Der Jahresrückblick 2013

Reinschauen, lesen - es lohnt sich!

Januar 2013

In diesem Monat mussten wir uns leider ganz konsequent um unser Büro kümmern, denn zum 1. Februar zogen wir um in unser neues Domizil im Dorf Dirkingen. Wenn man erst einmal anfängt, zu packen, merkt man erst, wie viele Sachen sich in fünf Jahren in einem Büro ansammeln! Davon kann wohl jeder ein Lied singen... Herzlichen Dank an Vereinsmitglied Martin, der ehrenamtlich die alten Büroräume in Zipperlingssiepen renoviert hat! Viel Zeit, so nervige Sachen wie eine Renovierung, perfekt zu planen, bleibt im Tierschutz nicht, da muss man erfinderisch sein.

Zeit für Tierschutzarbeit blieb im Januar also nicht, aber wir kümmerten uns - neben unseren Patentieren natürlich- zumindest um eine offensichtlich einsame Moschusente auf einem Teich im sauerländischen Lüdenscheid. Die lebte, scheinbar nicht sonderlich glücklich, in einer Gruppe von Stockenten. In unserer Pflegestelle Rehden gibt es sechs Moschusenten und so überlegten wir, die Ente einzufangen und dorthin umzusiedeln. Allerdings entschieden wir uns, sie erst noch eine Zeitlang zu beobachten, denn so ein Umzug ist ja ein schwerwiegender Eingriff in das Leben eines jeden Tieres. Zu fressen bekamen die Enten an dem Teich reichlich und unsere zweite Vorsitzende, Frau Dr.Schuchardt, steuerte regelmäßig nun auch Körnerfutter bei.

Februar 2013

Im Gegensatz zu der Ente stand unser Umzug fest und bot eigentlich nur Vorteile. Sprit- und Zeitersparnis, denn Petra konnte ab sofort nun immer zu Fuß ins Büro und muss im Winter nicht mehr warten, bis der Schneepflug endlich gefahren ist und gaaaanz viel Platz auf dem geräumigen und trockenen Dachboden für Sachspenden! Und noch jemand wurde mit dem Umzug glücklich gemacht - Bella, die Hündin des Mieters im Erdgeschoss des neuen Vereinsheimes. Sie hat nun, wenn ihr Herrchen arbeiten ist, Bespaßung eine Etage höher. Und Herrchen spendet für den Gassi-Service regelmäßig an den Verein. Und die griechische Hündin Lotta von Mitarbeiterin Sarah kannte nun auch keine Langeweile mehr.

Beim Auspacken unserer Umzugskisten erreichte uns die traurige Nachricht aus der Pflegestelle Simmern, dass die Coburger Fuchsschafdame Berlini sich am 06.02. nachmittags in den Himmel verabschiedet hatte. Sie war zwar schon über zehn Jahre alt, wirkte aber immer fit und fröhlich, so traf uns ihr Tod ganz unerwartet. Berlini verdankte ihren Namen einem Auftritt bei der "Grünen Woche" in Berlin. Als sie danach keine Lämmer mehr bekommen konnte, schenkte ihr Besitzer sie zusammen mit ihrer Gefährtin Ramona Schutzengel für Tiere.

Drei Tage später konnten wir zwei Leben retten - die Schweinedamen Else und Trudi aus einer Lehranstalt für Tierärzte zogen in der Pflegestelle Rehden ein. Zwei Tierärztinnen hatten sich für ihre Rettung eingesetzt. Die Schweine werden dort regelmäßig im Ferkelalter zur Übung von Untersuchungstechniken von der Klinik gekauft und im Alter von maximal zwei Jahren enden sie zum Dank normalerweise auf dem Schlachthof. Else und Trudi aber hatten Glück.

Dieser Monat brachte uns ein Wechselbad der Gefühle, denn am 14.02. musste unser so lebensfroher Arabermix-Wallach My Boy in der Pferdeklinik Kerken eingeschläfert werden. Er bekam morgens aus heiterem Himmel eine schwere Kolik und in der Klinik gelang es nicht, seinen Zustand zu stabilisieren. Deshalb wurde er einige Stunden nach seiner Einlieferung eingeschläfert, er sollte nicht länger leiden. In diesem Fall entschieden wir uns für eine Obduktion. Es wurde festgestellt, dass My Boy ein Lipom (=Fettgewebstumor) hatte. Das unglückselige Teil hing an einem Stiel und hatte sich um My Boys Dünndarm gewickelt und ihn abgeschnürt. Die Entscheidung zum Einschläfern war also richtig, denn der 30 Jahre alte My Boy litt unter Herzinsuffizienz, eine OP hätte er nicht überlebt.

Und wir mussten uns im Februar auch von Schwein Waldemar verabschieden - der acht Jahre alte Schweinemann wurde von uns im Jahr 2004 mit einer schweren Beinverletzung aus einem Schweinemast- betrieb gerettet und lebte in der bayrischen Pflegestelle Monheim. Am 22.02. lag er überraschend morgens zur Fütterungszeit für immer eingeschlafen in der Laufbox neben seiner Gefährtin Amanda. Unser Waldi, Amanda und Amadeus waren ein unzertrennliches Team. Traurigerweise hatte sich Amadeus schon 2011 -ebenfalls überraschend über Nacht- in den Schweinehimmel verabschiedet.

