Lord

Der kräftige holländische Warmblutwallach O´Lord war früher Springpferd. Wurde von Turnier zu Turnier gebracht und hatte mehr Flugmeilen hinter sich als so mancher Zweibeiner. Er gehörte einem Schweizer Geschäftsmann, der zuerst O´Lords treue Dienste honorierte und den Wallach, als der nicht mehr ganz so leistungsstark war, einem Freund als Springpferd für leichtere Prüfungen zur Verfügung stellte. Auch als O´Lord nicht mehr springen konnte, sorgte der Besitzer weiter für ihn, finanzierte seinen Lebensabend auf Gut Pottdeckel am Niederrhein, einem Rentnerplatz für Pferde.

2015 aber liefen die Geschäfte nicht mehr so recht rund und alle unnötigen Kosten mussten reduziert werden. Dazu zählte leider auch der treue O´Lord. Es gab dann aus der Schweiz einen Anruf auf Gut Pottdeckel, man solle das Pferd doch bitte zum Metzger bringen. Zum Glück für O´Lord brachte man das dort aber nicht übers Herz sondern wandte sich an unseren Verein, der auch Pferde auf Gut Pottdeckel (Pflegestelle Rheinberg) in Pension gegeben hat, Skin Man, und Wolkentanz. Und als ob Lord es schon geahnt hätte, freundete er sich mit unserem Wolkentanz an. So konnten wir gar nicht anders, als Lord zu übernehmen. Lord war ein sehr freundlicher Wallach, der gleich auf jeden Besucher zuging und nach Leckerlies suchte.

Lord und Wolkentanz waren wie ein altes Ehepaar. Hingen ständig zusammen und schmusten miteinander. Einfach rührend. Im Herbst 2018 begann Lord aber dann abzubauen, lief plötzlich sehr schlecht. Schon lange war er auf der Hinterhand „durchtrittig“, aber das ist bei einem Pferd, das lange im Springsport war, leider nichts Ungewöhnliches. Nach Akupunktur ging es ihm noch einem deutlich besser, sehr zur Freude von Wolkentanz, denn zuvor hatte Lord sich schon von ihm zurückgezogen. Kein gutes Zeichen.

Den Winter über hielt er sich tapfer, wurde mit Kraftfutter zugefüttert und ein Blutbild zeigte keine organischen Auffälligkeiten, auch ein Wurmbefall war ausgeschlossen. Leider baute er schleichend immer weiter ab, zum Ende des Winters dann rapide. Obwohl er den ganzen Tag an der Heuraufe stand, auch seine Zähne waren in Ordnung, er konnte noch problemlos Heu kauen. Der Tierarzt vermutete einen Tumor. Es muss schrecklich sein, nach Kräften zu futtern und trotzdem immer weniger zu werden. Deshalb ließen wir den braven O´Lord am 16.04. einschläfern, bevor er sich gequält hätte.

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