Paula 2

Die Schweinedame mit den hellblauen Augen stammt aus dem Schwarzwald und wurde im November 2012 vor der Schlachtung gerettet. Es war ein sehr glücklicher Zufall. Das Schwein war ein „Bio-Schwein“ in einem Landgasthof im Schwarzwald, wo Barbara, die in der Nähe in Kur war, zu Mittag aß. Paula tauchte plötzlich draußen im Biergarten auf, sie war aus ihrem Stall entwischt. Barbara sah das Schwein, beschloss spontan, ihm das Leben zu schenken und kaufte sie dem Gasthof ab. Statt zum nächsten Schlachthof reiste Paula kurze Zeit später dann nach Niedersachsen in unsere Pflegestelle Rehden. Oft werden wir gefragt, was es denn soll, ein Bio-Schwein zu retten, denen geht es doch gut. Aber es gibt nun mal keine „Bio-Schlachtung“ und wir stehen auch auf dem Standpunkt, dass die Tiere, die es im Leben gut hatten, wahrscheinlich auch besonders daran hängen.

Im April 2018 sind unsere Schweine alle in den Hochsauerlandkreis, nach Erflinghausen bei Meschede, umgezogen. Das Veterinäramt in Soest, wo sich eine weitere Pflegestelle für Schweine befand, hatte die Auflage gemacht, einen zweiten stromführenden Zaun zu ziehen, weil wegen der drohenden afrikanischen Schweinepest ein Kontakt mit Wildschweinen sicher ausgeschlossen werden muss. Der Zaun hätte uns aber nicht von der möglichen Stallpflicht bewahrt, wenn die afrikanische Schweinepest Deutschland erreicht. Und in Schwefe bei Soest gab es nur kleine Holzoffenställe, in denen man die Schweine nicht artgerecht hätte aufstallen können, wenn die Freilandhaltung verboten wird. Deshalb entschieden wir schweren Herzens (weil ein Umzug immer jede Menge Stress für Tier und Mensch bedeutet und natürlich auch hohe Kosten), einen neuen, möglichst sicheren Platz für unsere Schweine zu suchen. Den haben wir in Erflinghausen bei Meschede im Hochsauerland gefunden. Eine Beschreibung des neuen Zuhauses unserer Schweine finden Sie unter diesem Link. Der Platz hat den großen Vorteil, dass es im Umkreis von 1000 Metern keine Schweinemastbetriebe gibt. Wenn die Schweinepest in einem Maststall ausbricht, werden nämlich oft im Umkreis von einem Kilometer alle Schweine vorsichtshalber umgebracht….Eine schreckliche Vorstellung.

Deshalb beschlossen wir nach reiflicher Überlegung, auch die Schweine aus Rehden (Niedersachsen) nach Erflinghausen zu bringen. Denn Rehden befindet sich im Landkreis Diepholz, der nächstgelegene Landkreis ist der Kreis Vechta (die Hochburg der Schweinemast). Und in weniger als 1000 Metern Entfernung zu unserer ehemaligen Schweine-Pflegestelle Rehden befinden sich gleich zwei große Schweinemastanlagen… Das Risiko einer Tötung unserer Schweine bei Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in Rehden wäre somit hoch und deshalb erschien es sinnvoll, die Schweine umzusiedeln. Wir mussten auch handeln, bevor die Schweinepest ausbricht, denn dann tritt umgehend ein Transportverbot in Kraft und zeitgleich Stallpflicht für alle Schweine, zumindest in dem betroffenen Landkreis, unter Umständen aber auch gleich im ganzen Bundesland. Es wäre dann also zu spät gewesen.

Zurück nach Meschede: Im Mai 2019 hat das Veterinäramt eine Freilaufgelände vor dem Stall genehmigt, seit August nun genießen die Schweine gruppenweise tagsüber Freigang. Genauso gerne kehren sie aber nach ein paar Stunden wieder in ihren Stall zurück und legen sich ins Strohbett. Zur Bewegungsmotivation dienen große Futtertrommeln, die mit Mais gefüllt werden, der herausrieselt, wenn die Schweine die Trommeln über das Pflaster rollen. Die Front des 680 qm großen, von uns gepachteten Stalles ist offen, morgens scheint die Sonne von vorne herein und abends von hinten. Falls die Stallpflicht kommt, könnten sich die Schweine also immer noch sonnen. Da die Fläche vor dem Stall mit einem doppelten Zaun versehen ist, dürfte die Front auch offen bleiben, wenn die Schweinepest Deutschland erreicht. Denn durch den zweiten Zaun sind unsere Schweine im Stall vor einem Kontakt mit Wildschweinen sicher.

Paula 2 lebt in Meschede

(im Hochsauerland)

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