Kanut

Im Dezember 2015 wurden die Schutzengel für Tiere nach Werne bei Dortmund in einen Stall gerufen, um Kanut zu helfen. Ein Hengst, der sich normalerweise ziemlich erhaben präsentieren sollte. Knut aber, wie er wegen seiner gutmütigen, ruhigen Art von seiner Retterin Steffi getauft wurde, wirkte traurig und in sich gekehrt, so gar nicht wie ein königlich niederländisches Warmblutpferd (KWPN). So nennt sich die Rasse, der er angehört. 12 Jahre lang war Knut als Deckhengst von Gestüt zu Gestüt gereicht worden. Dann erkrankte er an einem Atemwegsinfekt, der wohl nicht richtig auskuriert wurde. Deckhengste leben leider oft unter nicht gerade pferdegerechten Haltungsbedingungen, sie stehen isoliert von ihrer Herde. Zwar bestreitet das Knuts letzter Besitzer, ein Pferdezüchter, vehement, aber bei ihm scheint Knut sein Dasein überwiegend im Stall gefristet zu haben, denn mangelnde Frischluft ist meist auch schuld daran, dass ein Atemwegsinfekt chronisch wird. Dieser Zustand wird auch „Dämpfigkeit“ genannt. Das Krankheitsbild ist vergleichbar mit der COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) beim Menschen.

Als der Züchter Knut dann aus dem „Geschäft“ nehmen musste, verkaufte er den Hengst an eine Freizeitreiterin. Die stallte ihn zusammen mit einem zweiten Pferd auf dem Hof in Werne ein. Dabei hatte sie noch nicht einmal das Geld, um den Kaufpreis von Knut zu entrichten, wie sich später herausstellte. Bei Nacht und Nebel verschwand sie zwei Monate später, blieb die Stallmiete schuldig und ließ –eigentlich unvorstellbar- beide Pferde auf dem Hof zurück. Das ist für Hofbesitzer, die nun mal leider in erster Linie wirtschaftlich denken müssen, eine ganz üble Situation. Dieser in Werne hatte Glück, das andere Pferd war noch voll reitbar und ließ sich problemlos, zum Glück auch in gute Hände, verkaufen. Der Erlös deckte die rückständige Stallmiete für beide Pferde. Aber wohin mit Knut, da ja niemand mehr für ihn bezahlte? Einen Hengst unterzubringen, ist alles andere als einfach, weil man dafür besonders stabile Zäune braucht und es in der Regel ein Riesentheater gibt, wenn der Hengst rossige Stuten wittert. Der Hofbesitzer nahm Kontakt mit Knuts Vorbesitzer auf und war erleichtert, als der Züchter erklärte, Knut gehöre ihm noch und er werde ihn abholen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hustete Knut kräftig und seine Hufpflege war lange vernachlässigt worden. Daraufhin erklärte der Züchter, Knut vom Hof weg in Belgien schlachten zu lassen. Dort sind die Schlachtpreise höher als in Deutschland und der Stress für die Pferde bei der Schlachtung durch die Größe der Schlachtbetriebe entsetzlich. Zu Knuts Glück hatte Steffi, die damalige Lebensgefährtin des Hofbesitzers, Knut sehr liebgewonnen und konnte den Gedanken, dass dieses gutmütige, den Menschen ergebene Pferd nun sterben sollte, weil der Züchter ein letztes Geschäft auf Kosten von Knut machen wollte, nicht ertragen. Die große Tierfreundin Steffi hat aber selbst schon zwei nicht mehr reitbare Pferde zu finanzieren, und konnte deshalb selbst für Knuts Pensionskosten nicht aufkommen. Bei ihren Bemühungen, das Leben von Knut zu retten, landete sie über drei Ecken schließlich am Schutzengel-Telefon.

Wir schafften es, den „Schlachtpreis“ von 500 EUR auf 350 EUR zu drücken und kauften Knut dem Züchter ab. Es war immer noch zu viel Geld für ein krankes Pferd, denn in den kommenden Monaten kamen neben den Pensionskosten von 230 EUR monatlich noch reichlich Tierarztkosten auf uns zu, um Knuts Zustand zu stabilisieren. Aber entscheidend war, dass wir bei seinem Freikauf nicht mehr Geld bezahlt haben, als der Schlachthof gegeben hätte. Denn dann stürzt man mit der Rettung eines Tieres u.U. mehrere andere Tiere ins Unglück, die der Metzger von dem Gewinn kauft. Das darf nicht sein.