März 2013

Schlimme Nachrichten aus der Pflegestelle Wachtendonk - unsere fast 30 Jahre alte Eselstute Dunja wurde schon tagelang vom Tierarzt behandelt, weil sie nicht frisst. Zähne und Blutbild waren aber in Ordnung, deshalb brachten wir sie schließlich in die Pferdeklinik nach Kerken. Dort wurde Dunja operiert und eine Verstopfung im Dünndarm festgestellt. Niemand war ernsthaft von einer Kolik ausgegangen, weil sich Dunja nicht so verhielt, als ob sie Bauchschmerzen hätte. Die Operation erfolgte aber eigentlich noch rechtzeitig, denn es musste nichts aus dem Darm herausge schnitten werden. Wir waren erleichtert, aber tragischerweise stand Dunja leider nicht mehr auf und starb noch am Abend der Operation von alleine. Sie wollte wohl einfach nicht mehr, denn die Regeneration nach einer Bauchhöhlen-Operation dauert - aus Pferde- und Eselsicht- einfach endlos lange, die Tiere dürfen sich acht Wochen lang nur kontrolliert im Schritt bewegen.

Nach diesem traurigen Ereignis erschien uns der Winter noch einmal so endlos lange und eigentlich wartete jeder nur sehnsüchtig auf den Frühling. Auch unsere Schweine in Schwefe. An so einem bitterkalten und windigen Tag bekamen sie dann ungewohnten Besuch - nämlich vom Radio. Eins Live hatte in seiner Sendung Plan B das Thema Fleischkonsum gewählt und wollte in der Sendung eine Schweinepatenschaft verlosen. Dazu brauchte es einige grunzende O-Töne, für die sich Schweinedame Luise gern zur Verfügung stellte.

Am selben Tag war eine ganze Familie zu Besuch, die ihrer Tochter eine Schweinepatenschaft geschenkt hatte. Alle wurden kurzerhand eingespannt - die Tochter gab ein Interview für den Radiosender und posierte mit dem Radiomoderator fürs Familienalbum, der Vater fotografierte und unsere Schweine beobachteten alles ganz genau. Ausgewählt für die zu verlosende Patenschaft wurde unser größtes Schwein - Babe. Sie nahm alles ganz gelassen. Als dann endlich alles "im Kasten" war, wollte aber jeder nur noch ins Warme. Auch die Schweine waren ruckzuck in ihrem gemütlichen Offenstall verschwunden. Rita guckte aber vorsichtshalber noch mal um die Ecke, ob wirklich alles wieder ruhig war draußen.

Und nur wenige Tage später zeigte sich das Internetforum "Ruhrgesichter" interessiert an unserer Arbeit. Dort kann geschmökert werden in Geschichten rund um den "Ruhrpott" und seine Persönlichkeiten. Wir freuten uns, dass auch wir dazu gehören. Kurz vor Ostern besuchte uns der sehr sympathische und engagierte Mitgründer des Forums. Auch an diesem Nachmittag entstanden sehenswerte Fotos. Unser Morchel wollte unbedingt in Lebensgröße mit ins Bild. Während Luise sich lieber an Pate Rolf hielt, der Leckeres dabei hatte. Babe und Josy wiederum genossen Rückenmassage und Streicheleinheiten.


Traurigerweise verabschiedete sich kurze Zeit später unser Ochse Johannes am 19.03. in den Himmel. Im für so ein schweres Tier hohen Alter von 17 Jahren konnte er trotz Kortison nur noch unter Schmerzen aufstehen und musste eingeschläfert werden.

April 2013

Große Sorgen um unseren Leonardo auf dem Pferdehof in Korschenbroich. Er kam lahmend vom Paddock und konnte sein rechtes Hinterbein nicht mehr richtig belasten. Seitdem bekam er Schmerzmittel und wurde vorsichtshalber von seiner Gefährtin Ginny getrennt, denn wir mussten beobachten, dass sie ihn gebissen hat. Auf dem gepflasterten Boden hatte er besseren Halt als auf dem Holzschnitzelpaddock. Der lange unerbittliche Winter zerrte eben allen an den Nerven - Menschen wie Tieren. Und Ginny ist schon eine wirklich alte Dame, wie man ihrem ergrauten Kopf ansehen kann. Vielleicht wusste sie nicht so genau, was sie tut. Jetzt konnten sich die beiden zwar nach wie vor sehen, aber Leonardo hatte seine Ruhe. Unser Leonardo war ein sehr tapferer, braver Patient.

Und es gab noch eine Patientin, die Ponydame Summer in der bayrischen Pflegestelle Monheim. Sie hatte Hufrehe, die Wohlstandskrankheit aller Ponys, die zu wenig Bewegung bekommen. Die Erkrankung war für uns ein Warnschuß und wir handelten sofort, nahmen Kontakt mit der früheren Besitzerin auf, die uns ihre Ponys Indy und Summer 2009 nach einem Burnout in Obhut gegeben hatte. Inzwischen hatte sie sich erholt und war dabei, sich in Norddeutschland eine neue Existenz aufzubauen. Sie hatte wieder die Kraft und auch die Zeit, sich um Indy und Summer zu kümmern, nur finanzielle Unterstützung brauchte sie, da sie auch noch zwei Großpferde aus dem Tierschutz aufgenommen hatte und mehrere Hunde. Ob nun die Pflegestelle in Monheim das Geld bekam oder die nun neu eingerichtete Pflegestelle Beidenfleth war letztlich egal, für uns war wichtig, dass den Bedürfnissen von Indy und Summer dort besser Rechnung getragen werden konnte. Deshalb brachte Petra zusammen mit der früheren und wieder neuen Besitzerin die Ponys am Gründonnerstag nach Schleswig Holstein, nachdem Summers zwei Wochen lang mit durchblutungsfördernden und schmerzstillenden Medikamenten behandelt worden war. Bei Hufrehe helfen auch kühlende Verbände - dabei werden die Hufe mit saugfähigem Mull stabil umwickelt und dann immer wieder mit kaltem Wasser angegossen.


