ging gar nicht, Schafe sind Herdentiere, was zum Glück dann auch der Metzger einsah und schließlich einige Tage später versprach, auch Tim herzugeben. Dann allerdings verschloss er sich weiteren Gesprächen komplett und reagierte böse, als Ina ihn noch einmal ansprach, um auch Leopold und Xaver zu retten.

Vielleicht fing er an, darüber nachzudenken, was wohl die Menschen im Ort reden würden. Leopold und Xaver konnten wir nicht helfen, weiteres Nachbohren hätte vermutlich auch die Rettung für Joseph und Tim vereitelt. Wir mussten geschehen lassen, was täglich mit unzähligen Tieren geschieht, für die meisten unter noch deutlich größeren Qualen als für Leopold und Xaver, weil der Verbraucher billiges Fleisch kaufen möchte. Auch der Metzger hatte sich demWillen seiner Kunden gebeugt. Die Macht hat wirklich nur der Verbraucher!

Fast von selbst liefen Joseph und Tim am 8. November auf den Schutzengel-Anhänger. Der Metzger hatte an diesem Sontag offenbar ein wenig tiefer ins Glas geschaut – vielleicht um besser mit diesem für ihn ungewohnten Ereignis umgehen zu können. Sonst hatte Ina ihn noch niemals auch nur angeheitert erlebt. Er sagte uns, dass er nun mal Metzger sei, gerne Fleisch esse, aber immerhin wisse, wie die Tiere gelebt haben, deren Fleisch er esse und dass sie einen schnellen, stressarmen Tod hatten.

Da hat er zweifellos Recht, auch wenn Nicht-Veganer/Nicht-Vegetarier das jetzt sicher nicht gerne hören. Denn, auch wenn die allermeisten Fleischkonsumenten dazu, allein schon mangels Stall, nicht in der Lage sind - es zeugt letztlich auch ein großes Stück weit von Ehrlichkeit und Respekt gegenüber unseren Mitgeschöpfen, wenn man schon nicht auf Fleisch verzichten möchte, die Tiere selbst -artgerecht natürlich!- zu halten, selbst zu schlachten und ausschließlich diese zu essen. Eher jedenfalls, als sich Billigfleisch von Aldi oder Lidl zu kaufen und gleichzeitig das Leid in der Welt zu beklagen. Trotzdem - Joseph, Tim, Leopold und Xaver haben uns gezeigt, wie sehr alle Tiere an ihrem Leben hängen, auch, oder verständlicherweise vielleicht sogar ganz besonders diejenigen, die ein artgerechtes Leben führen dürfen!

Sie sind sogar in der Lage, sich zu verstellen, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen - denn Tim ist gar kein Bock, wie sich in der Uniklinik Gießen zeigte, wo wir beide zur Kastration hingebracht hatten. Tim (das dunkelbraune Schaf) ist weiblich (wegen ihrer Wolle kann man das Geschlecht von Schafen eigentlich nie auf den ersten Blick erkennen, außer bei jungen Lämmern). Sie erzählte Ina, dass sie sich besonders wild angestellt habe, damit der Metzger nicht merkt, dass sie ein Mädchen ist. Denn dann hätte ihr ein Leben als Gebärmaschine bevorgestanden! Nun heißt sie Timotea.

Joseph und Timotea dürfen nun den Rest ihres Lebens in unserer Schafherde im Hunsrück genießen. Zunächst alleine, weil Joseph theoretisch noch sechs Wochen nach der Kastration zeugungsfähig ist. Ina wird versuchen, über den Metzger noch an CINDY, die Mutter von Joseph und Timotea, heranzukommen. Sie muss im Frühjahr noch einmal Lämmer zur Welt bringen, die Arme, und wir hoffen, auch sie danach frei zu bekommen. Bis dahin bleibt ihr nur die Hoffnung darauf - und die Freude, zu wissen, dass zwei ihrer Kinder gerettet werden konnten.