Knuti war also gerettet, aber die nächsten Monate waren deprimierend, denn Knut erlitt insgesamt sieben Asthmaanfälle, bevorzugt am Wochenende (wo der Tierarzt empfindlich hohe Wochenendzuschläge für die Behandlung verlangt). Aber es half Knut immer nur intravenös gespritztes Kortison. Danach ging es ihm immer gleich viel besser, aber der Tierarzt sagte jedes Mal, das bleibt nicht so, man solle Knut besser gleich einschläfern lassen. Wir wollten aber nicht aufgeben und ließen ihn cranio-sacral behandeln, er bekam chinesische Heilkräuter und Akupunktur, Schüsslersalze und Homöopathie. Nach der cranio-sacralen Behandlung lief ihm der Schnodder in dicken Fäden aus den Nüstern und wir schöpften Hoffnung. Zumal die Therapeutin Knut auch sehr schnell lieb gewann und ihn sehr preiswert behandelte. Knut war so glücklich auf der Weide in seiner Wallachgruppe und blühte zwischen den Asthmaanfällen sichtlich auf.

Im Juni geschah dann, wovor wir alle Angst hatten - das intravenös gespritzte Kortison schlug beim nächsten Asthmaanfall nicht mehr an. Der Tierarzt redete wieder auf uns ein, wir sollten Knut endlich einschläfern lassen. Da Knut aber immer noch fraß und nicht wirklich den Eindruck machte, sterben zu wollen, beschlossen wir, ihn erst einmal mit Rescue-Tropfen (Bachblüten) vollzupumpen und unsere Tierkommunikatorin zu fragen, damit Knut selbst entscheiden konnte. Sie bekam von ihm übermittelt, dass er schon müde sei, aber eigentlich nicht gehen möchte. Die Tierhomöopathin empfahl dann, es mit Phosphor für seine Lunge zu probieren und weiter die Rescue-Tropfen zu geben. Am nächsten Tag war seine Atmung zu unserer Riesenerleichterung schon ruhiger geworden und von da an bekam er keinen Asthmaanfall mehr. Immer wenn seine Atmung sich beschleunigte, gab Steffi ihm Rescuetropfen und das funktionierte erstaunlicherweise ganz prima. Die Atmung beruhigte sich schnell wieder.

Aber die Krankheitsgeschichte von Knut war leider längst noch nicht zu Ende – wir wandten uns seiner nächsten „Baustelle“ zu – seinen Zähnen. Immer wenn er flehmte, sahen wir, dass seine Schneidezähne zu lang waren. Das Flehmen sehen Sie rechts auf dem Foto, ein typisches Verhalten vor allem bei Hengsten, wenn sie etwas Leckeres riechen, oft Urin von rossigen Stuten. Da Knut sein Heu aber fraß, ohne daraus Röllchen zu fabrizieren, dachten wir, dass es „nur“ die Schneidezähne sind, die gekürzt werden müssen. Bei ernsten Zahnproblemen können Pferde ihr Heu nämlich nicht mehr kauen, sie spucken es normalerweise als dicke nasse Rollen wieder aus. Das tat Knut nicht – gelegentlich hustete er beim Fressen – aber da vermuteten wir seine Atemwegserkrankung als Ursache. Für das Kürzen der Schneidezähne müssen Pferde sediert werden, deshalb war an eine Zahnbehandlung nicht zu denken, solange wir die Asthmaanfälle noch nicht im Griff hatten. Als das endlich geschafft war und im Juli dann die Pferdedentistin kam, schlug die die Hände über dem Kopf zusammen. Knut hatte einen gespaltenen Backenzahn mit einem gewaltigen Abszess darunter. Außerdem ein so katastrophales Wellengebiss, dass nur vier Zähne so aufeinander standen, dass er damit Heu kauen konnte. Mit dem vereiterten Backenzahn quälte er sich seit mindestens einem Jahr herum und es grenzte an ein Wunder, dass er noch keine Kolik bekommen hatte. Denn sein Heu musste er nahezu unzerkaut geschluckt haben. Es packte uns mächtig die Wut, denn der Züchter sagte, Knut sei auch zum Reiten nicht mehr zu gebrauchen, er mache schon beim Auftrensen immer Theater. Kein Wunder, armer Knut.