Kontrollbesuche in Beidenfleth lassen sich gut mit denen in unserer Hühnerpflegestelle Oederquart bei Cuxhaven verbinden, wo Petra bei der Gelegenheit auch vorbeischaute.
20 Hühner von Schutzengel für Tiere leben dort bei Regina und Ralf.

Mai 2013

Endlich schien dem Winter wirklich die Puste auszugehen. Betreuer Christian bei unseren Schafen und Ziegen im Hunsrück konnte es auch kaum noch erwarten. Denn mit Begeisterung werkelt er im Gehege seiner Lieblinge, schafft zum Beispiel weitere Klettermöglichkeiten für die abenteuerlustigen Ziegen. Die sind aber nicht nur unternehmungslustig, sondern leider auch ganz schön streitsüchtig, weshalb es ganz wichtig ist, genügend Freßplätze für die mittlerweile 12 Tiere zu haben. Deshalb dieser neue Unterstand, inzwischen wurden die Zwischenwände noch erhöht, damit auch wirklich niemand mehr dem Nachbarn das Heu klauen konnte.Es haben auch zwei neue Bewohner in Simmern Einzug gehalten, nämlich die beiden Zwergziegen Josefine und Geraldine.

Josefine ist die Mutter von Geraldine und die beiden wurden 2006 von Petra Kandzia zur Entlastung eines Tierschutzhofes im bergischen Overath bei Köln aufgenommen. Leider begann Josefine das Kamerunschaf Leo, Ziegenbock Rasputin und Esel Rex, alle drei hochbetagt, auf das übelste zu mobben. Der Frieden bei ihr zuhause im sauerländischen Drolshagen war empfindlich gestört und sie beschloß, Josefine und Geraldine zum Wohle aller nach Simmern zu bringen. Für Leo, Rasputin und Rex würde so das Mobbing ein Ende haben und das moppelige Ziegenduo Josefine und Geraldine in Gesellschaft mit zehn jüngeren Gefährten deutlich mehr Unterhaltung und damit hoffentlich kalorienzehrende und damit gesundheitsfördernde Bewegung.

Leider war das Jahr 2013 geprägt von Abschieden - auch unsere belgische Kaltblutstute Lawina ging in den Himmel. Bei ihr mussten wir allerdings schon lange damit rechnen, denn sie war in einem Alter, das die schweren Kaltblutpferde eigentlich selten erleben, weil sie meistens erheblich früher wegen Arthrosen eingeschläfert werden müssen.

Lawina war mindestens 28 Jahre alt - sie soll 12 Jahre alt gewesen sein, als sie 1997 zusammen mit Pony Tinka auf dem Brüsseler Schlachtpferdemarkt gerettet wurde. Gerne werden die Pferde allerdings von den Händlern jünger gemacht, als sie tatsächlich sind. Je länger Patentiere bei uns sind, desto schwerer ist der Abschied - Lawina versuchte wohl, ihn uns durch Schaffung vollendeter Tatsachen nicht gar so schmerzlich zu gestalten, denn sie ging am Morgen ihres Todestages - es war der 07.Mai- noch ganz normal mit den anderen Pferden auf die Weide und abends wieder in den Stall. Die Betreuerin, Frau Strubel, kam spät abends mehr oder weniger zufällig noch mal in den Stall, da lag Lawina auf der Seite und stand nicht mehr auf. Der herbeigerufene Tierarzt stellte einen nur noch schwachen Herzschlag fest und schläferte sie ein. Beim Blick auf den Kalender lief es uns eiskalt den Rücken hinunter - Lawinas Todestag fiel auf den Geburtstag ihrer Retterin vom Brüsseler Schlachtpferdemarkt.

So traurig wir auch waren - das Leben ging weiter und andere Tiere brauchten unsere Hilfe. Ein Notruf erreichte uns aus dem norddeutschen Tierheim Schleswig, wo schon seit Monaten der kleine Schweinemann Fritzi in einem Hundezwinger hockte. Wäre auch zuviel von einem "normalen" Tierheim verlangt, allen Tierarten gerecht werden zu können.

Fritzi war als "Kümmerferkel" vom örtlichen Veterinäramt beschlagnahmt und in die Obhut des Tierheimes gegeben worden. Dort langweilte er sich sehr und sollte deshalb dringend in Schweinegesellschaft. Glücklicherweise waren in der niedersächsischen Pflegestelle Rehden noch Plätze frei und die Schweine wegen des hartnäckigen Winters auch noch im Stall. So durfte Fritzi an Christi Himmelfahrt als erster ins Freigehege einziehen. Schweine sind leider gar nicht nett zu Neuankömmlingen - besser akzeptiert werden sie, wenn sie einige Tage alleine im Gehege sein können, bevor die "Alteingesessenen" dann nach und nach dazu gelassen werden. Fritzi ist eine richtige Frohnatur und lebte sich schnell ein. Hier mit Trudi aus der Lehranstalt für Tierärzte - sie konnte ihr Glück auf der grünen Wiese offenbar noch gar nicht recht fassen.

Juni 2013

Am 1. Juni beteiligten wir uns mit einem Info- und Waffelbackstand beim Vegan-Event "Meine Stimme den Stimmlosen" von Tier-Time e.V. auf dem Kölner Heumarkt. Manchmal geschehen Dinge, die wir wohl als Wink des Schicksals deuten und darüber nachdenken sollten, was wir verändern müssen. Bei dieser - aus Sicht der Tiere glücklicherweise mit sehr vielen Ausstellern gesegneten Veranstltung- war wieder einmal ein Anbieter von veganem Döner aus Süddeutschland dabei und machte das Geschäft seines Lebens. Alle Besucher wollten Döner essen. Die Tierschutzvereine, die Essen anboten (um damit die Kasse für ihre vierbeinigen Schützlinge aufzubessern), blieben auf dem größten Teil ihrer mit viel Zeitaufwand und Lebensmitteleinsatz vorbereiteten Speisen sitzen. Wir befanden uns da mit unserem Waffelteig leider in bester Gesellschaft. Zwar freuten wir uns natürlich darüber, dass das vegane Döner-Angebot so gut angenommen wurde, denn in erster Linie finden die Vegan-Events ja statt, um die vegane Ernährung der Bevölkerung nache zu bringen.

