Wickie
Die vermutlich 2014 geborene ostfriesische Milchschafdame stammt aus einer Schäferei in Niedersachsen und wurde im April 2020 zusammen mit rund 100 weiteren Schafen vom Veterinäramt Diepholz beschlagnahmt.
Die Herde war schwer vernachlässigt, die Tiere hatten kein Wasser und viel zu wenig Futter, waren extrem abgemagert und litten unter starkem Wurmbefall.
37 bereits gestorbene Schafe wurden in einem Stall entdeckt – der Halter hatte sich noch nicht einmal um die Beseitigung der Tierleichen gekümmert.
Leider werden die Veterinärämter auf Tierschutzmissstände fast immer zu spät oder auch gar nicht aufmerksam, deshalb muss man schon heilfroh sein, wenn überhaupt Tiere beschlagnahmt und unzuverlässige Tierhalter zur Rechenschaft gezogen werden.
Aber durch die Beschlagnahmung entgehen „Nutztiere“ leider in der Regel auch nicht der Schlachtung. Sie werden an einen anderen Betrieb übergeben, der sie auffüttert, bis sie wieder „vermarktungsfähig“ sind.
Wickie hatte aber Riesenglück: Unsere Pflegestelle Rehden hatte gerade Platz für einige Schafe und Betreuer Hartmut war auf die beschlagnahmte Herde aufmerksam gemacht worden.
Der Händler, der sie übernommen hatte, gab bereitwillig acht Schafe und eine Ziegenmama mit ihren beiden Kindern zum Schlachtpreis an Schutzengel für Tiere ab.
Er scherte die Schafe kostenlos und brachte sie auch zu uns in die Pflegestelle. Wir stellen immer wieder fest, dass „Viehhändler“ uns gerne benutzen, um dann doch auch mal ein, wenn auch kleines, gutes Werk zu tun.
Es ist aber jedes Mal schrecklich, in solchen Ställen Tiere zur Rettung auswählen zu müssen, in dem Wissen, dass alle anderen zum Schlachthof fahren müssen.
Einen Tag, nachdem Hartmut Ritter und Petra Wintersohl die glücklichen Schafe bei dem Händler ausgesucht hatten, brachte Wickie dort noch ihre Tochter Wölkchen zur Welt. Es war ein großes Glück für die beiden, dass Wölkchen weiblich ist, denn so konnte auch Wickie mit ihrem Kind gerettet werden.
Ein zweiter junger kräftiger Bock hätte nicht mehr dazu kommen dürfen. Zwar sind alle männlichen Tiere natürlich kastriert, aber trotzdem betrachten Schafböcke einander als Konkurrenten und bringen Unruhe in die Herde. Und in der Pflegestelle sind auch sechs betagte Moorschnuckendamen zu Hause, denen das nicht gut täte.