Der Dentistin gelang es, bereits bei diesem ersten Termin einen Teil des gerissenen Backenzahnes zu entfernen und den Abszess zu eröffnen, so dass Knut wenigstens da schon mal Erleichterung hatte. Nun wussten wir, warum die Tierkommunikatorin von Knut auch Kopfschmerzen übermittelt bekommen hatte. Der andere Teil des kaputten Backenzahns saß aber bombenfest, es führte kein Weg dran vorbei, Knut musste in die Klinik gebracht werden. Aber er hatte Glück im Unglück, denn der Backenzahn ließ sich ganz problemlos durch die Maulhöhle entfernen. Wenn man Pech hat, klappt das nicht, denn diese Backenzähne haben irre lange Wurzeln. Manchmal können sie nur entfernt werden, wenn von außen der Kiefer aufgebohrt wird. So etwas ist dann wirklich grenzwertig, weil mit einem langen Heilungsverlauf und hohen Kosten verbunden. So hielten sich die Klinikkosten aber mit 850 EUR vergleichsweise in Grenzen. Wir hatten extra eine ganz kleine Zahnklinik gewählt, wo der Termin so gelegt werden konnte, dass gerade keine Stuten in der Klinik waren. Knuti hatte auch die notwendige längere Sedierung sehr gut überstanden und durfte einen Tag nach der OP schon wieder nach Hause.

Petra Wintersohl kamen vor Glück die Tränen, als Knut zu Hause in seiner Box sichtlich gierig- weil wohl zum ersten Mal seit Jahren ohne Schmerzen- das erste Heu fraß und dabei einen tiefen Seufzer ausstieß. Die ganze Mühe und jeder Euro hatten sich ausgezahlt. Der Heilungsverlauf des nun leeren Zahnfaches war ganz prima, Knut musste nur sieben Tage auf sein geliebtes Kraftfutter verzichten, weil sich Getreidekörner leider mit Vorliebe in so ein leeres Zahnfach schieben. Das Zahnfach granulierte dann aber sehr schön aus, bei den Nachkontrollen war die Dentistin sehr zufrieden mit ihrem Patienten und gab uns auch einen großzügigen Tierschutzrabatt. Gesundheitlich hatte Knut nun wirklich Lebensqualität, aber inzwischen bahnte sich eine Katastrophe an - die Beziehung zwischen seiner Betreuerin Steffi und dem Hofbesitzer ging in die Brüche und Steffi musste den Hof mit ihren Pferden verlassen. Sie hätte ihren Knut liebend gern mitgenommen, aber ihr neues Domizil bot nur Platz für zwei Pferde. Steffi war kreuzunglücklich und die Schutzengel auch, denn sie mussten einen neuen Platz für den Hengst finden. Denn es gab nun auf Dauer auf dem Hof in Werne niemanden, der wirklich zuverlässig die Atmung von Knut im Auge behalten hätte. Zum Glück erklärte sich aber eine Einstallerin, die Daniela bereit, solange Knut noch keinen neuen Platz hatte, diese Aufgabe zu übernehmen. So konnte Petra ruhig schlafen und in Ruhe suchen. Das war aber gar nicht so einfach – Knut sollte nun wirklich einen endgültigen Platz finden und Petra hatte sich auch in den Kopf gesetzt, dass dieser Platz in Seenähe sein sollte. Denn auch wenn mit den Rescuetropfen und Phosphor die Asthmaanfälle verhindert werden konnten, einen Lungenschaden hatte Knut und sollte nach Möglichkeit nie mehr stickige Luft mehr einatmen müssen.

Petra telefonierte sich rund um die Nordsee, dort gibt es richtige „Kurställe“ für lungenkranke Pferde. Aber niemand wollte einen Hengst aufnehmen oder die Kosten wären unerschwinglich hoch gewesen. Schließlich landete sie am Telefon eines Westernstalles mit einem Bereich für Rentnerpferde in Offenstallhaltung bei Brunsbüttel. Dort erklärte man sich bereit, Knut in einer Paddockbox aufzunehmen.