Aber natürlich beiteiligen wir uns an solchen Veranstaltungen auch, um die Kasse für die Tiere aufzubessern. Und da waren - gemessen am Gesamtaufwand mit 140 km Fahrt, 30 Stunden Vorbereitungszeit plus der ehrenamtlichen Arbeit von zwei Helfern- 190,00 EUR Reingewinn an diesem Tag viel zu gering. Da es inzwischen -erfreulicherweise- genug professionelle vegane Essensanbieter und auch Tierrechtsvereine für diese wichtigen Events gibt, beschlossen wir, uns künftig mit Info- bzw. Essensständen "nur noch" auf dem Vegan Street Day in Dortmund und auf der Veganmania in Iserlohn zu beteiligen. Denn bei den heutigen Spritpreisen schlagen allein die Fahrtkosten schon heftig zu Buche. Und die Zeit, die für Vorbereitung sowie Ein- und Auspacken von Auto und Anhänger draufgeht, ist z.B. für unsere Internetseite im Interesse unserer Tiere sinnvoller investiert.

In 2014 werden die Schutzengel deshalb mehr auf Trödelmärkten in der Nähe von Drolshagen unterwegs sein, um über den Verkauf von Sachspenden zusätzliches Geld zur Deckung der rasant gestiegenen Tierarztkosten einzunehmen.

Am 08.06. zogen diese drei quirligen grunzenden Gesellen in der Pflegestelle Schwefe ein - Attila, Filou und Happy. Sie hatten nach ihrer Rettung vor der Schweinemast schon eine wahre Odyssee hinter sich - denn keine der bisherigen Unterbringungen war eine artgerechte Lösung für das Trio. Die letzten Monate hatten die drei in einer Pferdebox ohne Auslauf bei Heilbronn verbracht. Nun aber hatten sie zum zweiten Mal in ihrem noch jungen Leben Glück und kamen in unsere Obhut. In Schwefe bei Soest genießen sie heute ihre Freiheit in vollen Zügen.

Dann standen gleich zwei Umzüge an - drei unserer jungen Schweine aus der bayrischen Pflegestelle Monheim wurden ins niedersächsische Rehden gebracht. Umsiedlungen von Tieren werden bei Schutzengel für Tiere immer sorgfältig überlegt, denn jede Ortsumstellung bedeutet natürlich auch Stress (von den Kosten mal ganz abgesehen).

Das Freigehege in Rehden ist aber deutlich schöner und größer als das in Monheim und deshalb bedeutete der Umzug für Hannibal, Nero und Susa langfristig noch mehr Lebensqualität. Petra traf sich mit Elke und Josef, den Betreuern aus Monheim, in der Pflegestelle Wiesloch, wo die Schweine den Anhänger wechselten. Mit genügend Helfern, großen Brettern zur für die Schweine blickdichten Sicherung der Anhängerrampen, viel Ruhe und reichlich Leckerlies eine stressarme, zeit- und kostensparende Sache. Puh, geschafft, die Schweine sind brav auf den anderen Anhänger gelaufen und alle Klappen wieder zu. Damit die Tiere bei Transporten im Sommer genügend Frischluft bekommen, hat der Schutzengel-Anhänger zusätzlich noch ein sogenanntes Fohlegitter, damit die Plane hinten offen bleiben und trotzdem niemand aus dem Anhänger springen kann. Hannibal, Nero und Susa überstanden den Transport problemlos und gewöhnten sich rasch in Rehden ein.

Der zweite Umzug betraf Eselin Jolly und Pony Svenja aus der Pflegestelle Wachtendonk. Sie leben jetzt in Geldern (ebenfalls am Niederrhein). Beide Damen waren nämlich viel zu gut im Futter und deshalb künftig in der Pflegestelle Geldern mit dem kargeren Grasangebot besser aufgehoben. Dort schloss Jolly dann Freundschaft mit der gescheckten Eselin Rosamunde vom Bund gegen den Mißbrauch der Tiere und unsere kugelige Svenja kraulte schon nach zehn Minuten mit unserem halbblinden Shetty Atti hingebungsvoll die Mähne. Allerdings möchte Svenja getrennte "Schlafzimmer". In der Box verprügelt sie alle Wallache nach Strich und Faden.

Das erste Patentreffen dieses Jahres fand am 16. Juni auf unserem Pferdeschutzhof Korschenbroich statt. Leider hat das Wetter nicht so mitgespielt wie wir uns das für uns und die Paten gewünscht hatten. In kleiner Runde haben wir es uns dann doch noch alle gemütlich gemacht. Es gibt ja schließlich schlimmeres als schlechtes Wetter.


Am 20.06., einem heißen Tag, starb in Simmern im Hunsrück von jetzt auf gleich unsere Heidschnucke Lotta. Sie gehörte ursprünglich einer Familie im Westerwald, deren Tierwiese Bauland wurde. So kamen die beiden Schafdamen Corinna und Lotta vor fünf Jahren zu uns. Glücklicherweise hat Corinna den Tod ihrer Gefährtin relativ gut verkraftet. In Simmern leben auch außer ihr noch über zehn weiter Heidschnucken, so dass sie genügend Verwandtschaft hat.

