Finja

Das Telefon im Büro von Schutzengel für Tiere e.V. ist selten ruhig, aber der Anruf am Morgen des 1. Dezember sollte Petra Wintersohl und ihre Bundesfreiwillige Miriam Nolte länger beschäftigen. Denn eine sehr besorgte Dame war am anderen Ende der Leitung. Sie erzählte, dass sie auf dem Weg zur Arbeit in einem Waldstück eine Ziege gesehen hatte, was sehr ungewähnlich ist, da es in der Gegend keine Ziegenhalter gibt. Am selben Tag fuhren Petra und Miriam zu der beschriebenen Stelle. Zum Glück ist der Wald neben der stark befahrenen, zweispurigen Bundesstraße zum Schutz von Mensch und Tier mit einem Wildzaun gesichert. Sie stellten das Auto an einer nahe gelegenen Bushaltestelle ab und liefen bis zu einer Tür im Zaun. Die war offen. Die beiden kämpften sich ein paar Meter durch das dichte Gestrüpp. Doch da wurde schon klar, das Gebiet ist riesig und unübersichtlich. Aber sie entdeckten leider keine Spur der Ziege. Danach fuhren sie auf die Rückseite des Waldstückes und suchten dort weiter. Auf der Fahrt nach Hause suchten sie noch einmal den Zaun ab und entdeckten die Ziege doch noch.

Miriam und Petra parkten, eilten den Grünstreifen entlang und gingen die letzten Meter sehr langsam, um die Ziege nicht zu verschrecken. Dann sahen sie das arme Tier – struppig und mager. Verängstigt schaute es seine Besucher an. Petra öffnete die Tür sehr vorsichtig, um zu testen, wie die Ziege reagiert. Drei behutsame Schritte konnte sie in Richtung der Ziege gehen, doch dann bekam diese Angst und verkrümelte sich wieder in den Wald. Miriam und Petra legten noch mitgebrachtes Heu an die Stelle, wo die Ziege im Wald verschwunden war, fuhren erstmal wieder nach Hause und übelegten, wie man dem armen Tier nun so schnell wie möglich helfen könnte.

Tags darauf fuhren Petra und Miriam wieder zu der Ziege. Sie gaben ihr den Namen Finja. Sie brachten ihr Heu, eingeweichte Rübenschnitzel und einen Mineralleckstein, damit sie wieder etwas Kraft tanken konnte und Vertrauen fasst. Zwei weitere Tage lang fuhren beide zweimal täglich zu Finja, um ihr etwas zu fressen zu geben und sie wieder an menschliche Nähe zu gewöhnen. Doch das Wetter wurde sehr schlecht und deshalb versuchten sie bereits am nächsten Tag, Finja mit ein paar Helfern einzufangen.

Aber obwohl Miriam und Petra wie immer allein zu Finja hinein gingen und die ihr fremden Personen zunächst in etwas Entfernung an der Straße stehen geblieben waren, ahnte Finja etwas und ließ niemanden nahe heran. Es fiel Miriam und Petra schwer, aber sie beschlossen, Finja nur noch alle zwei Tage zu besuchen und mit Futter zu versorgen. In der Hoffnung, Finja vergäße dann vor Hunger die Menschen in ihrer Nähe.

Am 10. Dezember wurde der zweite Versuch gestartet, Finja in Sicherheit zu bringen. Petra parkte das Auto mit Miriam und ihrem Mann Martin wieder am Wildzaun nahe der Tür, wo Finja zum Glück auch an diesem Morgen schon wartete. Finja blieb ruhig, sie war so hungrig, dass sie sofort ihre Scheu überwand und fraß. Finja konnte dann überrumpelt und sicher fixiert werden. Sie wehrte sich und musste zu ihrem Glück gezwungen werden. Schnell war Finja sicher verladen. Unsagbar erleichtert erreichten die Drei mit Finja den Hof der Wintersohls, wo schon der Anhänger vorbereitet war. Dort konnte Finja sich nun erst mal von den Strapazen im Wald erholen. Es gab Heu, eingeweichte Rübenschnitzel mit Haferflocken, Äpfel und Möhren und zur Sicherheit auch eine Wurmkur, da Finja ja länger in der „Wildnis“ gehaust hatte. Sie hat die Zeit im Wald aber erstaunlich gut überstanden. Nach ihrem Umzug in unsere Pflegestelle für Ziegen und Schafe nach Simmern im Hunsrück darf sie den Rest ihres Lebens verbringen. Bis dahin musste sie im Anhänger bleiben, wo sie sich auch sehr wohl fühlt – nach der Zeit im Wald muss der trockene Anhänger mit dem weichen Strohbett ein Paradies für sie sein.

Wir suchen nun dringend Paten für Finja, damit sie ein sorgenfreies Leben führen kann.

Finja lebt in Simmern

in Rheinland-Pfalz

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