Im März 2013 musste Petra schweren Herzens ihre beiden Ziegen Josephine und Geraldine „ins Exil schicken“. Denn die beiden selbstbewussten Zwergziegen hatten ihre uralten Böcke Rasputin und Leo und auch den hochbetagten Esel Rex aufs Übelste gemobbt. So kamen die beiden in die Ziegenpflegestelle im Hunsrück und lernten unter der Knute der Chefs dort, allen voran Bock Rambo, kleinere Brötchen zu backen. Inzwischen hatten sich aber Leo, Rasputin und Rex in den Himmel verabschiedet. Und jedes Mal, wenn Petra zum Kontrollbesuch im Hunsrück war, kam Josephine immer wieder zu ihr, als ob sie sagen wollte: „Bitte, dürfen wir wieder nach Hause?“ So durften Josephine und Geraldine an dem Tag, wo Petra die Schafe Joseph und Timmi in der Klinik abgeholt und nach Simmern gebracht hatte, wieder in den Anhänger steigen und mit nach Hause fahren. Da haben sich gleich drei sichtlich gefreut. Denn so vorbildlich wie die Pflegestellen von Schutzengel für Tiere arbeiten, der „Service“ zu Hause im Sauerland ist doch noch besser.


Oberstes Prinzip bei Schutzengel für Tiere ist, dass alle männlichen Tiere kastriert werden müssen, damit die Patentiere sich auf keinen Fall durch Fortpflanzung untereinander vermehren. Denn Zucht ist in unseren Augen eine der Hauptursachen für das Elend der Tiere.

Wir hatten es sogar vor der eigenen Bürotüre in Drolshagen – ein kleiner Bauernhof in unserem Dorf hier hatte seine Katzen bislang nicht kastrieren lassen und eine tote Jungkatze hatte Petra schon gefunden. Eigentlich kümmerte sich dieser Landwirt gut um seine Tiere, aber bei den Katzen kam er alleine wohl nicht so recht „in die Puschen“. Als Petra ihn ansprach, sah er aber die Notwendigkeit sofort ein und versprach, die Katzen einzufangen, wenn Petra sie zum Tierarzt bringen würde. Und das klappte dann wie am Schnürchen! Der Tierarzt und seine Helferin wohnen praktischerweise auch beide in Drolshagen. Die Katzen wurden nach der Sprechstunde kastriert und anschließend zu Petra zum Narkoseausschlafen gebracht. Am nächsten Morgen brachte Petra sie dann zurück in ihr gewohntes Terrain. An einem Novemberwochenende knubbelten sich allerdings die Übernachtungsgäste in Petras Notfallzimmer: Zwei frisch kastrierte Kater, die sich versteckt hatten, und nicht zu überreden waren, das Quartier wieder in Richtung Freiheit zu verlassen. Dann ein Muttertier, das vor der Kastration sehr dick war, so dass bei ihr eine schon fortgeschrittene Trächtigkeit befürchtet wurde. So war es aber nicht – sie war vielmehr sehr krank, ihr ganzer Darm war entzündet, vermutlich weil die Katzen nie entwurmt wurden. Sie musste eine ganze Woche zur Beobachtung drinnen bleiben, was ihr aber sichtlich gefiel.

Und schließlich der vor der Schlachtung gerettete Hahn Herbert, dem die Gesellschaft der Katzen nicht ganz geheuer war. Deshalb war er sicher nicht böse darüber, dass er die Nacht in der sicher verschlossenen Transportbox verbringen musste.

Am nächsten Tag brachte Petra Herbert nach Essen in ein wahres Tierparadies. Nochmals vielen Dank an Dieter und Jenny, dafür, dass sie Herbert aufgenommen haben! Dieter ist Architekt und hatte eigens einen alten Bauwagen zum Hühnerstall umgebaut. Dort fühlte sich Herbert gleich sichtlich wohl und wurde am nächsten Tag mit seinen beiden Hühnerdamen bekannt gemacht. Leider entpuppte er sich dann aber erstmal als übereifriger Beschützer und griff die Zweibeiner an, wenn die sich ahnungslos seinen Damen näherten. Seitdem hängt am Eingangstor zu dem Hof von Dieter und Jenny ein Warnschild „Vorsicht vor dem Hahn“. Die Tierkommunikatorin meinte, Herbert sei mit der Größe dieses Hühnerparadieses anfangs schlicht überfordert gewesen, weil er bis dahin immer in einem kleinen Gehege gelebt hatte. Deshalb sein übertriebener Beschützerinstinkt.