Juli 2013

In Simmern fand am 07.07. das alljährliche Patentreffen statt - glücklicherweise sogar bei sommerlichem Wetter! Wie immer fanden es unsere Schafe nicht richtig, dass die Zweibeiner unter ihrem Stalldach mit all den interessanten Leckereien saßen.

Am 14.07. verkauften wir Sachspenden auf dem Trödelmarkt in Gummersbach zugunsten unserer Patentiere.

Die "Veganmania" in Iserlohn bereicherten wir eine Woche später mit unserem Info- und Essensstand nun schon zum dritten Mal. Dort hatte unser neues Vereinsbanner seinen ersten Auftritt. Dabei hat uns ein Dortmunder Grafiker die Druckvorlage ehrenamtlich erstellt. Wir mussten nur die Material- und Druckkosten bezahlen. Vielen Dank dafür! Wir boten vegane Waffeln und Paella an und über die Reste dieser bunten Reis-Gemüse-Pfanne freuten sich unsere Schweine in Schwefe ein paar Tage später.

Zuwachs in der Pflegestelle Geldern - das erst acht Jahre alte Minishetty Rudi konnte vor dem Schlachter bewahrt werden. Rudi lebte zusammen mit einem großen Hannoveraner-Wallach bei einem Mann, der das Interesse an den Tieren verloren hatte. Beide sollten "weg". Unser Hufschmied in Geldern erfuhr davon und wollte zumindest den kleinen Rudi retten, denn das Großpferd hatte der Mann traurigerweise schon an den Metzger verkauft. Rudi eroberte die Herzen unserer Betreuer in Geldern im Sturm. Nur die Kastration musste der kleine Hengst noch über sich ergehen lassen. Und ein Esel als Nachfolger für unsere verstorbene Dunja zog in der Pflegestelle Geldern ein - Charly. Er lebte bislang in der Obhut der Noteselhilfe in einer hessischen Pflegestelle und stammte aus einer privaten Tierhaltung, die den Menschen über den Kopf gewachsen war. Wir hatten beschlossen, nicht selbst einen Esel zu suchen, sondern sinnvollerweise die Noteselhilfe zu unterstützen. Denn dort herrschte Aufnahmestopp, weil alle Pflegestellen voll waren. Und Charly hatte auch keine guten Vermittlungschancen, da er unter dem equinen Cushing-Syndrom leidet und täglich Medikamente benötigt. Beim Cushing-Syndrom produziert die Nierennebenrinde aufgrund eines gutartigen Tumors in der Hirnanhangsdrüse ständig Cortisol - das führt zu verschiedenen körperlichen Problemen, u.a. Hufrehe und langes, oft auch lockiges Fell. Charlys Hufe sind sehr empfindlich - wenn der Boden sehr trocken und hart ist, muss er sogar Hufschuhe tragen.

Den Eseldamen Jolly und Rosamunde hatten wir erzählt, dass sie bald männliche Gesellschaft bekommen und gehofft, dass sie den zierlichen Charly "mit offenen Armen" begrüßen. Doch es kam leider anders. Jolly und Rosamunde scheuchten den armen Charly nämlich über den Paddock frei nach dem Motto: "Wir beide gegen den Rest der Welt!" Keine zehn Minuten dauerte die "Zusammenführung" (Charly würde es wohl eher als Spießrutenlauf bezeichnen), da brachten wir unser Männlein schleunigst vor den rabiaten Damen in Sicherheit. Aber wir wollten die Hoffnung doch noch nicht aufgeben, Esel brauchen nämlich oft ein bisschen länger, weil sie gerne über alles nachdenken. Deshalb wurde das Paddock versuchsweise unterteilt, in der Hoffnung, dass sich doch noch Sympathien unter den drei Eseln entwickeln würden. Leider straften sich die drei aber tagelang mit Nichtachtung. Wir und die Noteselhilfe waren darüber sehr traurig, denn eigentlich sollte ein Esel auch mit Eseln zusammenleben. Daran war hier aber überhaupt nicht zu denken. Aber Charly zurückzubringen, nein, das kam auch nicht in Frage. Denn Charly ist sehr sensibel und schreckhaft. Jolly und Rosamunde sahen auch nicht so aus, als ob sie überhaupt einen weiteren Esel als Gesellschaft akzeptieren würden. Also suchten wir einen neuen Partner für Charly und brachten ihn versuchsweise mit Rudi zusammen. Denn der hatte bislang auch noch keinen Freund gefunden. Zu unserer großen Freude entwickelte sich hier eine "Männerfreundschaft"! Die beiden Jungs wurden schon bald beim Mähnekraulen beobachtet!

August 2013

Es ist schon ein Segen, dass wir nicht ahnten, was in diesem Monat alles passierte - der August 2013 sollte als einer der schwärzesten in unsere Vereinsgeschichte eingehen.

Am 4. August zog ein Orkan mit heftigem Gewitter über den bayrischen Landkreis Donau-Ries hinweg und suchte auch das Dörfchen Liederberg heim, in dem unsere Pflegestelle liegt. Unsere drei Rinder Noel, Babette und Leonie lebten ganzjährig auf einer Weide mit Offenstall und einer Heuraufe. Die wurde an diesem Sonntag unserem Noel traurigerweise zum Verhängnis. Der Blitz schlug nämlich in die Heuraufe ein und tötete - für uns alle unfassbar- unseren starken und tapferen Ochsen Noel.
Unsere Tierkommunikatorin meinte anschließend, es sei noch Glück im Unglück gewesen, dass "nur" Noel getötet wurde, denn er habe die Gefahr erkannt und die Herde von der Heuraufe weggetrieben. Wir konnten uns nur mit dem Gedanken trösten, dass es wahrscheinlich keinen schnelleren Tod gibt, als durch Blitzschlag. Glück im Unglück hatte jedoch die Familie Bigler, die unsere Tiere betreuen, denn Herr Bigler war mit dem Mähdrescher auf dem Feld, als innerhalb von Minuten der Himmel tiefschwarz wurde und der Orkan loswütete. Er konnte sich gerade noch unter den Mähdrescher retten.

