Finja

Das Telefon im Büro von Schutzengel für Tiere e.V. ist selten ruhig, aber der Anruf am Morgen des 1. Dezember 2018 sollte Petra Wintersohl und ihre Bundesfreiwillige Miriam Nolte länger beschäftigen. Eine sehr besorgte Dame war am anderen Ende der Leitung. Sie erzählte, dass sie auf dem Weg zur Arbeit in einem Waldstück eine Ziege gesehen hatte, was sehr ungewähnlich ist, da es in der Gegend keine Ziegenhalter gibt.

Am selben Tag fuhren Petra und Miriam zu der beschriebenen Stelle., sie parkten an der stark befahrenen Straße, eilten den Grünstreifen entlang und gingen die letzten Meter sehr langsam, um die Ziege nicht zu verschrecken. Dann sahen sie das arme Tier – struppig und mager. Verängstigt schaute es seine Besucher an. Petra öffnete die Tür sehr vorsichtig, um zu testen, wie die Ziege reagiert. Drei behutsame Schritte konnte sie in Richtung der Ziege gehen, doch dann bekam diese Angst und verkrümelte sich wieder in den Wald. Miriam und Petra legten noch mitgebrachtes Heu an die Stelle, wo die Ziege im Wald verschwunden war, fuhren erstmal wieder nach Hause und übelegten, wie man dem armen Tier nun so schnell wie möglich helfen könnte.

Am 10. Dezember wurde der zweite Versuch gestartet, Finja in Sicherheit zu bringen. Petra parkte das Auto mit Miriam und ihrem Mann Martin wieder am Wildzaun nahe der Tür, wo Finja zum Glück auch an diesem Morgen schon wartete. Finja blieb ruhig, sie war so hungrig, dass sie sofort ihre Scheu überwand und fraß. Finja konnte dann überrumpelt und sicher fixiert werden. Sie wehrte sich und musste zu ihrem Glück gezwungen werden. Schnell war Finja sicher verladen. Unsagbar erleichtert erreichten die Drei mit Finja den Hof der Wintersohls, wo schon der Anhänger vorbereitet war. Dort konnte Finja sich nun erst mal von den Strapazen im Wald erholen. Es gab Heu, eingeweichte Rübenschnitzel mit Haferflocken, Äpfel und Möhren und zur Sicherheit auch eine Wurmkur, da Finja ja länger in der „Wildnis“ gehaust hatte. Sie hatte die Zeit im Wald erstaunlich gut überstanden. Nach ihrem Umzug in unsere Pflegestelle für Ziegen und Schafe nach Simmern im Hunsrück durfte sie den Rest ihres Lebens verbringen.

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