Dezember 2014

Leider ging dieses Jahr traurig zu Ende, denn noch drei unserer alten Tiere segneten das Zeitliche.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember musste das Islandpony Paule in Belgien eingeschläfert werden. Paule war schon über 30 Jahre alt und wurde von Betreuerin Birgit Wintersteller 2012 aus einer sehr schlimmen Haltung befreit – er stand tief im Mist in einem dazu noch schlecht belüfteten Stall. Für die hochempfindliche Lunge der Pferde ist das eine Katastrophe. Denn die Pferdelunge ist ein Hochleistungsorgan - filtert täglich bis zu 90.000 Liter Luft. Ammoniakdämpfe, wie sie Pferdemist abgibt, ist Gift für die Lunge. Pferde brauchen unbedingt eine saubere, auch staubarme Umgebung. Sonst kommt es zu Atemwegserkrankungen und schreiten diese fort, wird Lungengewebe zerstört. Dann erkranken die Pferde an der sogenannten „Dämpfigkeit“. D.h. sie leiden unter Atemnot. Trotzdem genoss Paule noch sichtlich sein Dasein, denn er hatte ja nun ein beschauliches Leben mit viel frischer Luft und musste nichts mehr leisten. Er verstand sich gut mit der ebenfalls hochbetagten Wilma, einem ehemaligen Reitschulpferd, auch ein Schützling von Birgit Wintersteller. Beide wurden von Birgit in der Pflegestelle an der Grenze zu Aachen liebevoll umsorgt. Am 13. Dezember aber lag Paule plötzlich auf der Seite fest und kam allein nicht mehr hoch. Betreuerin Birgit mobilisierte die freiwillige Feuerwehr, die half, Paul vorsichtig zu drehen, so dass er mit seinen Hufen wieder Halt auf dem Boden finden konnte. Aber leider schaffte er es nicht, hoch zu kommen und bekam plötzlich ganz schlecht Luft. Der herbeigerufene Tierarzt spritzte verschiedene Mittel für die Atmung und den Kreislauf, aber sie zeigten keine Wirkung. Länger abzuwarten hätte nichts mehr mit Tierschutz zu tun gehabt. Deshalb wurde Paul sofort eingeschläfert, um ihm weitere Leiden zu ersparen. Denn er litt durch seine Erkrankung am Cushing-Sydrom auch unter Hufreheschüben. So werden wir den tapferen Islandpferdemann in Erinnerung behalten.

Es war ein sehr trauriges Adventswochenende, denn am nächsten Morgen lag unsere Schweinedame Luise tot auf der Wiese. Sie hatte am Nachmittag vorher eine Bissverletzung an der Scheide erlitten und war vorsichtshalber mit Penicillin gespritzt worden, um einer Infektion vorzubeugen. Luise war rauschig (= liebesbereit) und in diesem Zustand verhalten sich die Schweine, wie der Name Rausche schon vermuten lässt, oft nicht so ganz normal, da die Hormone dann kräftig in Wallung sind. luise.jpg Da kann es dann vorkommen, dass eine rauschige Sau von einer anderen Sau bestiegen wird oder die Schweine anderen Unsinn veranstalten. Schweine können untereinander wirklich ruppig sein, kleine Bißverletzungen kommen leider vor und Schweine haben glücklicherweise auch dicke Haut und gutes Heilfleisch.. Da wir durch Luises lange chronische Erkältungserkrankung wussten, dass ihr Immunsystem nicht das stabilste ist, wollten wir aufgrund der heiklen Stelle des Bisses kein Risiko eingehen und ließen sie mit Penicillin spritzen. Eigentlich können Schweine in der Rausche Stress sogar besser vertragen, aber offenbar war Luises Herz durch die Vorerkrankung mehr geschädigt, als wir von ihrem eigentlich guten Zustand her vermutet hatten. Leider sah es ganz so aus, als ob die Spritze kurze Zeit später bei ihr zu einem tödlichen Herzschlag geführt hat. Wie man es macht, ist es verkehrt, an diesem Sprichwort ist etwas dran. Wenn der Betreuer Luise nicht gespritzt hätte, würde sie also vielleicht noch leben, aber womöglich hätte sich ohne Penicillin auch die Wunde infiziert und sie wäre wieder sehr krank geworden. So hatte sie zumindest einen schnellen Tod und musste sicher nicht leiden. Landwirte sind im Verabreichen von Spritzen auch durchaus geschult, insofern braucht sich niemand Vorwürfe zu machen. Und die letzten Monate vor ihrem Tod ging es ihr sehr gut – Petra hatte die Schweine in der Pflegestelle Schwefe eine Woche vor Luises Tod noch besucht und sich gefreut, wie fit und fröhlich Luise wirkte.