So sahen im gesamten Landkreis die Straßen aus und bis heute sind die Waldbauern damit beschäftigt, die umgestürzten Bäume fortzuräumen. Wir waren unsagbar traurig über Noels Tod, denn für Ende August war ohnehin der Umzug der Rinder in die niedersächsische Pflegestelle Rehden geplant. Die Familie Bigler hatte um diese Entlastung gebeten. Die Spedition hatte aber leider erst Ende August Zeit dafür. Traurig - hätte der Transport vier Wochen früher stattgefunden, würde Noel wohl heute noch leben.

Am 10.08. beteiligten wir uns mit einem Infostand am Vegan Street Day in Dortmund, der erfreulicherweise jedes Jahr größer wird. Diesmal gab es über 70 Aussteller und die Veranstaltung fand erstmalig auf dem Friedensplatz statt, weil der Platz am früheren Veranstaltungsort nicht mehr ausreichte.


Am Freitag, den 16.08. sollten die Rinder von Monheim nach Rehden umziehen, aber vorher gab es noch einen weiteren Schicksalsschlag für unsere Rinder. Der wunderschöne Ochse Helios, der Familie Bigler gehörte und uns zusammen mit seiner Gefährtin Cleopatra. geschenkt werden sollte, stürzte am 14.8. in seiner Box und brach sich das Rückrat. Sechs Jahre lang gab es in dem Laufstall nie ein Problem und drei Tage vor der Reise in ein wirklich tolles Leben auf 11 Hektar Weide in Rehden dann das. Wir und Familie Bigler waren der Verzweiflung nahe. Anstelle von acht Rindern stiegen am 16.08. nur noch sechs Rinder auf den LKW nach Rehden und von dem armen Helios gab es noch nicht einmal ein Erinnerungsfoto.

Mit unseren drei Rinderdamen auf den Fotos hier zogen noch drei Rinder von PRO ANIMALE mit nach Rehden um. Glücklicherweise haben alle zumindest den Transport gut überstanden und sich auch gut in Rehden eingelebt. Aber die traurigen Nachrichten rissen nicht ab - am 20.08. mussten wir unser Pferd Leonardo auf dem Pferdeschutzhof in Korschenbroich einschläfern lassen. Seine Lahmheit hatte sich als irreparabler Schaden am Bänderapparat im Bereich der Hüfte herausgestellt. Trotz Akupunktur und Dauerschmerzmittel lahmte er ab 17. August auch auf dem zweiten Hinterbein und drohte zu stürzen. Wir mussten ihn gehen lassen, damit ihm Schlimmeres erspart blieb. Seine Gefährtin Ginny trauerte eine ganze Weile sehr um Leonardo. Wir konnten es ihr sehr gut nachfühlen, er war so ein ehrliches, tapferes Pferd.

So ist es leider, wenn man viele alte Tiere in seiner Obhut hat - dann gehört der Tod einfach dazu. Denn nur zwei Tage nach Leonardo musste auch unser Haflinger TONI, der unter einem Plattenepithelkarzinom am Penis litt, den Gang über die Regenbogenbrücke gehen. Bei ihm wussten wir schon lange, dass seine Tage gezählt waren. Denn diese Karzinome sind ungeheuer aggressiv. Immerhin - eineinhalb schöne Jahre hatte Toni nach der Diagnose noch zusammen mit seinem Kumpel Dexter. Haflinger sind leider -genetisch bedingt- ziemlich anfällig für Plattenepithelkarzinome am Auge und an den Geschlechtsteilen. Eine OP kam bei ihm nicht in Frage, denn schon mit einer leichten Sedierung (=Narkose), wie sie für die alljährlichen Zahnbehandlungen bei ihm nötig waren, hatte Toni immer arg zu kämpfen. Danach passierte glücklicherweise erst mal nichts mehr, die Katastropenserie schien zu Ende zu sein.

Am 25.08. fand das Patentreffen im niedersächsischen Rehden bei den Kühen, Schweinen, Gänsen und Enten statt.

September 2013

Auf die Bitte einer sehr engagierten Tierärztin hin beteiligten wir uns am ersten Septemberwochenende mit einem Infostand und Vortrag über das Elend der sogenannten "Nutztiere" am Sommerfest des Hundegnadenhofes Zemitz bei Usedom an der Ostsee. Normalerweise fahren wir aus Kostengründen nicht so weit - aber die Tierärztin stellte uns ein kostenloses Übernachtungsquartier und spendete uns auch das Geld für die Spritkosten. Leider endete das so liebevoll und aufwendig gestaltete Fest gegen 17 Uhr in einem furchtbaren Platzregen.

Das diesjährige Patentreffen bei unseren Schweinen in Schwefe bei Soest fand am 8. September statt. Herzlichen Dank an Jochen Kemmer von ruhrgesichter.de für die tolle fotografische Begleitung!


2013 war auch das Jahr der Umzüge - unser Pferd Kimbo in der Pflegestelle Geldern sollte als Nachfolger von Leonardo auf unseren gepachteten Pferdeschutzhof nach Korschenbroich umziehen. Grund für diese Entscheidung war vor allem die angesichts der nicht rosigen Spendenlage anzustrebende und hier mögliche Kostenersparnis. Aber langfristig würde unser oft nervöser Kimbo auf dem kleinen Pferdeschutzhof auch eher zur Ruhe kommen, denn der Hof in Geldern ist zwar absolut vorbildlich geführt, aber es stehen dort insgesamt 50 Pferde und dadurch ist eben immer was los. Viele Pferde finden das klasse, weil es immer was zu gucken gibt, aber für Kimbo ist in dieser Hinsicht "weniger mehr". Er reagierte immer höchst eifersüchtig, wenn Menschen sich mit seinem Boxennachbarn beschäftigten. In Korschenbroich gab es dieses Problem nun nicht mehr, weil dort nur die sieben Pferde von Schutzengel für Tiere im Stall stehen.