Was ist das denn? Eine Paddockbox hat direkten Zugang nach draußen zu einem kleinen Auslauf. Das Pferd kann also immer selbst entscheiden, ob es in der Box stehen möchte oder an der frischen Luft. Das war für Knut genau richtig! Und beim Blick auf die Landkarte stellte Petra fest, dass die Pflegestelle des Vereins für die Ponys Indy und Summer in Beidenfleth nur 20km von Knuts neuem Domizil entfernt liegt. So könnte Susi, die Betreuerin der Ponys, regelmäßig auch bei Knut nach dem Rechten schauen. Allerdings hatte der neue Platz einen Haken – Knut würde wohl mit wechselnden Boxennachbarn leben müssen, weil in diesem Paddockboxenstall andere Pferde immer nur vorübergehend stehen, wenn sie krank sind und deshalb nicht in der Laufstallgruppe sein können. Der Hof ist mit fünf Sternen von der Laufstall Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Pferdehaltung ausgezeichnet. Diese Haltung im Laufstall ist besonders artgerecht, weil es eine Herdenhaltung ist, die den natürlichen Bedürfnissen eines Pferdes am nächsten kommt. Da konnte man nicht einfach ein Pferd „abzweigen“ und auf Dauer zu Knut in den Stall stellen. Dort in die Laufstallgruppen konnte man Knut als Hengst aber leider auch nicht integrieren, da bei einem Hengst immer mal wieder die Hormone verrückt spielen, wenn ihm etwas quer kommt. Kastrieren lassen konnten wir ihn mit seiner vorgeschädigten Lunge definitiv nicht mehr. Und wenn ein Hengst schon älter ist – wie Knut mit seinen 17 Jahren- lässt sich mit einer Kastration auch sein Verhalten sowieso nicht mehr beeinflussen. Im Kopf bleibt er Hengst. Feste Freundschaften mit anderen Pferden sind aber wichtig, gerade für Knut, der als Deckhengst doch so lange isoliert leben musste. Petra versprach ihm, im Norden weiter nach einem perfekten Platz zu suchen, falls der Hof in Brunsbüttel sich nicht als optimal herausstellen würde. Zumal der Hof (www.bucking-horse-stables.de) als großer Westernreitstall, der die Pferde auch im Treiben von Rindern ausbildete, nicht wirklich in unser Tierschutzkonzept für die sogenannten „Nutztiere“, passte. Aber er ist wirklich vorbildlich und professionell geführt – die Pferde dort wirkten sehr gelassen und zufrieden. Und wir waren dankbar, dass man sich dort überhaupt bereit erklärt hat, unseren Knut aufzunehmen.

Also zog Knut am 30.09.15 um nach Brunsbüttel. Für diese weite Strecke ist unser Vereinstieranhänger für ein Pferd nicht komfortabel genug und so vertrauten wir Knut einem Spediteur an, der ein Herz für den Tierschutz hatte und uns mit dem Preis ein wenig entgegenkam. Knut wirkte an dem neuen Platz ganz zufrieden, auch im Winter, wo die Wiesen normalerweise geschlossen sind, um die Grasnarbe zu schonen, durfte Knut dort netterweise zum Grasen auf seine eigene kleine Wiese. Und zu seinem Glück gab es auch für einige Monate einen festen Boxennachbarn, weil der erst im Frühjahr in die Herde integriert werden konnte. Auf den Winterpaddocks macht man das nicht, weil bei der Zusammenführung von Pferden die Rangordnung geklärt wird. Und das geht am besten auf der Weide, wo genug Platz zum Ausweichen ist. Aber dann verschlechterte sich ohne cranio-sacrale Therapie, die Knut in Werne regelmäßig bekommen hatte, seine Atmung wieder. Zu einem Asthmaanfall kam es zum Glück nicht dank der Rescuetropfen, aber die Atemfrequenz war doch höher als normal. Obwohl die Luft schon deutlich besser war als in NRW, aber Brunsbüttel ist doch noch 20 km von der Nordsee entfernt und frische Luft allein war für Knuts geschädigte Lunge leider als Therapie nicht ausreichend. Also erkundigten wir uns bei der sehr bemühten Hofbesitzerin Anki Kühl nach einer guten Cranio-Sacral-Therapeutin und uns wurde das Avalon Pferdetherapiezentrum (www.pferdetherapie-zentrum.de) wärmstens empfohlen.

