Hannibal

Hannibal wurde als „normales Mastschwein“ zusammen mit seinem Gefährten Nero im Herbst 2009 auf einem Hof in Ostwestfalen geboren. Die Zustände dort waren aber so schlimm, dass das Veterinäramt auf den Plan gerufen wurde. Hannibal und Nero waren stark unterernährt, der Amtsveterinär beschlagnahmte sie. Glücklicherweise beantragte er auch gleich ein Schweinehaltungsverbot für diesen Bauern. Dieser Amtsveterinär nahm seine Verpflichtung gegenüber dem Tierschutz wirklich ernst, denn er sprach den Bund für Tier- und Naturschutz in Ostwestfalen an. Der bat uns um Hilfe. Leider war seinerzeit nur in der damals noch bestehenden bayrischen Pflegestelle Monheim Platz für weitere Schweine, also weit weg. Junge Schweine verkraften einen Transport aber recht gut, wenn das Wetter nicht zu heiß ist und die Schweine acht Stunden vor dem Transport nicht mehr gefüttert werden. Denn bei vollem Magen schlägt die Aufregung furchtbar auf den Kreislauf. In Monheim bekamen Hannibal und Nero im Sommer ein schönes kleines Außengehege mit Suhle.

2013 war die betreuende Familie in Monheim dann leider zeitlich überfordert und Hannibal und Nero zogen um ins niedersächsische Rehden. Dort genossen die Schweine von Mai bis September Freilandhaltung, von Oktober bis April wohnten sie im Stall, weil in Rehden wegen der Nähe zum Moor die Flächen im Winter meistens unter Wasser stehen.

Im April 2018 sind unsere Schweine alle in den Hochsauerlandkreis, nach Erflinghausen bei Meschede, umgezogen. Das Veterinäramt in Soest, wo sich eine weitere Pflegestelle für Schweine befand, hatte die Auflage gemacht, einen zweiten stromführenden Zaun zu ziehen, weil wegen der drohenden afrikanischen Schweinepest ein Kontakt mit Wildschweinen sicher ausgeschlossen werden muss. Der Zaun hätte uns aber nicht von der möglichen Stallpflicht bewahrt, wenn die afrikanische Schweinepest Deutschland erreicht. Und in Schwefe gab es nur kleine Holzoffenställe, in denen man die Schweine nicht artgerecht hätte aufstallen können, wenn die Freilandhaltung verboten wird.

Deshalb entschieden wir schweren Herzens (weil ein Umzug immer jede Menge Stress für Tier und Mensch bedeutet und natürlich auch hohe Kosten), einen neuen, möglichst sicheren Platz für unsere Schweine zu suchen. Den haben wir in Erflinghausen bei Meschede im Hochsauerland gefunden. Eine Beschreibung des neuen Zuhauses unserer Schweine finden Sie unter diesem Link. Der Platz hat den großen Vorteil, dass es im Umkreis von 1000 Metern keine Schweinemastbetriebe gibt. Wenn die Schweinepest in einem Maststall ausbricht, werden nämlich oft im Umkreis von einem Kilometer alle Schweine vorsichtshalber umgebracht. Eine schreckliche Vorstellung.

Deshalb beschlossen wir nach reiflicher Überlegung, auch die Schweine aus Rehden nach Erflinghausen zu bringen. Denn Rehden befindet sich im Landkreis Diepholz, der nächstgelegene Landkreis ist der Kreis Vechta (die Hochburg der Schweinemast). Und in weniger als 1000 Metern Entfernung zu unserer ehemaligen Schweine-Pflegestelle Rehden befinden sich gleich zwei große Schweinemastanlagen… Das Risiko einer Tötung unserer Schweine bei Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in Rehden wäre somit hoch und deshalb erschien es sinnvoll, die Schweine umzusiedeln. Wir mussten auch handeln, bevor die Schweinepest ausbricht, denn dann tritt umgehend ein Transportverbot in Kraft und zeitgleich Stallpflicht für alle Schweine, zumindest in dem betroffenen Landkreis, unter Umständen aber auch gleich im ganzen Bundesland. Es wäre dann also zu spät gewesen.

Zurück nach Meschede: Hier und wahrscheinlich auch anderswo wird derzeit keine Freilandhaltung mehr neu genehmigt, unsere Schweine müssen zumindest vorerst also im Stall bleiben. Aber die Front des 680 qm großen von uns gepachteten Stalles ist offen, morgens scheint die Sonne von vorne herein und abends von hinten. So können die Schweine sich auch im Stall sonnen und haben Lebensqualität. Und auch wenn die Stallpflicht kommt, darf die Front offen bleiben. Denn die Fläche vor dem Stall haben wir zusätzlich eingezäunt, so dass ein Kontakt mit Wildschweinen ausgeschlossen werden kann.

Hannibal lebt in Meschede

(im Hochsauerland in NRW)

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