Leider mussten wir im September zwei unserer ältesten Schweine einschläfern lassen - Froda und Sascha, beide lebten in der Pflegestelle Rehden bei Osnabrück. Froda war unser ältestes Schwein, sie erreichte das für ein "Mast"-Schwein biblische Alter von 14 Jahren, sie konnte nicht mehr aufstehen, ihre Hinterbeine versagten den Dienst. Schon ein ganzes Jahr zuvor hatten wir Froda regelmäßig mit Schmerzmittel versorgt, damit sie Lebensqualität hatte. Sascha litt an Herzinsuffizienz, seine Atemnot besserte sich auch mit Medikamenten leider nicht mehr, deshalb musste er eingeschläfert werden, ein Weiterleben hätte nichts mehr mit Tierschutz zu tun gehabt.

Oktober 2013

Erfreulicherweise konnten wir zwei sehr engagierte Frauen gewinnen, die sich künftig um unsere Facebook-Seite kümmern. Vielen Dank dafür!! Unterstützt werden Elke und Kerstin von Pony Rudi und Ziege Paula. Alle vier zusammen gestalten sehr unterhaltsam das "Hofgeflüster mit Rudi und Paula". Schauen Sie doch mal hier rein!

Am 03.10. hatten wir wieder einen Stand auf dem Trödelmarkt, diesmal in Lüdenscheid.

Schon seit über eineinhalb Jahren ist unsere Luise in Schwefe an chronischer Erkältung erkrankt, aber sie strahlte immer noch ein große Lebensfreude aus. Wahrscheinlich ist sie das einzige ehemalige "Mast"-Schwein in Deutschland mit einer eigenen homöopathischen Hausapotheke und zweibeinigen Freunden, die regelmäßig nach ihr sehen und sie mit jeder Menge Extrarationen verwöhnen.

Am letzten Oktoberwochenende fand der Umweltmarkt in Korschenbroich statt - wir beteiligten uns mit einem Stand und boten erstmals vegane Schnitzelbrötchen an. Passend zum Thema des Umweltmarktes: Klimaschutz. Vegane Schnitzelbrötchen - sehr lecker, aber leider hörte bei der Landbevölkerung der Klimaschutz beim Essen auf, wir blieben auf den meisten unserer Brötchen sitzen.

November 2013

Die beiden Zwergziegen Gisela und Gertrud, die wir 2009 an einen Kinderarzt in Korschenbroich vermittelt hatten, kamen zu uns zurück, weil der Gärtner entlassen werden musste und dem Kinderarzt selbst fehlte die Zeit, sich um die Tiere zu kümmern. Uns wurde mitgeteilt, dass kürzlich der Tierarzt Gertrud untersucht hatte, weil sie ungewohnt oft Wasser lassen musste. Die Ursache sei aber kein Harnwegsinfekt, wie der Kinderarzt vermutet hatte, sondern ein vermutlich leider bösartiger Tumor laut Diagnose des Tierarztes. Die Ziege sei vom Allgemeinbefinden her aber hervorragend beieinander, eine entzündliche Erkrankung liege auf keinen Fall vor. Petra konnte erst eine Woche später die Ziegen abholen und stellte fest, dass das Allgemeinbefinden von Gertrud gar nicht so ungestört war, denn sie hatte deutlich weniger auf den Rippen als ihre Gefährtin Gisi. Deshalb brachte sie die beiden gleich am nächsten Morgen in die Uniklinik nach Gießen, wo eine Nierenbeckenentzündung diagnostiziert wurde. Und die Prognose war gar nicht gut.

Die Klinik-Tierärztin war über die Diagnose des Tierarztes entsetzt und meinte, mit einer Antibiose wäre der ursächliche Harnwegsinfekt aller Wahrscheinlichkeit problemlos wieder ausgeheilt. Einen Tumor konnte sie nicht ertasten und auch auf dem Ultraschall war kein Tumor zu erkennen. Gertrud kam sofort an den Dauertropf und wir hofften inständig, dass sie sich doch wieder erholen würde. Schuld hatte nur der behandelnde Tierarzt, der sogar Fachtierarzt für Großtiere ist und einen Ziegenhof in der Nachbarschaft des Kinderarztes betreute. Trotzdem fühlte sich Petra sehr elend und schrieb dem Schutzengel für Tiere vorher nicht bekannten Tierarzt eine entsprechende E-Mail. Zusätzlich setzte sie eine Bewertung in ein Forum für die Bewertung von Tierärzten. Der Tierarzt wies jede Schuld von sich und drohte mit Schadenersatzansprüchen. Da die Bewertung aber natürlich vollkommen wahrheitsgemäß war und sein Verschulden nicht von der Hand zu weisen war, wurde sie nicht entfernt, in der Hoffnung, dass anderen Patienten dieses Tierarztes Gertruds Schicksal erspart bleibt. Dieser Tierarzt hatte sogar gesagt, man könne Gertrud einfach unbehandelt zu anderen Ziegen stellen, sie könne sicher noch mindestens ein halbes Jahr lang ohne Beeinträchtigung leben. Nicht auszudenken, was die arme Gertrud dann in Simmern hätte durchmachen müssen, denn Ziegen gehen mit Neuankömmlingen nicht gerade zimperlich um.