Kurz vor Weihnachten erreichte uns dann noch ein Hilferuf für ein Pferd - Hengst Kanut in Werne drohte der Schlachter. Der ehemalige Deckhengst gehörte einer jungen Frau, die ihre Stallmiete nicht mehr bezahlen konnte und quasi bei Nacht und Nebel verschwunden war. Es stellte sich heraus, dass sie auch noch nicht einmal den Kaufpreis für Kanut beglichen hatte und der Vorbesitzer, ein Züchter, wollte Kanut nun abholen und schlachten lassen, weil kaum jemand einen alten Deckhengst haben möchte. Und wie sich später herausstellte, litt Kanut auch noch an einem chronischen Atemwegsinfekt. Die Lebensgefährtin des Stallbesitzers in Werne konnte aber den Gedanken nicht ertragen, dass Knut, wie er liebevoll genannt wird, geschlachtet werden sollte. Fieberhaft suchte sie nach einem Weg, ihn zu retten und landete auch an unserem Telefon.

Es gelang, den Kaufpreis für Kanut von 500,00 EUR auf 350,00 EUR herunter zu handeln und so kaufte Schutzengel für Tiere den Hengst frei, der bislang sein Dasein als Zuchthengst wohl hauptsächlich in der Box fristen musste. Denn ein chronischer Atemwegsinfekt hat, wie oben in Paules Geschichte schon beschrieben, fast immer eine nicht pferdegerechte Haltung als Ursache. Kanut bekam cranio-sacrale Behandlungen und Medikamente für seine Atemwege und vorsichtig hofften wir, dass er nun noch ein paar schöne Jahre mit Lebensqualität bei uns haben wird. Mit den meisten Wallachen in der Pflegestelle Werne verstand sich Knut , wie Kanut liebevoll ganannt wird, auch wirklich gut, hier im Spiel mit seinem Gefährten Thunder, dem Pferd von Knuts Betreuerin Stefanie. Sie kümmert sich ehrenamtlich um Knut. Denn Stallmiete und Tierarztkosten müssen nun natürlich von Schutzengel für Tiere bestritten werden. Deshalb sucht Knut auch ganz dringend Paten!

Selbst an Weihnachten blieben uns leider traurige Nachrichten nicht erspart – in der Pflegestelle Wiesloch stand am 1. Weihnachtsfeiertag unsere hochbetagte Ziege Paula morgens nicht mehr auf. Wir hatten sie 2013 zusammen mit ihrer Gefährtin Klara aus einer Verhaltensforschungseinrichtung übernommen, weil den beiden dort der Tod drohte – sie hatten fast keine Zähne mehr und hätten mit eingeweichten Heucobs gefüttert werden müssen. Die sind nicht ganz billig und das war der Einrichtung zu teuer. Aber immerhin überließen sie die beiden Tiere dem Tierschutz, selbst das ist leider nicht selbstverständlich. Weit über ein Jahr hatte Paula bei uns in der Pflegestelle noch eine richtig schöne Zeit, bevor sie nun die Lebenskräfte verließen. Wir waren sehr traurig - gerade zu Weihnachten tun Abschiede immer besonders weh- aber Paula durfte wenigstens in Würde sterben. Ihre Gefährtin Klara hatte deren Tod glücklicherweise soweit gut verkraftet und sich den ebenfalls in Wiesloch lebenden Zwergziegen Laila und Aladin angeschlossen.