Jana Hennig, Therapeutin für Pferdephysiotherapie, Osteopathie und Cranio-sacrale Therapie kam künftig einmal pro Woche und behandelte Knut, inhalierte vor allem auch mit ihm, was seiner Lunge sichtlich gut bekam, der Schleim löste sich und Knuts Atem ging wieder ruhiger. Knut arbeitete bei den Behandlungen ganz prima mit, was nicht selbstverständlich ist, denn so ein Dampf pustender Inhalationskorb ist einem Pferd ganz sicher erst mal unheimlich. Man merkte ihm an, dass er Jana vertraut und Petra fragte sie bei ihrem Besuch im Februar, ob Jana nicht evtl. auf ihrem Hof ein Plätzchen für Knut frei hätte. Da freute sich die Jana sehr und sagte, die Anki Kühl, die den Hof in Brunsbüttel führt, habe sie schon vor Wochen gefragt, ob Jana nicht Knut bei sich aufnehmen könne, weil man in Brunsbüttel nicht die Möglichkeit habe, regelmäßig mit Knut zu inhalieren. Aber Jana wollte das nicht von sich aus vorschlagen, bevor die Schutzengel sich selbst davon überzeugen konnten, dass Knut das Inhalieren tatsächlich auch hilft. Denn das hätte doch sehr nach Geschäftemacherei ausgesehen. Jana bot dann an, Knut schon zwei Tage später mit ihrem Anhänger abzuholen. Ihr Hof in Schafstedt ist nur eine halbe Stunde entfernt. Und wissen Sie was? Zwei Tage später stieg Knut wie selbstverständlich in Janas Anhänger und nahm, in Schafstedt angekommen, sofort Kontakt auf zu dem schwarzen Hengst Sandro in der Nachbarbox (Foto rechts). Der hat auch das große Glück, den Rest seines Lebens im Avalon Pferdetherapiezentrum verbringen zu dürfen. Bereits am nächsten Tag schmusten Knut und Sandro über den Paddockzaun hinweg. Jana traute ihren Augen kaum. Ihr Therapiezentrum ist eine richtige Wohlfühloase für Pferde – es gibt dort sogar eine Sauna, wo die Pferde besonders intensiv inhalieren können. Mit Sole-Sauerstoff – und Musik☺. Nach vierzehn Tagen bei Jana ging es Knut jeden Tag besser und langsam war in ihm wieder der stolze Hengst zu erkennen, der er früher einmal vor seiner Krankheit war. Kurz vor Ostern 2016 konnte Kanut kraftvoll und lebensfroh mit wehendem Schweif durch die Halle im Pferdetherapiezentrum Avalon galoppieren. Den Namen Knut hatte er abgelegt – Kanut war auferstanden. Aber im Mai begannen Wetterkapriolen, mit ständigem Wechsel von kalten zu warmen schwülen Tagen, und es ging Kanut leider schlechter. Er litt wieder unter Asthmaanfällen und nahm auch zusehends ab. Jana Hennig, seine Betreuerin, inhalierte mehrmals täglich mit ihm und wir hofften so sehr, dass sich sein Zustand wieder stabilisieren würde. Auch den schulmedizinischen Tierarzt zogen wir zu Rate, denn intravenös gespritztes Kortison hatte Kanut anfangs immer geholfen bei einem akuten Asthmaanfall. Das war zum Glück auch bis Ende Mai der Fall, aber danach leider auch nicht mehr. Kanut bekam dann täglich Kortison mit seinem Futter und ein Mittel, dass die Bronchien erweiterte, aber Ende Juni verschlechterte sich sein Zustand weiter. Der Tierarzt vermutete dann, dass Kanut einen Tumor in der Lunge sitzen hat. Bei an Krebs erkrankten Menschen erlebt man es ja auch oft, dass sie kurz vor ihrem Ende noch einmal ein Hoch erleben, wo es ihnen so richtig gut geht. So war es bei Kanut auch. Er war noch einmal der stolze Hengst von früher, präsentierte sich auch gegenüber den Stuten in Avalon. Aber er blieb dabei den Menschen gegenüber immer freundlich und brav.

Er hatte in dem Therapiezentrum noch eine tolle Zeit, wurde geliebt und umsorgt. Aber dazu gehörte auch, zu erkennen, dass der Hengst nun keine Lebensqualität mehr hatte. Schmerzen hatte er in seinem Leben genug erdulden müssen, allein schon mit dem schlimmen entzündeten Backenzahn, mit dem er weit über ein Jahr leben musste und von dem wir ihn ja zum Glück im August 2015 befreien konnten. Er sollte sich nicht quälen müssen, denn Luftnot ist etwas ganz Furchtbares, das hatte Kanut nicht verdient. Deshalb entschieden wir uns am Morgen des 29.06., Kanut einschläfern zu lassen, denn an diesem Morgen waren seine Schleimhäute leicht bläulich, ein Zeichen für gravierenden Sauerstoffmangel. Auf seiner geliebten Wiese in Avalon ging Kanut über die Regenbogenbrücke. – Janas Mutter legte, als es vorbei war, noch einen Blumenstrauß neben Kanut ins Gras.

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