Gertruds Zustand besserte sich zunächst leicht, aber die Nierenwerte blieben trotz Dauerinfusion über eine Woche leider in einem viel zu hohen Bereich und ihr Befinden verschlechterte sich schleichend wieder, so dass von einer irreparablen Schädigung des Nierengewebes ausgegangen werden musste. Unsagbar traurig ließen wir Gertrud schweren Herzens nach zehn Tagen einschläfern und brachten Gisi alleine nach Simmern. Glücklicherweise hat sich Gisi in Simmern gut eingewöhnt.

Leider mussten wir auch ein, wie wir dachten. gut vermitteltes Pferd zu uns zurück holen, unseren Cornel. Aber man kann allen Menschen nun mal nur vor den Kopf gucken, hinterher ist man immer schlauer. Nach und nach fanden wir heraus, dass die junge Frau, der wir Cornel anvertraut hatten, um sich herum ein Lügengebilde aufgebaut hatte und selbst ihr eigenes Pferd nicht mehr versorgen konnte. Glücklicherweise hat Cornel keinen ernsthaften Schaden genommen, weil wir rechtzeitig darauf aufmerksam wurden, dass etwas nicht stimmte. Cornel und Skin Man, das Pferd von der jungen Frau, hängen extrem aneinander. Durch den glücklichen Umstand, dass die junge Frau ihn unter Eigentumsvorbehalt gekauft und noch nicht vollständig bezahlt hatte, konnten wir "Skinny" der Voreigentümerin zum "Schlachtpreis" abkaufen. Beide dürfen jetzt zusammen ihr Leben bei genügend Futter und viel Bewegungsfreiheit in der Offenstallanlage Gut Pottdeckel bei Rheinberg am Niederrhein genießen. Es war nicht einfach, so spät im Jahr einen Platz für die beiden zu finden, denn Skinny kann nicht in Boxenhaltung stehen. Er ist ein "ausrangiertes" Galopprennpferd und geht in einer Box die Wände hoch. So waren wir sehr erleichtert, als Gut Pottdeckel sich bereit erklärte, die beiden noch im November aufzunehmen. Denn neue Pferde lassen sich immer am besten während der Weidesaison in die Herde integrieren, weil dann mehr Platz zum Ausweichen ist. Zumindest die Welt von Cornel und Skinny war wieder in bester Ordnung.

Dezember 2013

Ein neues Pferd kommt selten allein, so schien es uns, denn nach Skin Man kam noch ein Notfall auf uns zu - der erst acht Jahre alte Wallach Wolkentanz. Seine Besitzerin hatte ihn mit Ankaufsuntersuchung bei einer Händlerin gekauft und war nach Strich und Faden betrogen worden.

Denn "Woo" litt unter spinaler Ataxie und Kissing Spines, beides Erkrankungen, die ein Pferd in der Regel unreitbar machen. Woos Besitzerin führte einen Rechtsstreit gegen die Händlerin, den sie auch gewann, aber dann hätte sie Wolkentanz an die Pferdehändlerin herausgeben müssten. Das wäre vermutlich das Todesurteil für Wolkentanz gewesen. Der einzige Weg, Wolkentanz vor seinem Schicksal zu bewahren, war, ihn zu verschenken. Obwohl es die Spendenlage eigentlich nicht erlaubte, nahmen wir Wolkentanz auf. Denn seine Besitzerin hatte den Mut bewiesen, wirklich im Sinne des Pferdes zu handeln. Wenn sie Pech hat, könnte ihr der Richter sogar den Titel gegen die Pferdehändlerin, also den Anspruch auf Erstattung des Kaufpreises für Wolkentanz, aberkennen. Dieses Risiko wären nicht viele Menschen für ein Pferd eingegangen, denn hier ging es immerhin um ein paar Tausend Euro. Außerdem hat sie durch den Prozess erreicht, dass nun die Kripo gegen die Händlerin ermittelt, nachdem sich fast 30 Menschen am Niederrhein gemeldet haben, die auch ein krankes Pferd von der Händlerin gekauft haben. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass so der Händlerin tatsächlich das Handwerk gelegt werden kann.

Dann erhielten wir noch einen Hilferuf aus Bielefeld - die Pächterin eines Hofes bei den Bethel'schen Anstalten musste dringend ihr lädiertes Bein operieren lassen und zuvor ihre Ziegenherde, mehrere Gänse und auch Pferde unterbringen. Unsere Spendenlage ließ die Aufnahme von noch mehr Pferden keinesfalls zu, aber wir konnten in Simmern noch zwei Ziegen aufnehmen und in Rehden vier Gänse. So zogen am 8.12. die Ziegen Engelchen und Heidi von Bielefeld um in den Hunsrück.

Leider gab es dann einen sehr traurigen Todesfall in Rehden - unser Schweini verabschiedete sich im Alter von nur fünf Jahren völlig "plötzlich und unerwartet" in den Himmel. Morgens lag er für immer eingeschlafen zwischen seinen Gefährten. Unser Betreuer war sehr traurig, hatte er Schweini doch schon als ganz junges Schwein betreut - Schweini war ein "Hochzeitsschwein", wurde als "Spanferkel" einem Brautpaar geschenkt. Schweini wurde nur fünf Jahre alt. Er hatte ein - verglichen mit den meisten anderen grunzenden Schützlingen bei uns- ein relativ kurzes Leben. Aber er hatte es in vollen Zügen genossen - war immer der gierigste Fresser und sein Herz deshalb vermutlich nun überfordert.

Am Wochenende vor Weihnachten holte Petra noch die vier bisher leider namenlosen Gänse aus Bielefeld ab und brachte sie in ihr neues Zuhause.